Prolog

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Hallo und herzlich willkommen zum zweiten Teil meiner EncantoFF

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Ein halbes Jahr ist vergangen, seitdem Bruno Madrigal und Sofia Padilla sich das Ja-Wort gaben. Sonderlich viel ist danach nicht mehr passiert. Von Manuel hatte kaum noch jemand etwas gehört. Seinen Obststand übernahm eine ältere Frau und er verließ mittlerweile nur noch im Notfall sein Haus. Abgesehen davon, hatte Sofias Vater ein kleines Häuschen in der Stadt bekommen und das frisch verheiratete Paar erwartete bereits in einigen Monaten ihr erstes Kind. 

Marissa Reyes freute sich sehr für die beiden, auch wenn sie sie kaum kannte. Aber sie schienen glücklich zu sein. Zumindest soweit sie das beurteilen konnte, bei ihren wenigen Besuchen in der Casita. Wobei sich diese in letzter Zeit auch häuften, was sie leider einem gewissen jungen Mann zu verdanken hatte, der ihrem kleinen Bruder dumme Flausen in den Kopf gesetzt hatte. Alejo, ihr fünf Jahre jüngerer Bruder, war nämlich seit Neustem der Meinung, er müsse sich erst einmal selbst finden und daher wäre es unmöglich, in der Bäckerei ihres Vaters zu helfen. Dabei konnten sie gerade jetzt jede Hand gebrauchen. Ihr Papá war nämlich nicht mehr der Jüngste und seit dem Tod ihrer Mutter vor ein paar Jahren, schien es ihm immer schlechter zu gehen. Auch wenn er sich das niemals eingestehen würde. Und so stand er nach wie vor jeden Morgen um 3 auf, um rechtzeitig  mit dem Gröbsten fertig zu sein. 

So kam es, dass Marissa nun von ihrem Papá zur Casita geschickt wurde, um die Madrigals hin und wieder mit verschiedenen Backwaren zu versorgen. Normalerweise hatte das nämlich immer Alejo übernommen.

Heute war es ein großer Korb voller Pandebonos, eine Art Käsebrötchen, sowie zwei Maisbrote. Abuela selbst hatte ihren Vater darum gebeten, da Julieta heute ein wenig zu beschädigt war, um sie selbst zu machen. 

Casita öffnete ihr die Tür und ließ sie eintreten. Im Innenhof bemerkte sie Sofia und Bruno, die sich bei der kleinen Sitzecke im hinteren Teil aufhielten. Knapp nickte sie ihnen zu und wandte sich zur Küche. Kurz davon blieb sie wie angewurzelt stehen, als sie Camilos lockigen Kopf dort herumwuseln sah. Genervt verzog sie das Gesicht. Der hatte ihr gerade noch gefehlt. 

"Kann ich helfen?", ertönte eine Stimme hinter ihr und sie drehte sich zu Bruno um, der plötzlich mit seiner Frau hinter ihr stand.

"Eure Bestellung.", sagte sie knapp und drückte ihm den Korb in die Hand. 

Bruno bedankte sich und brachte alles in die Küche. Marissa wollte sich gerade wieder auf dem Weg machen, da wurde sie von Sofia aufgehalten.

"Wie geht es dir, Marissa? Wie geht es deiner Familie?", wollte diese freundlich wissen und sah die Jüngere abwartend an. Diese hatte eigentlich keine wirkliche Lust auf ein Gespräch, immerhin hatte sie noch einiges zu erledigen. Anstandshalber blieb sie aber.

"Gut, danke.", sagte sie knapp und warf einen flüchtigen Blick Richtung Tür. Sie war nicht sonderlich gut darin, was simplen Smalltalk betraf. "Und wie geht es dir? Ich habe dich länger schon nicht mit Señora Estevez im Dorf gesehen."

"Nun ja, die ersten Schwangerschaftsmonate waren nicht so leicht, die körperliche Umstellung und die Übelkeit. Aber mir geht es langsam schon viel besser und ich denke, dass ich bald weiter arbeiten kann. Zumindest, solange der kleine Mann mich lässt.", sagte sie liebevoll und legte sich unbewusst eine Hand auf den noch recht flachen Bauch. Die Jüngere bewunderte sie für ihre Figur. Sie selbst hatte ja, ihrer Meinung nach, nun doch ein paar Kilos zu viel und war dazu auch noch wirklich klein geraten. 

"Ihr wisst bereits, dass es ein Junge wird?", fragte Marissa, neugierig geworden. 

Sofia aber schüttelte nur den Kopf. "Ich habe mit Bruno abgemacht, nicht in die Zukunft zu sehen, was uns betrifft. Aber ich habe einfach so ein Gefühl, weißt du, was ich meine?"

Die Jüngere nickte, aber hatte im Grunde keine Ahnung. Dennoch konnte sie nachvollziehen, dass sie ihre Zukunft nicht wissen wollte. Denn man konnte ja nie wissen, ob einem auch wirklich gefällt, was man sieht. Und die Gewissheit, dem nicht ausweichen zu können, konnte selbst einen starken Mann in die Knie zwingen. Marissa wusste das aus eigener Erfahrung. Immerhin hatte ihr Vater damals um eine Vision von Bruno gebeten und das Wissen darüber, dass er mit seiner geliebten Frau nur noch wenige Jahre hatte, hatte ihn zu einem anderen Menschen werden lassen.

Aus dem Augenwinkel sah sie Camilo aus der Küche kommen und verabschiedete sich eilig von Sofia. Auf eine Begegnung mit diesem unmöglichen Menschen konnte sie getrost verzichten.

Beinahe fluchtartig verließ sie das Haus der Familie Madrigal.


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Ein relativ kurzes Kapital für den Anfang, aber ich hoffe, es gefällt euch dennoch <3

Kritik und Anregungen sind wie immer gerne gesehen :)


Nuestro milagro, Unser Wunder (Camilo xOC)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt