Jennifer saß noch lange neben der jungen Frau, legte sich aber schließlich ebenfalls hin und schaute ihr vorerst noch zu, wie sie dort seelenruhig schlief. Irgendwann schloss sie dann aber selbst die Augen und schlief schnell ein, da sie in letzter Zeit mit Schlafproblemen zu kämpfen hatte. Das war aber keinesfalls untypisch, da sie bereits seit ihrem sechszenten Lebenjahr damit zu tun hat. In den Zeitraum fiel auch die schlimmste Zeit ihres bisherigen Lebens, in welcher sie oft mit den Gedanken gespielt hatte, ihr Leben zu beenden. Aber besonders in den letzten Tagen war sie froh, dass sie noch lebte und das tatsächlich nur aufgrund der jungen Frau. Es kam ihr vor, als würde sie dieser schon zu nahe stehen und dem war auch so, denn ihr machte das ziemlich zu schaffen. Doch sie konnte Mina nicht alleine lassen und das wollte sie auch garnicht, denn ihr lag etwas an ihr. Zwar konnte sie nicht definieren, was da zwischen den beiden war, aber es war mehr als eine normale SchülerIn-LehrerIn Beziehung.
"Jennifer?" Mina war gerade wach geworden und hatte nicht damit gerechnet, dass ihre Lehrerin neben ihr liegen würde, war umso überraschter, dass sie am schlafen war. "Wow." sagte sie, war völlig überrumpelt von der schlafenden Schönheit. Sie hatte nicht gewusst, dass sie wohl auf Frauen stand und empfand es trotzdem nicht als störend. Im Gegenteil, sie genoss die Beziehung zu Jennifer und das obwohl es sie früher oder später psychisch zerstören würde. Sie strich sanft über die Wange der jungen Lehrerin und bemerkte, wie diese langsam ihre Augen öffnete. Ihre Blicke trafen sich und keiner sagte ein Wort. Minas Herz klopft stark und ihr Hemmschwelle war durch die räumliche Nähe geringer geworden. Ihr Blick wanderte zwischen ihren Augen und Lippen hin und her, was ihre Lehrerin ihr gleichtat. Noch immer ruhte ihre Hand auf ihrer Wange und langsam näherte sie sich ihrem Gesicht, schien bis dahin keine Abfuhr zuerhalten. Kurz bevor ihre Lippen auf die von Jennifer trafen, drehte sie ihr Kopf zur Seite. "Nicht." flüsterte sie leise, stand anschließend auf. "Es tut mir leid." kam schnell von Mina, diese sich aufgesetzt hatte. Jennifer stand im Wohnzimmer, ging sich durch die Haare und schien völlig neben der Spur zu sein. "Ist okay, aber mach das bitte nicht mehr. Ich bin hier um dir zu helfen, das ist dir doch klar?" Mina hatte regelrecht gemerkt, wie diese Worte sie trafen und trotz dieser Tatsache hielt sie die Fassung, nickte. "Gut." Sobald Jennifer den Raum verlassen hatte, kehrte sie in sich und kam von dem Ansturm der negativen Gedanken nicht mehr los. Das war eine der Sachen, die sie hasste und am liebsten für immer missen würde. Jede Kleinigkeit verletzte sie und ließ sie schwach werden, zumindest seitdem ihre Lehrerin an der Schule war. Ich kann nicht mehr dachte sie und stand leise auf, um sich zu vergewissern, dass die junge Lehrkraft sie nicht hören würde. Tatsächlich schien diese im Badezimmer zu sein, also zog Mina ihre Schuhe an und verließ samt Schlüssel, Handy und Kopfhörer die Wohnung. Schnellenschrittes ging sie Richtung Feld und schaltete die Musik an. Durch ihre Kopfhörer ertönte Wenn du mich lässt von LEA.
Du musst mich nicht zum Lachen bringen
Und nicht so tun, als geht's dir gutMusst mir nicht irgendetwas Vorspielen
Wie du bist, bist du genug
Wie du bist, bist du gutSie ging ziellos geradeaus, lief immer schneller.
Ich spür', es frisst dich auf, die Gedanken so laut, es tut weh
Ihr war bereits zu Anfang klar gewesen, dass Jennifer ihre eigenen Lasten getragen hatte und trotzdem hatte sie ihr weitere Lasten gegeben; hatte sich zu einer Last gemacht.
Und obwohl du's nicht zeigst
Dass es dich grad' zerreißt, ich kann's sehen
Kann dich sehenNun liefen erneut Tränen über ihre Wange, was ihr aber egal war. Hier kamen nur selten Leute vorbei und wenn, dann eher in den Abendstunden. Zwar hatte sie kein Ziel, aber irgendwie schon. Sie wollte einfach weg und vor allem fliehen, dabei würde ihre Vergangenheit sie immer verfolgen, denn sie trug diese mit sich. Es war wie ihr Schatten, der niemals von ihr weichen würde.
Hey, ich werd' dich lieben, auch wenn du's grad' nicht kannst
Ihre wurde immer mehr bewusst, wie egoistisch sie sich verhalten hatte, indem sie nicht an die andere Frau gedacht hatte. Natürlich hatte sie bisher nichts gesagt und trotzdem hatte sie bereits die Bestätigung auf ihre Vermutung erhalten. Mina lief immer weiter, konnte der Musik schon lange nicht mehr folgen und erschrak sich, als ihr Handy klingelte. J.Erics stand auf ihrem Bildschirm, doch sie nahm nicht an und somit klingelte es mehrmals hintereinander, bis sie es ausschaltete. Konnte sie nicht nachvollziehen, dass sie mal ihre Ruhe brauchte und wenn es nur für eine Stunde war? Irgendwann kam sie an einem Bahnübergang an, merkte wie sie mich sich rang und dann doch den Rückweg einschlug. Wenn sie sich jetzt das Leben nehmen würde, wäre Jennifer eventuell dadurch gefährdet und würde sich die Schuld dafür geben. Schließlich war es durch sie zu diesem Gefühlsausbruch gekommen. Auf dem Rückweg merkte sie, dass sie sich noch nicht ausreichend erholt hatte und somit zerrte die Strecke an ihren Kräften. Sie schaffte es aber und schloss die Tür auf, nur um direkt vor ihrer Lehrerin zu stehen. "Wo warst du? Ich habe mir Sorgen gemacht." sagte diese und verschränkte ihre Arme vor der Brust. "Draußen, brauchte frische Luft." antwortete sie knapp und ziemlich kalt, wollte Distanz zwischen ihnen bringen. "Mina, ich habe mir wirklich Sorgen um dich gemacht. Du hättest wenigstens etwas schreiben können." warf Jennifer ein und schien sich wirklich Sorgen gemacht zu haben. Doch Mina zuckte lediglich mit den Schultern und sagte kalt: "Ich bin okay." Anschließend wollte sie an ihrer Lehrerin vorbei gehen, doch diese griff sie am Arm und hielt sie damit zurück. "Du musst mich verstehen können, schließlich bin ich deine Lehrerin. Trotzdem ändert das nichts an der Tatsache, dass ich dir helfen möchte." Mina nahm einen tiefen Atemzug, schloss kurz die Augen. "Versteh du mich doch mal." sagte sie und war selbst über ihren schroffen Tonfall überrascht. "Dich verstehen? Wenn ich dich so sehe, dann sehe ich mein früheres Ich. Glaub mir, ich verstehe dich." sagte sie leicht vorwurfsvoll.
➡️Neues Kapitel!💕
➡️Schreibt gerne in die Kommentare, wie euch dieses Kapitel gefiel und stimmt gerne für den Teil ab, um mir ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.
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Don't need help
RastgeleEs gibt da eine junge Frau, die eine schwere Kindheit hinter sich hat; sie wurde von einer alleinerziehenden Mutter auf die Welt gebracht, die starb, als sie erst vier Jahre alt war. Bis sie volljährig war, wohnte sie in verschiedenen Familien und f...