Der nächste Morgen

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Am nächsten Morgen wurde wurde Marissa von Camilos Atem geweckt, der sie sanft im Nacken kitzelte. Es dauerte ein paar Minuten, bis ihr Versand halbwegs zum Denken bereit war. Schlagartig wird sie rot, als ihr die Geschehnisse der vergangenen Nacht wieder in den Sinn kamen. Am liebsten würde sie sich unter der Decke verstecken. Ohne darüber nach zu denken, kauerte sie sich leicht zusammen und bemerkte sofort, dass das ein Fehler war. Denn dadurch rutschte ihr Po ein wenig mehr in Camilos Richtung und sie spürte nur zu deutlich, dass auch er immer noch nackt war. Sie musste ein kleines Quiecken unterdrücken und gab sich wirklich alle Mühe, nicht sofort wie eine Verrückte aufzuspringen.

Als sie sich ein Stück bewegte, spürte sie seinen Arm, der anscheinend die ganze Nacht auf ihr gelegen hatte und sie nun noch ein wenig fester an sich zog. Ihr Mann. Oh Gott, das hörte sich auch nach allem was geschehen ist immer noch so verrückt an. Ihr Herz schien immer schneller zu schlagen.

Zaghaft umfasste sie sein Handgelenk und löste sich aus der Umarmung. Ein knapper Blick in seine Richtung, um zu schauen, ob er auch wirklich noch schlief.

Millimeter für Millimeter rutschte sie von ihm weg, bis sie schließlich die Kante des runden Bettes erreichte. Marissa atmete ein paar Mal tief durch, ehe sie sich vorsichtig aufstetzte, darauf bedacht ihn auf keinen Fall zu wecken. Denn sie hatte absolut keinen Ahnung, wie sie nun auf ihn reagieren sollte. Sie wusste ja nicht mal, wie sie selbst über alles denken sollte und wie es nun zwischen ihnen weiter gehen würde.

Marissa stand auf und schlich durchs Zimmer, um sich ein paar frische Sachen aus dem Schrank zu holen. Hastig zog sie sich an, ehe sie auf Zehenspitzen den Raum verließ. Aber nicht, ohne sich nochmal zu vergewissern, dass der Lockenkopf noch schläft. Ein leises Schnarchen ertönte aus seiner Richtung und so zog sie schmunzelnd die Tür langsam hinter sich zu.

Als sie auf dem Weg nach unten war, fiel ihr auf, dass sie ihre Schuhe vergessen hatte. Einen Moment lang überlegte sie, ob sie sie schnell noch holen sollte. Doch das würde bedeuten, dass sie ins Zimmer zurück musste und so entschied sie sich dagegen. Sie würde mit Camilo schon noch früh genug reden müssen. Aber sicher nicht jetzt. Also ging sie nun barfuß die Treppe hinunter, auch wenn Casita es ihr heute nicht wirklich leicht machte. Denn anscheinend hatte das Haus andere Pläne und wollte, dass Marissa wieder nach oben ging, denn sie stellte die Stufen auf und machte es ihr schwer, nach unten zu gelangen. Doch die Brünette ließ sich davon nicht beirren, sondern schwang sich stattdessen aufs Geländer und rutschte so bis nach unten.

Aufgeregt klapperte das Haus mit den Fliesen, was bei Marissa für ein Stirnrunzeln sorgte. Was hatte Casita denn nur?

"MH!", machte Marissa und zuckte mit den Schultern, ehe sie Richtung Küche ging. Auf dem Weg dahin fiel ihr auf, wie ruhig es ansonsten im Haus noch war. Normalerweise wären alle bereits fleißig dabei die übrig gebliebene Unordnung zu beseitigen, während Julieta in der Küche das Frühstück vorbereitete. Oder man würde Antonio lachen hören, der mit seinem Jaguar spielte. Auch von Mirabels fröhlichem Geträller oder Abuelas Zurechtweisungen war heute nichts zu hören. Alles war einfach nur still und niemand war zu sehen.

Stirnrunzelnd betrat sie die menschenleere Küche und nahm sich ein paar Reste vom Vortag. Kurz überlegte sie, ob sie vielleicht in Isabelas oder eines der anderen Zimmer schauen sollte, ob überhaupt jemand da war, entschied sich dann aber dagegen. Vermutlich waren alle einfach nur noch müde von der Feier.

Sie schnappte sich schnell noch ein Maisbrot und ging immer noch barfuß fröhlich kauend nach draußen. Vielleicht hatte sie in ihrem alten Zimmer noch ein paar Schuhe, die sie erstmal anziehen könnte. Zwar hatte sie es gestern nicht mehr geschafft, nach ihrem Vater zu sehen, doch das würde sie heute definitiv nach holen. Innerlich hoffte sie, dass ihr Bruder kein zu großes Chaos in der Backstube angerichtet hatte. Ansonsten musste sie wohl oder übel zugeben, dass er sich wirklich gut gemacht hatte.

Es dauerte nicht lange, bis sie Zuhause ankam. Auch hier war es merkwürdig ruhig, wie sie gleich beim Eintreten feststellte. Auch aus der Backstube war weder etwas zu hören, noch roch es irgendwie noch Brot oder ähnlichem.

Wieder runzelte sie die Stirn. Wenn das so weiter geht, würde sie noch schneller Falten bekommen, als ihr lieb war. Vorsichtig, um niemanden am heißen Ofen zu erschrecken öffnete sie die Tür und sah hinein. Doch, wie schon in der Casita, war hier niemand zu sehen. Nicht einmal der Ofen schien heute an gewesen zu sein, wie sie an der kühlen Luft feststellte, die ihr entgegen schlug. Ein kurzer Blick auf die Uhr genügte um sich noch einmal zu vergewissern, dass hier eigentlich bereits Hochbetrieb herrschen müsste.

Lauter als beabsichtigt zog sie die Tür zu und ging zur Treppe. Von oben hörte sie eine Bewegung und sah hinauf. Camilos Tía Julieta kam ein paar Stufen zu ihr hinunter.

Marissas Herz schien auszusetzen, als sie ihn die geröteten Augen der älteren Madrigal blickte. Sie musste sie nicht mal fragen, was los war, denn sie sah es ihr sofort an.

Während sie nicht besseres zu tun hatte, als mit Camilo die Kissen durchzuwühlen, war ihr Vater gestorben. Und sie war nicht da gewesen.

Nuestro milagro, Unser Wunder (Camilo xOC)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt