Primrue Mellark 3 | Kapitel 12

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Am Ende war ich doch nicht zu Cato gegangen. Zwar war ich in unsere Wohnung gegangen, um ihn zu finden, jedoch war er nicht da. Kurz hatte ich überlegt ihn zu suchen, aber ich musste mich auch auf die Mission vorbereiten. Vielleicht war es nichts großes, aber ich musste überzeugen, um weiterhin mitkommen zu dürfen. 

Selbst wenn ich Cato hätte suchen wollen, war im nächsten Moment die Tür aufgegangen und meine Mutter stand vor mir. Ihr Blick sagte alles. Sie machte sich Sorgen um mich; wollte nicht, dass ich auch dort raus ging. Das sie bereits davon wusste, konnte nur eines bedeuten. Jemand hatte gepetzt. 

Mein erster Gedanke war sofort Cato aber es hätte jeder sein können, bis auf Shade. Er hat mich mitgenommen und genau gewusst, was mein Ziel war. Warum sollte er mich danach verpetzen? 

Aber trotz ihres besorgten Blickes, hatte sie nichts gesagt. Sie hatte nicht versucht mich aufzuhalten, für was ich ihr mehr als dankbar war. Im Gegenteil. Meine Mutter brachte mir geeignete Kleidung für die Mission. Eine feste, enge Hose; passendes Shirt und eine Jacke, womit ich in der Nacht nicht auffallen würde. 

Dankbar hatte ich sie an mich gedrückt und noch über alltägliches geredet, als würde ich nicht gleich in eine von Krieg zerrüttete Welt hinaus gehen. 

Als sie ging, fühlte ich mich einen Moment verlassen. Ich wünschte mich wieder zurück in die Zeit, als ich noch ein Kleinkind war und wenn ich traurig war, einfach zu meinen Eltern bin, um mich trösten zu lassen. Heute sah ich auch die Last, die sie selber auf den Schultern trugen. Beide hatten sie genug selber durchgemacht. Das einzige was ich für sie tun konnte, war stark sein und zeigen, dass ich es schaffen würde.

Die Gedanken wühlte mich auf, weswegen ich froh war, als Nex mich geholt hatte. Natürlich hatte ich eine Tablette genommen, damit die Schmerzen in der Schulter zu ertragen waren. Der Gedanke das Fläschchen hier lassen zu müssen, machte mich ein wenig nervös, doch ich hatte keinen Platz für sie. Irgendwie würde ich es schaffen. Irgendwie schaffte ich es schließlich immer.

Niemand von meinen Team konnte ahnen, wie ich mich innerlich wirklich fühlte, als ich nun neben ihnen in der Seitengasse darauf wartete, dass wir das Krankenhaus angriffen. Es schien verlassen, was es um einiges einfacher machen würde. 

Shade schien sich selber zu meinen persönlichen Beschützer erklärt zu haben. Nah kauerte er neben mir an der Wand und blickte immer wieder unauffällig auf mich herunter. Cato tat es nicht wirklich so geschickt, wie der andere Mann aus Distrikt Zwei. Immer wieder starrte er regelrecht. Sorge spiegelte sich in seinem Blick, aber auch eine Art Verwirrung, die ich nicht verstand. 

Finn und Bryony saßen neben ihn, schienen aber vollkommen konzentriert das Krankenhaus zu sondieren. 

Nex hockte auf meiner anderen Seite und auch wenn er still da saß, spürte ich, wie er unruhig wurde. 

Flax war schon eine Minute zu lange weg, als vorgegeben. Anscheinend ist er wirklich der beste im an schleichen und wurde regelrecht eins mit den Schatten. Trotzdem war es gefährlich. 

Unauffällig drückte ich Nexs Finger kurz. Er tat es ebenfalls, auch wenn er nicht die Augen vom Gebäude weg nahm. 

Ich spürte mehr, dass etwas hinter uns war, als das ich es hörte. Fast zu gleich schnellten wir alle nach oben, wodurch Flax auf mehrere Gewehrläufe in seinem Gesicht schielte. 

„Ihr seit ziemlich schreckhaft.", grinste er im nächsten Moment, als alle sich wieder brummend zurück zogen. 

„Bericht?", knurrte Nex, woraufhin auch der Mann aus Distrikt Sieben wieder ernster wurde. 

„Das Krankenhaus ist verlassen. Niemand ist da drin."

„Alarmanlage?", wollte nun Shade wissen. 

„Kein Problem mehr.", erklärte Flax stolz grinsend. „Sollte einfach werden."

„Die berühmten letzten Worte.", murmelte Bryony und sprach damit die Gedanken von uns allen aus. 

Niemand beschwerte sich aber, als Nex das Signal gab, um los zu schleichen.

Es fühlte sich beinahe zu einfach an, als wir im Vorratsraum ankamen und die mitgebrachten Taschen füllten. Ein Teil von mir hatte sich zumindest ein bisschen Widerstand erhofft, damit ich mich beweisen konnte aber eigentlich sollte ich darüber froh sein, wie die anderen. Zumindest wurde so niemand von uns verletzt oder schlimmeres. 

Immer wieder redete ich mir das ein, während ich meine Tasche vollstopfte.

Blind packte ich alles ein, was da war, als mein Blick auf ein paar Fläschchen, mit Tabletten stieß. 

Die Beschriftung, war dieselbe, wie auf meiner; die Pillen sahen gleich aus. 

Unauffällig schaute ich zu den anderen, doch auch sie waren alle beschäftigt. 

Schnell packte ich einige der Fläschchen in meine Jacke, ehe ich die restlichen in der Tasche verstaute. 

Es dauerte nicht einmal lange, bis wir alle vollgepackt hatten und uns wieder auf den Rückweg machten. Dieses mal ging, jedoch Shade vor. Ich hörte den Schuss, schaffte es aber nicht zu reagieren.

Als Shade zu Boden ging, spürte ich den Schmerz wieder in meiner Schulter. Gleichzeitig verspürte ich keine Angst. Der Schmerz sorgte dafür, dass ich klar denken konnte. Wie von weiter ferne hörte ich Bryony aufschreien, gleichzeitig, sah ich die beiden Männer, die zu Nio gehören mussten. 

Ohne weiter darüber nachzudenken, zog ich eines meiner Messer und warf es auf den Mann, der auf Shade geschossen hatte. Gleichzeitig lief ich weiter auf den zweiten Kämpfer zu. 

Entsetzt sah er dabei zu, wie sein Partner, nun mit einem Messer in der Brust, zusammenbrach, ehe auch er seine Waffe anhob. 

Ich hörte, wie jemand meinen Namen rief; sprang jedoch bereits auf den zweiten Mann und rammte ihn mein verbliebenes Messer in den Hals. 

Das Leben wich aus seinem starren Blick und auch er brach unter mir zusammen, womit ich mehr oder minder weich auf dem Boden aufkam. 

Bryonys Stimme, war das Erste, was ich wieder Normallaut hörte. 

Desorientiert wendete ich mich zu den Anderen. Bryony hockte neben Shade und hielt ihn in ihrem Armen, während Tränen über ihr Gesicht rollten. Nex rief nach Verstärkung und ließ sich die Ärzte vorbereiten. Der Mann aus Distrikt Zwei lebte also noch, auch wenn aus der Wunde in seinem Bauch immer mehr Blut floss. 

Hängen blieb ich aber an Cato. Er schaute zu mir, doch ich konnte seinen Blick nicht wirklich deuten. 

Alles was ich wusste war, dass sein Ausdruck mir das Herz brach.


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Wie wird es weiter gehen? Was wird aus Primrue und Cato? Sagt mir, was ihr denkt.

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