Kapitel 5

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Nachdem ihre Lehrerin die Anwesenheit kontrolliert hatte, sollten sie sich mit einem Partner zusammentun und tatsächlich kam Nicole gleich auf sie zu, wollte mit ihr spielen und Mina stimmte sofort zu. Die beiden Mädchen wären ohnehin übrig geblieben, da der Kurs aus genau zwanzig Leuten bestand. "Ihr werdet nun damit anfangen, gemeinsam mit eurem Partner, den Federball hin- und her zu spielen. Versucht dabei, diesen so lange wie möglich, in der Luft zu halten. Sollte dieser aber doch auf dem Boden landen, könnt ihr einfach nochmal starten. Das Ziel ist lediglich, ein Gefühl, für das Spiel zu bekommen. Das machen wir nun für die nächsten fünfzehn Minuten, danach geht ihr mit einer weiteren zweiergruppe zusammen." erklärte Ms. Erics. Tatsächlich fiel es den beiden Mädchen nicht schwer, miteinander zu spielen, denn Mina hatte bereits ausreichend Erfahrung in Badminton und und Nicole schien schoneinmal gespielt zu haben. Zwischenzeitlich kam ihre Lehrerin zu Ihnen. "Das macht ihr sehr gut." Mina lächelte daraufhin lediglich, dachte, dass Ms. Erics direkt weitergehen würde. "Mina, was hast du nach der Sportstunde?" fragte diese sie jedoch. "Eine Doppelstunde Spanisch." Ihre Lehrerin nickte, schien zu überlegen und schlug ihr vor, dass Gespräch auf den Nachmittag zuverlegen. Sie stimmte zu, da Spanisch schließlich kein unwichtiges Fach war, obwohl sie eine sehr gute Leistung aufweisen konnte.

Die restliche Sportstunde mussten Nicole und Mina dann mit einem anderen Paar spielen, was sich als schwieriger erwies, da Luca und Jason nicht so geübt waren. Außerdem zog sich dies in die Länge, denn diese machten viel Quatsch, schienen das ganze nicht Ernst zu nehmen. Ms. Erics musste beide sogar einmal ermahnen, was ziemlich nervig gewesen ist. Nach dem Sportunterricht musste Mina zu Spanisch, saß neben einem relativ stillen Mitschüler und verbrachte die zweite Pause mit Nicole. Sie hatten bereits abgesprochen, dass Nicole am Freitag, nach der Schule, mit zu ihr kommen würde und sie Abends zusammen in eine Bar gehen würden. Anschließend würde diese dann auch bei ihr schlafen und sollte bis Montag bei ihr bleiben, um dann zusammen zur Schule zu fahren. Zwar wollte Mina am liebsten alles absagen, kämpfte aber mit sich, denn sie wollte wirklich eine Freundin haben, mit der sie über alles reden könnte. Wahrscheinlich würde sie ihr nicht gleich vertrauen können, aber wenigstens wäre sie dann nicht mehr alleine und konnte mal etwas anderes machen, als sich alleine Zuhause zu betrinken. Außerdem schien Nicole sie zu mögen, was sie toll fand, denn ihrem Wissen nach, mochten ihre Mitschüler*Innen sie nicht. Nach der Pause hatte sie eine weitere Spanischstunde und anschließend Pädagogik, mit Nicole. Sie setze sich also neben sie, als sie im Raum angekommen war. Konzentrieren konnte sie sich nicht, da sich ihre Gedanken um das bevorstehende Gespräch drehten. Sie hatte versucht, diese zu ignorieren, gelungen hatte es aber nicht. Zumindest hatte sie eine gute Leistung und demnach nicht viel zu verlieren, dennoch entging dies ihrem Lehrer nicht.

