40 | Keine Wahl

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COOPER

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COOPER

Ich starre auf die Gitterstäbe vor mir, während ich auf dem kleinen, nicht gerade bequemen Bett liege. Es ist noch alles ruhig, was auch kein Wunder ist. Es ist noch viel zu früh am Morgen. Ich brauche allerdings, gar nicht mehr versuchen zu schlafen. Viel zu heftig stürzen alle meine Gedanken auf mich ein und ich würde am liebsten vor Verzweiflung schreien.

Ich kann nicht glauben, dass ich wirklich im Gefängnis bin. Noch dazu sieht es so aus, als würde das für sehr lange Zeit mein Zuhause werden.

Nach dem endlos langen Verhör gestern hat man mich irgendwann hierher gebracht. Schon bei Sienna war die Situation schlimm, aber dieses Mal ist sie aussichtslos. Diese Heather behauptet, dass sie mich erkannt hat. Da kann ich mich um Kopf und Kragen reden, es wird mir nichts bringen. Detective Howard hat mir zwar gesagt, dass Eli meine Version der Nacht bestätigt hat, aber hat auch ziemlich klar durchblicken lassen, dass es mir nicht wirklich weiterhilft.

Eli ist als meine Freundin einfach zu voreingenommen. Wahrscheinlich gehen sie davon aus, dass ich ihr vorab gesagt habe, was sie sagen soll.

Der Gedanke, dass auch Eli durch ein Verhör durchmusste, lässt mich das Gesicht schmerzhaft verziehen. Ich habe sie da mit reingezogen. Und ich kann nicht einmal behaupten, dass es unwissentlich geschehen ist. Ich wusste ganz genau, was geschehen wird. Ich habe nur immer gedacht, dass es um Sienna gehen wird und nicht, dass man mir noch eine zweite Sache anhängt.

Ich will mir gar nicht ausmalen, wie schlecht es ihr gehen muss. Ich weiß, dass sie mich liebt, und genau dafür wird sie jetzt bestraft.

Bitter denke ich, dass sie damit nicht einmal die erste Frau ist. Sienna hat mich auch geliebt und es hat ihr nur Leid gebracht.

Ich frage mich, wie das möglich ist, dass Heather behauptet, dass sie mich erkannt hätte. Tut sie es mit Absicht oder verwechselt sie mich wirklich mit jemanden? Ist es vielleicht, weil sie denkt, dass ich das mit Sienna war, dass sie sich eingebildet hat, dass ich ihr Angreifer bin? Ich verstehe es einfach nicht. Ich kenne sie nicht einmal.

Wir waren in einem Jahrgang, aber soweit ich mich erinnern kann, habe ich mit ihr noch nie ein Wort gesprochen. Detective Howard musste mir sogar erst ein Bild zeigen, damit ich ihren Namen zuordnen konnte.

Das natürlich wieder genau er für meinen Fall zuständig sein muss, war auch klar. Er konnte mich schon damals nicht leiden und hätte mich am liebsten hinter Gittern gesehen. Es gibt scheinbar nicht eine Sache, die zu meinen Gunsten läuft.

Ich sehe zu meinem Zellennachbarn rüber, der vor sich hin schnarcht. Beim ihm muss ich tatsächlich mal ausnahmsweise sagen, hätte es mich schlimmer treffen können. Es ist nicht so, dass ich begeistert von ihm bin, aber zumindest hat er mich bisher weder bedroht noch verprügelt. Ich denke, das kann man dann doch als Erfolg verbuchen. In meiner Situation muss ich wohl über jede positive Kleinigkeit froh sein.

Doch egal, wie sehr ich es versuche, etwas Positives zu sehen und nicht komplett durchzudrehen, ist es zwecklos. Ich werde Eli verlieren und nichts kann diesen Umstand auch nur ein kleines Bisschen besser machen. Wenn ich die Chance dazu bekommen hätte, hätte ich alles dafür getan, mein Leben mit ihr zu verbringen. Doch es war uns nur sehr kurz vergönnt.

Es ist egoistisch, aber ich könnte nicht dankbarer für diese Zeit mit ihr sein. Nichts hat sich je so gut angefühlt, wie sie zu haben.

Durch sie ist dieser Gang ins Gefängnis für mich aber auch noch tausend Mal schlimmer. Ich habe so viel mehr, dadurch zu verlieren. Nein, ich verliere dadurch so viel mehr und ich habe keine Ahnung, wie ich damit klarkommen soll.

***

Da man mich erst so spät gestern, hierher gebracht hat, konnte ich meinen einen Anruf, der mir zusteht, nicht mehr nutzen. Dafür bringt mich jetzt einer der Wärter zu den Telefonen.

Auch wenn es mir unglaublich schwerfällt, werde ich Eli anrufen. Natürlich will ich sie hören, aber ich weiß überhaupt nicht, was ich zu ihr sagen soll. Wenn ich sie versuchen würde zu beruhigen, wäre es einfach nur eine Lüge. Das hier wird nicht gut für mich ausgehen, so grausam diese Wahrheit auch sein mag.

Es dauert einen Moment, bis ich endlich ihre Stimme höre. Vermutlich musste sie erst diese Bestätigung machen, dass sie die Kosten des Anrufs übernimmt.

„Hey Eli", sage ich dann zärtlich zu ihr und ich kann direkt hören, dass sie weint.

„Oh Gott, Cooper", sagt sie dann schluchzend.

„Ich weiß", erwidere ich flüsternd.

„Sie haben mich nicht zu dir gelassen", sagt sie mit zitternder Stimme.

Ich seufze. „Das dachte ich mir schon. Vielleicht ist es auch besser so."

„Wie kannst du so etwas nur sagen?"

„Bitte versteh doch, Eli. Es macht doch alles nur noch schwerer für dich. Du sollst nicht wegen mir leiden."

Sie schnaubt auf. „Es gibt nichts, was das noch schwerer machen könnte. Der Mann, den ich liebe, sitzt unschuldig im Gefängnis. Was gibt es da bitte noch schwerer zu machen?"

Ich lasse meine Stirn gegen die kalte Wand sinken, um mich zu beruhigen. Ich muss stark bleiben. Sie darf nicht noch zusätzlich merken, wie mies es mir geht. Sie wird es sich denken können, aber ich will es ihr nicht auch noch vor Augen führen.

„Ich liebe dich, Eli. Bitte glaub mir das. Aber ich will nicht, dass du herkommst. Es war ein Fehler von Anfang an, dass ich das mit dir eingegangen bin, obwohl ich wusste, dass das mit mir nicht gut endet. Ich habe dich da mit reingezogen, weil ich es einfach nicht geschafft habe, mich von dir fernzuhalten. Ich hoffe, du kannst mir das irgendwann verzeihen."

Ich höre noch, wie sie etwas erwidern will, doch da ist die Zeit für das Telefonat schon vorbei. Kraftlos hänge ich das Telefon zurück in seine Verankerung und lasse mich von dem Wärter in meine Zelle zurückbringen.

Ich bin froh, dass mein Zellenmitbewohner gerade nicht da ist. Spätestens, wenn er mich mit verheulten Augen gesehen hätte, wäre es wohl vorbei gewesen, mit dem Frieden. Denn eins ist klar, Schwäche darf man hier nicht zeigen.

Ich lasse mich wieder auf das Bett fallen und starre an die Decke, während die Tränen seitlich über mein Gesicht nach unten laufen.

Detective Howard hat mir gestern noch klar gemacht, dass ich eine Entscheidung zu treffen habe. Obwohl eigentlich gibt es nichts zu entscheiden. Auch, wenn ich mich dagegen gesträubt habe, es mir einzugestehen, ich weiß, dass er recht hat und mir keine andere Wahl bleibt.

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