Rückkehr ?

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Wie jeden Tag reinigte Marissa vor dem Mittagessen noch die Backstube. Heute jedoch zuckte sie zusammen, als sie die Haustür mit einem Lauten krachen ins Schloss fallen hörte. 

"Verdammt!", hörte sie eine Stimme rufen und wusste sogleich, wem diese gehörte. Noch ehe sie es aber so recht realisieren konnte, eilte sie hinaus und sah Camilo im Innenhof stehen. Dieser kratzte sich verlegen am Kopf, als er Marissa bemerkte. 

"Hey!", sagte er schlicht und sah auf den Strauß Lilien, die er in der Hand hielt. "Können wir reden?"

"Ich wüsste nicht, worüber.", entgegnete Marissa und ging an ihm vorbei ins Esszimmer. Vielleicht würde er ja wieder gehen, wenn sie ihn nur lange genug ignorierte?

Anders als gehofft folgte er ihr und setzte sich ungefragt an den Tisch. Ohne ein weiteres Wort deckte Marissa diesen für ihren Bruder und sich selbst. Alejo würde hoffentlich bald nach Hause kommen und sie aus dieser unangenehmen Situation befreien. 

"Marissa. Bitte. Wir müssen darüber reden." Camilo ließ nicht locker und sah sie flehend an, als sie sich ebenfalls setzte. "Komm zur Casita zurück.", meinte er schließlich, als sie nach einigen Minuten immer noch nichts gesagt hatte.

Marissa schnaubte und verdrehte die Augen. "Warum sollte ich?"

"Weil du dort Zuhause bist?" Camilo runzelte die Stirn und wirkte ein wenig irritiert. 

Marissa wurde nervös. Genau so ein Gespräch wollte sie im Moment nicht führen oder auch nur darüber nachdenken. "Ich bin hier zuhause.", hauchte sie und fummelte an der Gabel rum, die vor ihr lag. 

"Wir sind verheiratet.", meinte der Lockenkopf, als ob er sie an die Tatsache noch erinnern müsste. Natürlich hatte sie das nicht vergessen, wie konnte sie auch? 

"Ich vergaß, du bist ein Madrigal. Wie würde es denn aussehen, wenn deine Frau nicht bei dir wohnen würde. Was würden die Leute bloß denken?", fragte sie spöttisch, wagte es jedoch nicht ihn dabei an zu sehen. Sie wusste, dass es ihm gegenüber nicht fair war. Doch so war das Leben. Wenn es fair wäre, dann würde ihr Papá noch viele Jahre leben. "Und deswegen kommst du auf die Idee, dass ich wieder zurück kommen soll?"

"Nein, es war meine Idee.", ertönte es plötzlich von der Tür. Überrascht sah Marissa auf und ihr Blick trat den ihres Bruders. Dieser stand mit verschränkten Armen am Türrahmen gelehnt da und beobachtete das ganze. "Du musst langsam wieder zurück. Nicht, dass ich dich nicht gerne hier habe, aber du hast dich für dieses Leben entschieden und davor solltest du nicht wegrennen.", fuhr er schnell fort, um ihr die Möglichkeit zu nehmen, ihn anzufauchen. 

"Und wer kümmert sich dann um das Haus und die Bäckerei?", wollte Marissa ungewöhnlich ruhig wissen. Während sie das fragte schloss sie die Augen und rieb sich mit beiden Händen die Schläfen. 

"Ich.", erwiderte Alejo sogleich und grinste. "Es hat vielleicht eine Weile gebraucht, aber ich weiß jetzt, dass es genau das ist, was ich tun sollte. Das es das ist, was ich tun will. Und zur Not-"

"Hat er auch noch uns!", kam plötzlich eine fröhliche Stimme hinter Marissas Bruder. Isabelas Kopf lugte hinter Alejos Schulter grinsend hervor.

Marissa verdrehte die Augen, als sie das sah und ließ sich gegen die Stuhllehne sinken. Gegen einen Madrigal hatte sie ja noch eine Chance. Aber gegen zwei?

"Darf ich wenigstens noch essen?", fragte die junge Bäckerin leise. Sie wusste ganz genau, dass sie sie vermutlich gleich mit schleifen  würden. 

"Mamá hat gekocht. Ihr seit beide herzlich eingeladen.", erwiderte Isabela mit einem kurzen Blick auf Alejo. Dieser konnte sich das Grinsen nicht verkneifen. Essen bei den Madrigals war nichts, was irgendjemand im Dorf freiwillig absagen würde. Dafür war es einfach zu gut. 

