Primrue Mellark 3 | Kapitel 20

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Unsere Schuhe klangen unnatürlich Laut auf den Betonboden der Anlage, als wir so schnell wie möglich in die Hauptzentrale liefen. 

Während Nex und Dervan sich von einen Soldaten auf den neusten Stand bringen ließen, brauchte ich einen Moment um mich zu sammeln. Ich war nicht oft hier, da immer viele Menschen hier waren und die Anspannung in der Luft stand. Gerade eben, war sie regelrecht zu greifen, was mich selber nur um so nervöser machte.

„Auf den großen Schirm.", verlangte Nex neben mir und riss mich damit aus meinen Gedanken. 

Der größte Bildschirm, der von allen einsehbar war, sprang an und ein wackeliges Bild entstand. Es war eindeutig eine angezapfte Kamera des Kapitols, die das Geschehen auf einer umkämpften Straße. 

Die Kugeln, die durch die Gegend flogen, waren regelrecht zu sehen. Drei unserer Kämpfe wehrten sich noch gegen Nios Soldaten, jedoch lagen auch schon zwei am Boden. 

Während ich bei dem einen nicht sicher war, ober er noch lebte, war es bei dem anderen um so klarer. Jedoch war es nicht die immer größer werdende Blutlache, in der der Mann lag, die mein Blut zu Eiswasser gefrieren ließ, sondern das kurze blonde Haar, was das einzige war, was ich erkennen konnte. 

Jedoch reichte es, damit sich meinen Körper komplett verspannte, während meine Gedanken begannen zu rasen. 

Eine Stimme rief mir beruhigend zu, dass es Cato nicht wahr. Schließlich war Shade heute früh dagewesen, genau wie Nex hier war. Das war sein Team. Hatte er es vielleicht jedoch auch gewechselt? Schließlich war ich mittlerweile auch fast immer nur noch mit Nex, Padax und Flax unterwegs. 

Das durfte jedoch nicht sein. Bitte nicht. 

Ich konnte nicht einmal mehr richtig atmen, als Cato in meinen Blickfeld neben mir auftauchte. 

„Du hast mich rufen lassen Nex?", meinte er mit neutraler Stimme, doch ich konnte nur seinen Namen keuchen. 

Kurz schaute er mich an, blickte dann jedoch auf meine Finger, die sich von selber in Nexs Arm gekrallt hatte, ohne es zu bemerken. 

„Du kennst dich mit solchen Situationen besser aus. Deswegen wollte ich dich dabei haben. Irgendwelche Ideen wie wir sie da heraus bekommen?", gab Nex mit der gleichen ruhigen, jedoch leicht angespannten Stimme zurück, weswegen ich zu ihm blickte und die Wahrheit sah. 

Er brauchte Cato nicht wirklich hier, aber er hatte ihn wegen mir Rufen lassen. Wegen meiner Nägel, in seinen Arm, die sich tief in seine Haut rein bohrten. Sofort ließ ich locker, drückte dann aber noch einmal dankbar zu, als mein Herzschlag sich langsam wieder etwas beruhigte, während ich auf Catos Rücken starrte, der sich ebenfalls auf den neusten Stand bringen ließ. 

Mein Blick huschte wieder zu dem Bild, jedoch war die Situation nicht wirklich besser geworden. Nios Leute wussten wo die Bomben waren, im Gegensatz zu uns. Deswegen arbeiteten sie sich auch langsam aber sicher, näher an unsere Leute. 

„Sie wollen sie nicht alle umbringen.", flüsterte ich mehr zu mir selber, als zu den anderen, „Sie wollen sie gefangen nehmen." 

Nicht nur Nexs Blick schoss fast schon erschrocken zu mir. Anscheinend war dies nicht normalerweise Nios Vorgehensweise. 

Wenn überhaupt möglich wurde die Situation noch angespannter, als von irgendwo ein Kämpfer uns wieder auf den Bildschirm lenkte. 

„Was machen die da?"

Wir konnten über den Bildschirm nicht wirklich hören, was die Drei noch stehenden beredeten, aber ihre Haltung; die angespannten Schultern und gleichzeitig die hängenden Köpfe. 

„Sie wissen was Nios Leute vor haben.", stellte ich deswegen fest. 

Wieder schaute mich Nex an, als auch er etwas verstand. Nun war er es der sich verspannte. 

„Stellt mich zu ihnen durch.", verlangte er und eifrig wollten die Männer ihn nach kommen, doch ich wusste bereits das es zu spät war. 

Sie würden sich nicht gefangen nehmen; lieber wollten sie sterben. 

Während alle darauf warteten, dass sie antworten würden, konnten wir alle nur dabei zu sehen, wie Nios Leute näher kamen. 

Kurz bevor sie jedoch da waren, sprangen die drei Kämpfer auf und rannten in verschiedene Richtungen los. Weit kamen sie nicht, als zwei von ihnen Bomben auslösten. 

Ich wand meinen Blick ab, als ich die Erschütterung innerlich regelrecht spüren konnte. 

„Verdammt."

Es war Cato, der dies ausrief und auf die Konsole vor sich schlug, während alle betreten schwiegen. 

Nex brachte als nächstes Bewegung in die Situation, in dem er einfach raus ging. 

Seine Schritte waren nicht schneller als sonst, aber angespannter. 

Es hätte nicht Dervans sorgenvollen Blick gebraucht, um mich hinter ihm her laufen zu lassen. 

Jedoch hatte er draußen wohl doch einen Zug zugelegt, da ich ihn erst kurz vor seiner Wohnung wieder einholte. 

Fast schlug die Tür vor mir zu, doch ich konnte sie abfangen und lief hinter her. 

Mitten im Wohnraum stand er mit den Rücken zu mir. Ich konnte sehen, wie seine Schultern vor Anstrengung bebten. 

„Nex.", begann ich leise, wusste aber nicht wirklich was ich sagen sollte. 

„Ihr Anführer war Treon. Er war seit fünf Jahren hier.", begann er von alleine, ohne zu mir zu sehen. „Er war Friedenswächter noch zu Snows Zeit. Hatte kurz vor der Rebellion deiner Mutter angefangen. Er war gerade einmal 17, als er fertig war und hatte sich in eine Frau aus seinem Distrikt verliebt. Es wurde ihm verboten sie zu sehen, und trotzdem hat er es getan, bis sie umgebracht wurde. Natürlich ein Unfall. Er hat Nio nie vertraut und uns vor fünf Jahren gefunden. Seit dem war er hier und hat gekämpft. So hätte er nicht enden sollen."

„Es war nicht deine Schuld Nex.", versuchte ich, doch ich wusste, dass es nicht half. Ich wusste selber wie sich diese Schuldgefühle anfühlten. 

Als Nex sich zu mir umdrehte, war jedoch Schmerz in seinen sonst so kontrollierten Blick zu sehen. 

„Ich will nicht mehr gegen meinen Vater kämpfen.", gestand er erschöpft, „Ich will niemanden mehr gegen ihn verlieren und doch passiert es immer wieder."

Schweigend zog ich ihn an mich, da ich nicht wusste, was ich sonst tun sollte. Es schien ihm zu reichen, da seine Arme sich stark um mich schlossen, als wäre ich der einzige Halt den er hatte. 

Es tat mir weh, den sonst so starken Mann so zu sehen und doch fühlte es sich gut, gebraucht zu werden. 

„Kannst du hier bleiben?", bat er nach einer kurzen Weile leise und ich nickte. 

Ich wollte auch nicht wirklich alleine sein.

Primrue Mellark 3 | Ungewolltes VermächtnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt