Backe backe Torte

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Die Tage vergingen und Dolores' Hochzeit rückte immer näher. Marissa war wie eine Verrückte dabei, alles vor zu bereiten und übernahm nach Möglichkeit auch die Arbeit ihres Papás, zumindest soweit dieser es zuließ. Nicht selten kam sie dabei erst gegen 1 Uhr nachts ins Bett und musste bereits 3 Stunden später wieder raus.

Am Abend vor dem großen Tag stand sie immer noch in der Backstube und machte sich an dem Teig für die Hochzeitstorte zu schaffen. Inständig hoffte sie, dass sie es bis zum morgigen Tag auch wirklich schaffen würde. Immerhin lang noch jede Menge Arbeit vor ihr. Hätte sie doch nur früher damit angefangen. Jedoch war das neben all den anderen Aufgaben kaum möglich gewesen.

Kurz klopfte es an der Tür und nach einem "herein" ihrerseits, steckte die schöne Isabela den Kopf durch die Tür.

"Hola, Marissa.", sagte sie und trat vollständig ein. "Störe ich?", fragte sie dann, als sie sah, wie beschäftigt die Jüngere war und insbesondere wie es in der Backstube aussah. Der ganze Boden schien ein einziger Teppich aus Mehl zu sein und man musste aufpassen, dass man nicht ausrutschte. Ebenso kleben überall Teigreste und die Küchenutensilien waren überall verstreut.

Die Brünette zuckte nur mit den Schultern. "Ich werd es schon schaffen bis morgen.", versicherte sie hektisch und verrührte die Zutaten in der Schüssel zu einem glatten Teig.

Isabela Madrigal sah sie skeptischen, bevor sie sich auf dem Absatz herum drehte und nach draußen eilte. Seufzend sah Marissa ihr hinterher und hoffte, sie würde es nicht überall herum erzählen, dass sie hier scheinbar nicht ganz hinterher kam.

Schnell wusch sie ihre Hände und suchte anschließend nach der großem Tortenform, damit sie schon einmal einen Teil der vier stöckigen Torte backen konnte. Fehlten also nur noch drei, dachte sich und schob die Form in den Ofen. Gerade, als sie sich umdrehte, wurde die Tür wieder geöffnet. Ein wenig irritiert sah sie zu, wer da eintrat, immerhin war sie sich sicher, dass sie kein Klopfen gehört hatte. Isabela war wieder da. Doch zu Marissas Überraschung war sie nicht allein gekommen. Hinter ihr tauchten Luisa, Mirabel und auch Camilo auf. 

Die Verwirrung schien ihr ins Gesicht geschrieben zu stehen, denn Isabela lachte leise. Noch ehe die Brünette fragen konnte, was hier denn vor sich geht, verteilten sich die Madrigals in der Backstube. Luisa fing an, die verschmutzten Küchenutensilien zusammen zu räumen und zum Waschbecken zu bringen. Camilo schnappte sich den Besen, der an der Seite stand und begann vorsichtig den gröbsten Schmutz auf zu kehren, immer darauf bedacht, nichts unnötig aufzuwirbeln. Isabela und ihre jüngste Schwester kamen zu Marissa herüber.

"Also dann, was sollen wir machen?", fragte Mirabel und wartete auf die ersten Anweisungen. 

Marissa jedoch konnte sie nur verdutzt anschauen, was Isabela ein breites Grinsen ins Gesicht zauberte. "Du hast doch nicht gedacht, wir lassen dich hier allein?", kam es von der Schönen. "Na los, sag uns einfach, was wir machen müssen."

Das erste Mal, seit einer langen Zeit, fühlte die Bäckerstochter tiefe Dankbarkeit in sich aufsteigen und nickte.