"Mina, ¿todavía tienes un poco de tiempo?" fragte Mr. Flórenz, doch gegen seiner Erwartung, verneinte sie. "No. Señorita Erics me está esperando." Villeicht war es unhöflich gewesen, aber erstens hatte sie keinen Kopf für solch ein Gespräch und zweitens wartete Ms. Erics wirklich auf sie, wollte sie nicht unnötig warten lassen. "Bién. ¡Hasta entonces!", "Adiós." Mina verstand nicht, wieso er ständig das Gespräch suchen musste. Sie war eine gute Schülerin, lediglich nicht bei bester Laune, aber das konnte diesem doch egal sein. Er war schließlich nur ihr Lehrer und demnach war alles, was nicht Unterrichtsrelevant war, uninteressant für diesen. Sie war bereits auf dem Weg zu ihrer Lehrerin, wollte gar nicht mehr über ihren Spanischlehrer reden und lieber darüber nachdenken, wie sie das Gespräch anfangen könnte. Nur stresste sie die Situation wieder, brach fast in Tränen aus, als sie am Klassenraum von Ms. Erics ankam. Sie atmete tief ein und aus, klopfte anschließend an, woraufhin ein "Herein!" ertönte. Nun musste sie sich zusammenreißen, weder zu viel, noch zu wenig erzählen und jegliche Emotionen verbergen. Sie öffnete also die Tür, erblickte ihre Lehrerin und musste augenblicklich lächeln. "Hallo Mina, setz dich gerne." Sie tat, was ihre Lehrerin gesagt hatte, versuchte all ihre Gedanken einigermaßen zu ordenen, scheiterte jedoch. Von jetzt auf gleich fühlte sie sich völlig hilflos, obwohl Ms. Erics nur wenige Meter von ihr entfernt saß. Trotzdem machte sich das Gefühl von Einsamkeit in ihr breit, schaute nun auf und merkte, dass ihre Lehrerin sie still beobachtete. Sie sagte nichts, wartete darauf, dass Mina das Gespräch beginnen würde und war ihr in dem Moment unfassbar dankbar. Ms. Erics drängte sie nicht, wartete geduldig.

Als sie sich soweit gesammelt hatte und fähig war, sprach sie das Thema an: "Ich habe mir Gestern absichtlich Schmerz zugefügt." Mehr sagte sie nicht, war nicht fähig gewesen. Ihre Lehrerin schien das Gesagte zu verarbeiten, zumindest kam vorerst nichts von ihr. "Ich glaube, dass ich dir nicht erklären muss, wieso das nicht gut ist. Deswegen möchte ich dich lediglich fragen, ob du mir erzählen möchtest, wieso du das gemacht hast?" sagte Ms. Erics schließlich und sie hatte Recht. Mina wusste mehr als gut, dass es keine Lösung war, sich selbstzuverletzten. In ihrer Situation half es zwar, aber generell entstanden dadurch noch mehr Problematiken. "Weil ich mit Ihnen sprechen wollte." Nachdem sie über ihre Aussage nachgedacht hatte, merkte sie, dass diese ziemlich Zusammenhangslos war. "Ich habe Verlustängste, wurde immer verlassen, schon seit meiner Kindheit und deswegen rede ich meist mit niemanden. Zu Anfang hatte ich mich immer mitteilen wollen, mich deswegen geritzt, um mich daran zu erinnern, wie sich ein Verlust anfühlt. Man lässt mich alleine, ohne Grund und mit all meinen Problemen. Sie waren mir jedoch gleich sympathisch, weshalb ich mit ihnen reden wollte. Nicht zuletzt, weil ich merke, dass sie Ahnung haben. Das ist der Grund, wieso ich es getan habe." erklärte sie der älteren Frau, diese sie mit einem undefinierbaren Blick ansah. Vielleicht war es ein Funken Schmerz, den sie in den Augen ihrer Lehrerin sah, war sich aber nicht sicher gewesen. "Weißt du Mina, ich kann dir nicht versprechen, dass ich dich nicht verlasse, aber ich höre dir zu. Ein Verlust tut weh, ja und hinterlässt auch eine Narbe, aber nur in deinem Inneren. Wenn du dich aber selbstverletzt, dann kann es jeder sehen und hat die Chance, dich weiterzuverletzten. Du machst dich damit verwundbar und schwach, dabei glaube ich, dass du eine sehr starke Person bist."

➡️Neues Kapitel!🍀
Wie gefällt euch der Teil? Die letzten Tage hatte ich leider nicht sie Zeit, um weiterzuschreiben.
➡️Schreibt gerne in die Kommentare, wie euch dieses Kapitel gefiel und stimmt gerne für den Teil ab, um mir ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.

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