-.-.-.-.-

Am Abend ließ Marissa sich von der Hängematte sanft hin und her wiegen. Seit einigen Stunden war sie wieder zurück in der Casita und fast fühlte es sich so an, als wäre sie nie weg gewesen. Wenn man von den überschwänglichen Begrüßungen ihrer angeheirateten Familie mal ab sah. 

Aus den Augenwinkeln sah sie einen großen Fellberg auf sich zu rennen. 

"Hey Großer.", murmelte sie und streckte die Hand nach Antonios Jaguar aus. Dieser hatte jedoch andere Pläne, als sich streicheln zu lassen und leckte ihr einmal quer übers Gesicht. "IIIHH!", machte sie und zuckte zurück. Ein wenig zu weit jedoch, denn die Hängematte begann sich zu drehen und warf sie krachend auf den Boden. 

Unbeirrt kam der Jaguar zu ihr und wollte sie schon wieder ablecken, jedoch war sie diesmal schnell genug und legte ihm sanft eine Hand auf die riesige Schnauze. "Ist gut, Großer.", meinte sie und bekam darauf hin eine leichte Kopfnuss von dem Tier. 

Von oben hörte sie Antonio rufen und schon rannte die große Katze los und eilte die Treppe hoch. Ein wenig umständlich wollte Marissa sich aufrappeln, da tauchte vor ihr mit einem Mal eine Hand auf. Dankbar ergriff sie diese und lies sich von ihrem Mann aufhelfen. 

Schwungvoller als gewollte zog er sie hoch und so krachte sie direkt gegen ihn. Ein wenig erschrocken sah sie ihn an, was ihn schmunzeln ließ. Sofort war sie sich seiner Nähe mehr als bewusst und schluckte. Ihr Herz fing an zu rasen, als sie seinen unverwechselbaren Duft einatmete. Mit einem Schlag waren diese verwirrenden Gefühle wieder da, die sie versucht hatte die letzten Wochen zu verdrängen. Camilo schien es dabei aber nicht anders zu gehen, was sie nur mehr verwirrte. 

Ihre Augen suchten die seinen und die Welt um sie herum schien still zu stehen. Selbst durch ihre Kleidung hindurch spürte die die Hitze, die von seinem Körper aus ging.  Was passierte hier nur mit ihr?

Noch bevor sich sich weiter darüber den Kopf zerbrechen konnte, beugte der Lockenkopf sich zu ihr hinunter. Überbrückte die letzten Zentimeter, die sich ihre Lippen von einander trennten. Ein kleiner Stromschlag schien sie zu durchzucken und sie seufzte in den Kuss hinein. Es war, als würde er ihr die Kraft geben, die sie die letzten Wochen verloren hatte.

Der Kuss wurde intensiver und sie schlang die Arme um den Brünetten, klammerte sich an ihn wie eine Ertrinkende. Doch war es wirklich richtig was sie hier taten? Klar, waren sie verheiratet, also sprach eigentlich nichts dagegen. Aber erwiderte er die Gefühle für sie, die sie angefangen hatte für ihn zu entwickeln? 

Camilo strich ihr mit einer Hand sanft den Rücken entlang, bevor er seinen Arm um ihre Hüfte legte und sie noch näher an sich zog. Es fühlte sich so gut an. Fast schon zu gut. 

Widerwillig löste sie sich von ihm und sah beschämt zu Boden. "Ich sollte ins Bett gehen.", flüsterte sie und lief an ihm vorbei, ohne sich auch nur einmal nach ihm um zu drehen. In ihrem gemeinsamen Zimmer warf sie sich aufs Bett und nahm sich vor, morgen mit Isabela darüber zu reden. Vielleicht würde diese ihr ein wenig Klarheit in diesem Wirrwarr der Gefühle geben. 

-.-.-.-.-

So, da wäre das mittlerweile 24. Kapitel und so langsam neigt sich die Geschichte ihrem Ende zu. Ein wenig traurig bin ich darüber schon, auch wenn die Story mit mitunter ein wenig schwer gefallen ist. Dennoch hoffe ich, dass es euch bis jetzt gefallen hat. Wenn, dann voted doch bitte <3

Ich hatte erst vor, das Kapitel wieder in einem Streit enden zu lassen, doch ich denke, gestritten haben sich die beiden jetzt langsam mal genug :D ..... oder ?

Nuestro milagro, Unser Wunder (Camilo xOC)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt