Kelly
"Guten Tag die Herrschaften. Wie kann ich Ihnen behilflich sein?"
Wir sind mittlerweile in der Uni angekommen. Gerade betreten wir die leere Bibliothek, als uns eine - mir bekannte - Stimme begrüßt. Bevor ich jedoch genauer darüber nachdenken kann, woher ich diese Stimme kenne, tritt Harvey bereits an den großen Tresen, welcher die vordere Mitte des Raues ausfüllt. Zögernd gehe ich hinter ihm her, trete anschließend neben ihn. Die Frau an der Information dreht sich zu uns um und sofort weiß ich, die Stimme zuzuorden.
"Kelly?"
"Dana!" Ich habe bei dem ganzen Trubel ganz vergessen, dass ich mit der Frau, die praktisch jede Minute des Tages hier in dieser Bibliothek verbringt, bereits eine freundschaftliche Bekanntschaft gemacht habe. Meine Unsicherheit, mit welcher ich den Raum vor wenigen Minuten betreten habe, ist verschwunden. Dana kommt hinter dem Tresen hervor, um mich sofort in eine liebevolle Umarmung zu ziehen, die ich gerne augenblicklich erwidere.
"Oh, Kelly Liebes. Das ich dich nochmal sehe. Ich habe schon gedacht, du hast mich alte Dame hier unten vergessen!" Kurz überkommt mich ein schlechtes Gewissen, da ich sie tatsächlich vergessen habe, sobald ich Harvey über den Weg gelaufen bin. Ich wege ab, was ich ihr jetzt sagen könnte, denn ich will sie weder anlügen, noch möchte ich sie traurig machen. Doch Harvey durchbricht mein unschlüssiges Handeln.
"Ihr kennt euch?" Ich muss mir ein Grinsen verkneifen, als ich den verwirrten Gesichtsausdruck meines Freundes sehe. Er hat absolut keine Ahnung, was hier vor sich geht. Bevor ich auch nur dazu ansetzen kann, ihm die Sache, welche sich vor seinen Augen abspielt zu erklären, hat Dana auch schon das Wort ergriffen, nachdem sie sich von mir gelöst hat.
"Ja, junger Mann. Dieses Mädchen kennt mich und meinen Namen, so unwirklich dir das jetzt auch vorkommen mag. Sie war eine der Einzigen, welche sich am ersten Schultag ihre Materialien bei mir abgeholt hat. Und sie war die Einzige, welche mich nicht stumm ignoriert, sondern sich mit mir unterhalten hat. Dich habe ich jedoch noch kein einziges Mal hier gesehen. Und glaub mir, ich bin wirklich immer hier! Also, was machst du, zusammen mit meiner lieben Kelly zusammen?!"
Ich habe große Mühe, mein Lachen zu unterdrücken. Harveys Augen spiegeln pure Verwirrung, Entsetzen und Hilflosigkeit wieder. Ich würde ja gerne nichts tun, um zu sehen, wie er sich mit Dana rumschlägt, aber ich entschließe mich dagegen. Er tut mir langsam wirklich leid. Dennoch ist es ziemlich amüsant, ihn einmal so verwirrt und ratlos zu sehen. Mir fällt wieder ein, warum ich sie vom ersten Moment an in mein Herz geschlossen habe. Ihre Freundlichkeit und zugleich so direkte Art ist eine herrliche Erfrischung, die einem nicht oft über den Weg läuft.
"Ist schon gut Dana. Das ist Harvey." Ich trete wieder näher zu Harvey und verschränke unsere Finger miteinander, ehe ich weiter spreche. "Er ist mein Freund. Und wir, weniger er, mehr ich, brauchen deine Hilfe." Nun ist die Bibliothekarin diejenige, welche die Augen vor Erstaunen aufreißt und mit verwirrten sowie nach Erklärungen fordernden Blicken erst den Jungen neben mir und dann mich betrachtet. "Ich erkläre es dir wann anders. Also, kannst du uns helfen?" Die kleine Frau löst sich wieder aus ihrer Starre, in welche sie nach meiner Aussage gefallen ist. Sie tritt wieder hinter den Tresen und hantiert scheinbar an einem ihrer beiden PC's herum.
"Kommt ganz darauf an, wobei ich euch helfen soll. Um was geht es denn?" Harvey neben mir, scheint immer noch leicht durch den Wind, weshalb ich der Frau Antwort gebe. So ernst die Situation und der Grund auch sind, weshalb wir hier sind, ich bekomme mein amüsiertes Grinsen nicht wirklich aus dem Gesicht. Erst, als ich versuchen will, zu erklären, was denn der Grund unseres Erscheines ist. Verdammt!
"Ich... also... es ist kompliziert." Scheiße, wie soll ich ihr die Situation erklären, wenn ich sie selbst nicht einmal verstehe und erneut kurz davor bin, in Tränen auszubrechen. Ich weiß doch nicht einmal, was genau wir hier suchen, geschweige denn, was genau wir glauben, finden zu können.
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Find myself - A lie. A love. A mess.
Teen FictionKelly ist nun 19 Jahre und steckt mitten in ihrem Studium für Architektur. Als sie durch ihren Nebenjob jedoch ihre Leidenschaft für die Musik und den Gesang wieder aufleben lässt, treten ihr plötzlich Erinnerungen ins Gedächnis, welche sich allerd...