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Ein kleiner Jubel brach unter den Anwesenden aus, als Marissa die letzte Dekoblume auf der Torte gerichtet hatte. Es war wirklich ein Meisterwerk geworden, da waren sie sich alle einig. Die Brünette war so unendlich dankbar für die Hilfe, sonst würde sie vermutlich noch hier stehen, wenn die Hochzeitsglocken längst erklangen. Sie wusste gar nicht, wie sie das je wieder gut machen könnte.

"Ich glaube, wir sollten dann langsam.", sagte Luisa dann schließlich und nahm ihre jüngere Schwester am Arm. Marissa umarmte die beiden noch kurz, bevor sie zur Tür gingen.

Isabela sah sie schließlich an und zauberte ihr eine kleine gelbe Blume ins Haar. "Ich weiß gar nicht, wie ich das je wieder gut machen kann.", fing Marissa an, wurde von der Schönen jedoch sofort unterbrochen. 

"Die Hauptsache ist, dass die Torte fertig ist und du dich noch ausruhen kannst, bevor es morgen los geht."

Die Brünette konnte nicht verhindern, das Gesicht zu verziehen. Eigentlich hatte sie nicht vor gehabt, bei der Feier zu erscheinen. Lediglich die Torte hin bringen und dann wieder abhauen. 

"Denk nicht mal dran!", sagte Isabela grinsend, als hätte sie ihr Gedanken lesen können. Die Angesprochene konnte nur die Augen verdrehen und nickte schließlich. Wenn sie es wieder gut machen konnte, indem sie sich eine, maximal zwei Stunden blicken ließ, dann würde sie das schon irgendwie hin bekommen.

"Isa! Komm schon!", ertönte Luisas Stimme von draußen und schon rauschte die Älteste von Julietas Töchtern davon, aber nicht ohne Marissa zum Abschied kurz zu umarmen.

Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass sie sich nun mit Camilo allein in der Backstube ihres Vaters befand. Eine Erinnerung flackerte in ihrem inneren Auge auf. Erinnerung an eine Zeit, in der Camilo hier scheinbar pausenlos ein und aus gegangen ist und ihren Vater in den Wahnsinn trieb. Damals lebte auch ihre Mutter noch. Oh, wie viel hatte sich seit dem geändert. Zum ersten Mal, seit einer langen Zeit, spürte sie eine Art Traurigkeit darüber in sich aufsteigen. Mit einem Kopfschütteln verdrängte sie dies aber wieder.

Der Gestaltwandler schien gerade selbst nicht so ganz zu wissen, was er jetzt tun sollte und steckte die Hände in die Hosentaschen. Marissa bemerkte eine leichte Spur Mehl in seinen Haaren und starrte die Stelle förmlich an. Erst jetzt viel ihr so richtig auf, dass sie sich in den letzten Stunden nicht ein einziges Mal gestritten hatten. Doch vermutlich lag das nur daran, dass sie alle mehr als genug zu tun gehabt hatten. Jetzt versuchte sie auf Teufel komm raus irgendetwas zu finden, was sie ihm an den Kopf werfen konnte, irgendwas, was ihn ärgern würde. Einfach nur um dieser Stille zwischen ihnen zu entkommen. Doch ihr wollte einfach absolut nichts einfallen. 

Camilo sah auf und blickte ihr direkt in die Augen und irgendwas... geschah. Sie konnte sich absolut keinen Reim darauf machen. Ein seltsames Gefühl breitete sich in ihrer Magengegend aus. Doch noch bevor sie darüber genauer nachdenken konnte, bracht Camilo den Blickkontakt ab und sah nach unten. "Also, gute Arbeit, würde ich sagen."

Ohne auf eine Reaktion von ihr zu warten, drehte er sich um und eilte seinen Cousinen hinterher.

Marissa schüttelte den Kopf, nachdem sie die Tür ins Schloss fallen hörte. Kurzerhand schob sie diesen merkwürdigen Augenblick auf den fehlenden Schlaf der letzten Zeit ihrerseits. 

Nuestro milagro, Unser Wunder (Camilo xOC)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt