Vorbereitung

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Einige Wochen war Marissa nun schon mit Camilo verheiratet und es kam ihr wie eine Ewigkeit vor. Während sie ihrem Bruder in der Bäckerei half, war der Lockenkopf den ganzen Tag im Dorf und griff den Bewohnern unter die Arme. Wenn er nach Hause kam, schlief sie bereits und wenn sie aufstand, lag er noch im Bett. Auch beim Essen gingen sie sich soweit es ging aus dem Weg, da die Brünette dann meist bei ihrem Vater blieb. Man könnte fast meinen, es wäre alles beim Alten. Zumindest, wenn man den Ring an ihrem Finger ignorieren würde. 

"So, das hätten wir.", meinte Isabela und lies sich an einer bunten Blumenranke zu Marissa herunter. Sie bereiteten gerade die Casita für das morgige Fest vor. Der Tag, an dem sich die Gründung des Dorfes Encanto wieder einmal jährte. Neben der Brünetten kam sie zum stehen und sah sie prüfend an. "Meinst du, du schaffst das morgen?", wollte sie wissen.

Marissa runzelte die Stirn. "Es ist doch nicht die erste Gründungsfeier."

Isabela lächelte und schüttelte den Kopf, bevor sie antwortete. "Ja, aber das erste, welches du als Madrigal erlebst. Die Leute haben Erwartungen." Marissa wusste nicht, worauf ihre Freundin hinaus wollte und sah sie einfach nur verwirrte an. "Primo und du haben vor einer Woche geheiratet. Alle werden davon aus gehen, dass ihr total verliebt seid."

Da machte es Klick bei ihr. Das bedeutete, dass Camilo und sie als Paar auftreten mussten. Marissa atmete mit geschlossenen Augen tief durch und kniff sich genervt in den Nasenrücken. Das würden sie doch schon irgendwie hin bekommen, oder? Das waren ja nur ein paar Stunden.

"Wird schon.", murmelte sie und betrachtete das Haus. Es war wirklich hübsch geworden. "Ich geh mal nach Papá schauen.", fuhr sie fort, um nicht noch weiter mit Isabela reden zu müssen. Sie mochte sie ja ganz gern haben, doch hatte sie keine Lust, dass Thema Camilo wieder einmal auszudiskutieren. Bevor die Schwarzhaarige etwas erwidern konnte, eilte Marissa auch schon aus der Casita. Draußen schien ihr die Sonne entgegen und der Himmel war wolkenlos. Je näher sie den Dorf kam, desto mehr wurde das Gezwitscher der Vögel vom Leben im Dorf und den Stimmen der Einwohner übertönt. 

Auf dem Weg zur Backstube dachte sie über alles mögliche nach. Das morgige Fest, die Gesundheit ihres Vaters... ihr Leben mit Camilo. Immer wieder kamen die Zweifel in ihr hoch, ob se dieses Leben wirklich so führen konnte. Immerhin wurde diese Ehe mehr oder weniger ihrem Vater zu Liebe geschlossen. Doch, auch wenn sie da eigentlich nicht genauer drüber nachdenken wollte, würde dieser auch nicht ewig leben. Und was dann? Schuldgefühle zerrten an ihr, doch schnell schüttelte sie den Kopf, als könnte sie sie so vertreiben. 

Immer noch nachdenklich betrat sie die Backstube und blieb sogleich ein wenig irritiert stehen. Das lag jedoch nicht daran, dass ihr Bruder scheinbar durch den Rum tänzelte, während er ein volles Brett mit Broten zur Arbeitsfläche brachte, sondern vielmehr an ihrem Papá. Dieser stand nämlich, mehr oder weniger, daneben und stützte sich mit einem Arm am Tisch ab. 

"Papá, was machst du denn hier?", fragte sie besorgt und eilte hinüber um ihm unter den Arm zu greifen, aus Angst, er könnte wieder zusammen brechen. "Du solltest dich doch ausruhen."

"Mir geht es schon viel besser, Ratoncito.", meinte er beruhigend und lächelte sie an. "Señora Madrigal meinte, ich kann ruhig aufstehen, wenn ich mich danach fühle."

Marissa seufzte und nickte. Wenn Julieta der Meinung war, dann sollte sie da doch schon drauf vertrauen können, oder? "Du hättest mich doch fragen können, ich hätte dir geholfen."

"Dein Bruder war doch hier.", entgegnete der ältere Mann und nickte in die Richtung des Gemeinten. "Außerdem hast du doch sicher genug zu tun mit den Vorbereitungen für morgen."

Die Brünette lies das unkommentiert und loste ihren Papá auf den nächstgelegenen Stuhl. Es machte nicht viel Sinn, mit ihm zu diskutieren, dafür war er wohl auch ein wenig zu stur. Doch insgeheim freute es sie auch, dass es ihm nun immer besser zu gehen schien. Sie wusste nicht, was sie hätte tun sollen, wenn dem nicht so wäre. 

-.-.-.-

Am nächsten Morgen stand Marissa in Camilos, und ihrem, Zimmer und starrte sich in einem der vielen Spiegel an. Heute war es soweit. Das erste Gründungsfest, welches sie als Señora Marissa Madrigal erleben würde. Oder wohl eher, dass erste, bei dem sie generell aktiv dabei war. Die letzten Jahre hatte sie sich lediglich um einen Teil der Essensversorgung gekümmert und die Jahre davor war sie noch zu jung gewesen um überhaupt länger als bis zur Bettgehzeit dabei zu sein. 

Gedankenverloren strich sie sich eine Haarsträhne hinters Ohr und atmete tief durch. Ihr Mann war bereits unten und wartete vermutlich nur so darauf, dass seine Tía mit dem Frühstück fertig war. Wie verrückt sie das immer noch anhörte. Ihr Mann. So ganz gewöhnt hatte sie sich daran noch nicht. Was aber vermutlich auch daran lag, dass sie nicht wirklich wie in einer richtigen Ehe lebten. 

Was sollte daraus nur werden. 


-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-

Jaaaaah ich lebe noch :D

lange hats gedauert, jetzt ist das neue Kapitel endlich da. Die Blockade ist überwunden und nun geht es feuchtfröhlich wieder regelmäßig weiter :D 

Nuestro milagro, Unser Wunder (Camilo xOC)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt