Primrue Mellark 3 | Kapitel 23

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Ich spürte den kalten Boden unter mir, weswegen ich verwirrt die Augen öffnete.
Wo war ich? Hatte ich nicht gerade noch in Nexs Armen geschlafen?
Nach mehrmaligen blinzeln, gewöhnten sich meine Augen an die Dunkelheit, die mich umgab, und ließen mich panisch zurück.
Die Zelle.
Ich war wieder in der Zelle.
Sofort drückte ich mich in die hinterste Ecke, während ein kaltes Lachen mir einen kalten Schauer über den Rücken jagte.
Mein Blick flog herum und blickte in die eiskalten Augen von Nio.
„Endlich wieder wach?", fragte er kühl und ich schluckte; versuchte mir nichts anmerken zu lassen.
Innerlich überschlugen sich jedoch meine Gedanken mit der Panik um die Wette.
Wenn ich hier war, in meiner Zelle, hieß dies, dass ich alles nur geträumt hatte? War ich nie gerettet wurden? Warum hatte es sich dann so real angefühlt? Drehte ich langsam durch? Hatte Nio mir irgendetwas gegeben, damit es sich so real anfühlte?
Tränen brannten in meinen Augen, aber ich konnte sie verdrücken. Nio achtete nicht wirklich auf mich, sondern winkte zwei Friedenswächter heran, damit sie mich heraus holten.
Er wollte mich Quellen, obwohl ich mich wohl noch nie so schlecht, wie gerade, davor gefühlt hatte. Vielleicht würde ich endlich dabei sterben. Wenn dies alles nur ein Traum gewesen war, wollte ich es auch nur noch. Immer noch hier sein und wissen, wie es sein könnte, war zu viel.
Ich wehrte mich nicht, als die Friedenswächter meine Arme packten und mich nach oben zogen.
Etwas anderes wurde mir dadurch jedoch umso bewusster.
„Wo ist Trius?", wollte ich mit schwacher Stimme wissen.
Kurz schaute mich Nio leicht verwirrt an, ehe er bösartig lächelte.
„Er ist Tod. Hingerichtet. Das weißt du doch."
Alles in mir verspannte sich bei seinen Worten und ich wurde nur noch von den Soldaten mitgezogen.
Trius konnte nicht tot sein. Schließlich war er hier immer bei mir gewesen. Sie hatten ihn in Ruhe gelassen.
„Das ist nicht wahr.", brachte ich deswegen hervor, auch wenn es nicht wirklich überzeugt klang.
„Warum sollte es nicht wahr sein? Ich hab schließlich die Macht."
„Hast du nicht.", wehrte ich damit auch meine Panik ab, „Nex wird es nicht zulassen. Genau wie die anderen."
„Welche anderen?", konterte Nio kühl, was mich wieder zusammen zucken ließ.
Das durfte nicht wahr sein.
Die beiden Friedenswächter schleiften mich in einen Raum und warfen mich regelrecht auf einen Stuhl, vor ein paar Bildschirmen.
„Nexs Anhänger sind fast vollkommen ausgelöscht Primrue. Hast du das schon wieder verdrängt?" , redete Nio einfach weiter, ohne auf mein zittern zu achten.
Ich wollte nur, dass er endlich ruhig war. Er sollte einfach aufhören. Wegen mir mich auch umbringen, aber ich sehnte mich nach Frieden und Ruhe.
„Aber ich habe eine tolle Nachricht für dich.", meinte Nio und ich war mir sicher, dass die Nachricht genau das Gegenteil war, so erfreut wie er klang, weswegen ich nur vorsichtig zu ihm aufsah.
Hinter ihn sprangen die Bildschirme an, während er weiter erzählte.
„Zwei von den Rebellen haben wir leben lassen, damit du hier nicht alleine bist."
Nur vorsichtig schaute ich auf die zwei Bildschirme, die mittlerweile zwei Zellen zeigten, in denen jeweils eine Gestalte zusammengesackt, dasaß.
Ich wünschte wegschauen zu können, doch ich sah jedes Detail ihrer Folter und Qual.
Das kurz geschorene dunkle Haar, des Einen und das blonde Haar des Anderen trieben mir die Tränen in die Augen und ich spürte, wie sich das schluchzen über meine Lippen schlich, während ich selber ebenfalls zusammen sackte.
Nio hörte jedoch nicht auf, mich zu Quälen, während die Tränen über meine Wangen liefen.
„Sag hallo zu Nex und Cato."
Ich spürte wie Dunkelheit über mir zusammen schlagen wollte und ich nahm es dankbar an, da ich nicht mehr wissen wollte, was als nächstes passierte.
Als ich die Augen erneut öffnete, war es dunkel um mich herum, jedoch lag ich nun wieder eindeutig in einem Bett.
Traum? Realität? Alles fühlte sich falsch und richtig zu gleich an.
Ich wollte nicht mehr.
Mich nicht mehr bewegen oder reden oder auch nur überhaupt reagieren.
Die Tränen liefen still über meine Wangen.
Leise Schluchzgeräusche waren zu hören aber ich hatte nicht das gefühl, dass es meine waren. Alles wirkte weit weg, als ich bemerkte, wie eine Hand sich an meine Wange legte und ich meine Augen wieder schloss.
„Primrue, was ist los?", hörte ich Nexs Stimme.
Nicht real oder doch?
„Hey, sag doch etwas.", verlangte er, doch ich konnte nicht; wollte nicht.
Konnte ich nicht einfach sterben?
„Primrue es war nur ein Traum.", versuchte es Nex; erinnerte mich damit aber nur an die Worte seines Vaters.
War dies alles nur eine Wahnvorstellung?
„Primrue bitte.", bat er immer noch ruhig, doch ich konnte nicht reagieren.
Einen Moment wartete er noch, ehe er mir sanft aber lang die Lippen auf die Stirn drückte. Es erinnerte mich an einen Abschied, wobei ich nicht verstand warum. War dies nur eine weitere Wahnvorstellung? Wachte ich gleich wieder auf?
Vorsichtig kämpfte er sich unter meinen Arm hervor und stand auf, um aus dem Zimmer verschwand. Doch nicht einmal da verspürte ich irgendetwas. Nicht einmal Angst in der Dunkelheit.
Schließlich war sie vielleicht ja nicht einmal Real.
Langsam drehte ich mich herum, um meinen Kopf auf die Kissen zu betten und mich daran festzuhalten. Das einzige was mich hielt, während Tränen langsam über meine Wangen liefen.
Jedoch schaute ich verwirrt als auf einmal Catos Gesicht vor mir auftauchte.
Sein Gesicht zeigte Sorge und gleichzeitig Angst, weswegen ich zum ersten mal zumindest versuchte zu reagieren.
„Was ist passiert?", wollte Cato in Richtung Nex wissen, der nicht in meinem Blickfeld stand.
„Ich weiß es nicht. Ich wachte auf, als sie deinen Namen flüsterte und danach anfing zu weinen, während sie schlief. Kurz darauf wurde sie wach und war so.", hörte ich ihn sagen.
„Hey Kleines.", flüsterte Cato nun zu mir und strich mir die Haare aus dem Gesicht.
„Ich will nicht mehr.", brachte ich schwach hervor, wusste aber nicht einmal selber, warum ich es aussprach. „Ich weiß nicht mehr, was real ist und was nicht."
„Ich weiß.", meinte auch Cato und schaute traurig.
Eine weile starrte ich ihn nur an, ehe ich auch verstand, dass ich alles falsch angegangen war. Ich hatte mich selber hier hin gebracht, weil ich nicht einsehen wollte, wie gebrochen ich die ganze Zeit schon gewesen war.
„Hilf mir.", flehte ich deswegen unter Tränen.
Sofort strich Cato wieder beruhigend über meine Wange, ehe seine Hand dort auch liegen blieb.
„Vertraust du mir?", fragte er ebenso leise.
Ich brauchte nicht wirklich überlegen. Vielleicht zweifelte ich an mir und an meiner Realität aber ich vertraute Cato.
Deswegen nickte ich auch.

Primrue Mellark 3 | Ungewolltes VermächtnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt