Primrue Mellark 3 | Kapitel 32

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Wir waren schon eine ganze Weile unterwegs, kamen aber nicht wirklich schnell voran, da immer wieder Soldaten unseren Weg kreuzten.
Deswegen hockten wir auch gerade schweigend in einer Gasse, wo wir geschützt von Hausmauern waren und versuchten uns auszuruhen.
„Okay, auch wenn uns klar war, das es nicht leicht werden würde, wer hat auch nicht gedacht, dass es so nervig wird?", wollte Padax wissen und grinste schief, als Flax kurz seinen Arm hob.
Einige kicherten ebenfalls kurz, ehe alle wieder verstummten und in ihren eigenen Gedanken verschwanden.
Ich tat es ebenfalls.
Einerseits fragte ich mich, wie es Cato ging und ob er und Henna klar kamen. Andererseits konnte ich nicht daran denken, dass es eventuell in ein paar Stunden vorbei sein konnte. Ich kannte Nio. Er hatte immer etwas in der Hinterhand und ich wollte nicht wissen, was es war. Dieser Mann hatte seit dreißig Jahren im Geheimen seine Machtbasis aufgebaut. Er würde nicht so einfach zu erreichen sein.
„Wie weit sind wir?", riss mich Finns Stimme aus meiner Starre und ließ mich aufschauen.
„Wir haben circa 1/5 hinter uns.", erklärte Shade, „Ein wenig haben wir noch vor uns und ich bezweifle, dass es weniger werden."
„Dann sollten wir weiter.", meinte nun auch Bryony, „Die Nacht wäre zwar mehr ein Vorteil für uns, aber wir dürfen ihm nicht zu viel Zeit geben, wirklich darauf zu reagieren."
Murrend stimmten alle zu und wir packten alles wieder zusammen, wobei mein Blick auf meine Mutter viel.
„Alles okay?", fragte ich sie, was Katniss schmunzeln ließ.
„Schatz, ich liebe dich. Aber hör auf mich zu nerven. Ich bin vielleicht ein wenig älter, als alle anderen in diesem Team aber ich kann wunderbar mithalten.", erinnerte sie mich und ich schaute betroffen zu Boden, da sie recht hatte.
Allein in den letzten Stunden, während wir angegriffen wurde, war es oft sie gewesen, die die Soldaten ausgeschaltet und uns somit das Leben gerettet hatte.
„Entschuldige.", brachte ich deswegen schnell hervor.
Sie erwiderte nichts, drückte mich im nächsten Moment jedoch fest an sich.
„Schon gut meine Kleine.", flüsterte sie, „Ich mach mir auch Sorgen aber alles wird gut, okay?"
„Okay.", erwiderte ich und zwang mir ein Lächeln auf.
Im nächsten Moment wollte ich mich zu den Anderen zurück drehen, als sich der Boden unter mir bewegte.
Kurz und kaum spürbar, weswegen ich verwirrt zu den anderen schaute.
„Habt ihr das auch gemerkt?"
Alle schauten mich fragend an, was mir zeigte, dass sie es eindeutig nicht gefühlt hatten, weswegen ich mich schon fragte, ob ich es mir eingebildet hatte. Doch da kam es wieder.
Eindeutig ein wenig stärker und es war Finn, der nun auch verwirrt schaute.
„Meinst du den Boden?", stellte er eine Gegenfragte und ich nickte.
Alarmiert standen alle auf und konzentrierten sich auf irgendwelche Bewegungen.
Eine weile kam wieder nichts, weswegen ich überlegte, was es hätte sein können, als es eine erneute Erschütterung gab, die mich von den Beinen riss.
Was zum ...?
Ohne zu verstehen, was los war, schaute ich auf, als der Boden erneut bebte. Diesesmal länger und stark genug, dass etwas vom Dach neben uns abbrach und hinunter stürzte.
„Bryony!", schrie ich und machte die Frau darauf aufmerksam, wodurch sie gerade noch so zur Seite springen konnte, ehe sie vom Metal erschlagen werden konnte.
„Verdammt lauft!", schrie Shade, als der Boden bereits wieder anfing zu beben.
Eine Falle von Nio.
Im Kapitol gab es keine Erdbeben, besonders nicht so kontrollierte, schoss es mir durch den Kopf, als meine Mutter mich auch schon nach oben zerrte.
Ich versuchte auf den wackelnden Boden nach oben zu kommen, als schon neue Hindernisse auf uns niederstürzten. Es war reines Glück das keiner von uns getroffen wurde.
Wir hatten uns hier ausgeruht, weil es viele Häuser und somit Verstecke gab. Jetzt jedoch wurde es zur Todesfalle.
Irgendwie schaffte ich es Fuß vor Fuß zusetzen und dabei nicht immer wieder auf den Boden aufzuschlagen, obwohl er mittlerweile so stark bebte, dass selbst die Straßen aufrissen. Gefährliche Krater und weitere Stolperfallen entstanden dadruch. Immer wieder rettete mich nur meine Reaktionsgeschwindigkeit, nicht in einen neu entstehenden Krater zu landen oder von irgendwelchen Teilen erschlagen zu werden.
Ich rannte und rannte, ohne auf irgendetwas anderes zu achten, bis weniger Dinge auf mich stürzten.
Als es endlich aufhörte brach ich auf dem Boden zusammen und atmete keuchend ein.
Der Staub legte sich auf mich, doch langsam wurde die Luft wieder klarer und ich konnte besser atmen. Gleichzeitig konnte ich mich auch wieder umblicken. Jedoch hatte ich nicht wirklich eine Ahnung wo ich war und mir wurde bewusst, dass ich die Anderen verloren hatte.
Zumindest hoffte ich es. Der Gedanke, als einzige dies überlebt zu haben, war zu viel für mich, weswegen ich ihn schnell weg schob.
Wir waren alle gut und schnell. Die Anderen würden ihn auch überlebt haben.
Am meisten Sorgen machte ich mir jedoch um meine Mutter. Sie war doch genau neben mir gewesen und ich wusste, dass sie ohne Probleme mit mir mithalten konnte.
Als mein Gehirn schon die schlimmsten Szenarien abspielte, kam aus der Staubwand, die immernoch in der Luft schwebte eine Gestalt auf mich zu.
Erleichtert atmete ich auf, als ich meine Mutter erkannte und auch sie schien aufzuatmen als sie mich sah.
Alles um uns herum war egal, als wir einander in die Arme fielen. Katniss schien mich noch fester an sich zu drücken, als ich sie.
„Ich hatte solche Angst um dich. Du warst auf einmal nicht mehr zu sehen und...", begann sie, doch ich unterbrach sie schnell.
„Schon gut. Ich bin okay. Bei dir auch alles in Ordnung?"
„Ja. Alles bestens.", meinte sie erleichtert und schaute sich um.
„Das war eine Falle oder?", wollte ich meine Vermutung von ihr bestätigt haben.
„Ja. Es scheint als hätte Nio in den letzten Jahren hier mehr verändert, als selbst Trius und seine Mutter wussten. Dieses Beben hat viel zu aprubt aufgehört. Als wäre es..."
„Ein Abschnitt in einer Arena.", schlussfolgerte ich und sie nickte, wobei ich dabei etwas in ihren Augen sah, was dort nur an ihren schlimmen Tagen war.
„Es erinnert dich an deinen Kampf gegen Snow oder?", vermutete ich.
Einen Moment schaute Katniss mich nur an, schien nichts erwidern zu wollen, als sie endlich nickte.
„Er hatte das Gleiche getan. Damals, als wir zu ihm wollten."
Als Finnick, Boggs, Primrose und viele Andere gestorben waren...
„Wir schaffen das Mum, schon vergessen?", versuchte ich sie aufzumuntern, auch wenn ich nicht gut darin war.
„Wir schaffen das.", stimmte sie zu und lächelte mich tapfer an.
Doch nicht lange, ehe ihr Blick auf etwas hinter mir fiel und ihre Gesichtzüge entgleisen ließ.
„Wir haben Gesellschaft."

Primrue Mellark 3 | Ungewolltes VermächtnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt