Nachdem sie in Minas Wohnung waren, ging ihre Lehrerin in das Gästezimmer, in dem sie vorübergehend schlafen sollte. Die Vorstellung erschien ihr zunehmend unrealistisch, vorallem da es sich um ihre Lehrerin handelte. Es störte sie nicht, ganz im Gegenteil, aber was dachte sie selbst überhaupt darüber? Mina war Erwachsen, genau wie sie, aber auch immer noch ihre Schülerin. Darüber machte sie sich Gedanken, bis sie sich auf den Balkon setzte und sich eine Zigarette anzündete. Als sie dies getan hatte, dachte sie gar nicht daran, dass Ms. Erics davon noch nichts wusste. In diesem Moment war es ihr aber nicht sonderlich wichtig, denn sie war fast zwei Wochen auf Entzug gewesen, da sie natürlich keine Schachtel dabei gehabt hat. Ihre Gedanken kreisten und landeten letztendlich wieder bei ihrer Lehrerin, die sich nun im selben Haus befand. Sie macht mich völlig irre dachte Mina und fuhr sich mit der freien Hand durch die Haare. Für sie war es ein Rätsel, wie eine einzige Person auf einen Schlag alles ändern konnte. Niemals hätte sie auch nur ansatzweise daran gedacht, sich anderweitig Hilfe zusuchen und diese anzunehmen. Ihr war nichtmal bewusst, wieso sie es nun überhaupt tat. War Ms. Erics das überhaupt wert? Sollte sie sich nicht für sich selbst helfen? Sie geriet promt in Panik und begann bereits zu zittern, als sie ein sanftes Flüstern vernahm. "Ganz ruhig. Gib mir deine Zigarette, atme tief ein und aus." Sie gab ihr diese, ohne die Augen zu öffnen. Hätte sie das getan, dann wäre ihr Puls noch weiter gestiegen und somit zu einer stärkeren Panikattacke geführt. Auch atmete sie tief ein und aus, wie es ihre Lehrerin vormachte. "So ist es gut." Als sie sich soweit gesammelt hatte, öffnete sie die Augen und musste sofort Lächeln. Es war ihr ein Rätsel, wie diese Frau sie so glücklich machen konnte, obwohl es diese Distanz gab. "Magst du mir erzählen, was los ist? Du warst auch schon im Auto nicht gut drauf." sagte die junge Frau nun und entfernte sich ein Stück von ihr. Ja, sie wollte. Aber sie konnte es nicht. Wenn ihr etwas bewusst war, dann, dass ihre Lehrerin nichts von ihren Gefühlen wissen durfte. Es würde im Endeffekt nur für noch mehr Distanz führen und letztendlich würde sie sich komplett entfernen, was sie definitiv nicht wollte. Sie wollte und konnte sie ältere Frau nicht verlieren, nicht jetzt. "Nein, es geht nicht." sagte sie also, woraufhin die Lehrerin mit Verständnis reagierte.
"Ich wusste gar nicht, dass du rauchst." sagte Ms. Erics schon fast ein bisschen vorwurfsvoll. Mina schmunzelte, "Sie haben auch nicht gefragt." Augenblicklich schoben sich ihre Mundwinkel nach oben, wodurch klare Grübchen zum Vorschein kamen. "Das stimmt. Nagut, zwar bin ich damit überhaupt nicht einverstanden, aber da ich selbst rauche, darf und werde ich dir keine Moralpredigt halten." Sie beugte sich zu dem kleinen Tisch, nahm die Schachtel und befreite zwei Zigaretten. Eine gab sie Mina und die andere steckte sie sich selbst zwischen die Lippen, um sie anzumachen. Mina war zweifellos überrascht, denn damit hatte sie nicht gerechnet. In ihren Augen war ihre Lehrerin die pure Perfektion, die nur Gutes tat. Natürlich änderte sich dadurch nichts daran, aber trotzdem überraschte es sie. "Wie alt sind sie eigentlich?" fragte sie irgendwann. Wiedermal kam ein Lächeln zum Vorschein. "Was schätzt du?" kam als Gegenfrage und Mina überlegte. Nicht darüber, wie alt sie wohl war, sondern wie sie ihre Schätzung aufnehmen würde. Mit etwa neunzehn Jahren hat man sein Abitur und muss Lehramt studieren. Sie unterrichtet Englisch und Geografie, das wären dann mit Bachlor und Master zehn Semester plus zwei Jahre Refrendariat. Zehn Semester sind fünf Jahre, insgesamt wären es dann circa sieben Jahre. Sie wusste selbst nicht so wirklich, weshalb sie dies wusste, aber es war hilfreich. "Ich hätte sie eigentlich auf etwa vierundzwanzig geschätzt, wenn ich aber Fakten und Zahlen beachten müssten sie circa sechs- bis siebenundzwanzig sein." antwortete Mina und war nun auf die Antwort gespannt. Ein sanftes Lachen war zuhören, bevor sie antwortete: "Ich werde dieses Jahr noch siebenundzwanzig. Mit neunzehn war ich fertig mit dem Abitur, habe etwa fünf Jahre Geografie und Englisch studiert und anschließend ein Refendariat von zwei Jahren gehabt. Ich habe zuvor bereits ein Jahr auf meiner alten Schule unterrichtet und bin jetzt in meinem zweiten Jahr." Mina musste schmunzeln, hatte genau richtig gerechnet. Somit lag zwischen den beiden ein Altersunterschied von circa neun Jahren. Sie hätte gerne noch gewusst, wann sie siebenundzwanzig wird, doch diese Frage wollte sie sich aufheben.
Am Abend kochte ihre Lehrerin etwas für die beiden, obwohl Mina eigentlich selbst kochen wollte. Aber Ms. Erics hatte darauf bestanden. Sie hatte also einen Nudelauflauf gekocht, der ihr sehr gut geschmeckt hat. Das teilte sie dieser auch sofort mit. "Sie können wirklich gut kochen. Ihr Freund kann sich echt glücklich schätzen." kam es von ihr, bevor sie überhaupt darüber nachdenken konnte, was sie gesagt hatte. Natürlich war sie an dem Beziehungsstatus ihrer Lehrerin interessiert, jedoch ging es sie nichts an. Mit dieser Aussage hatte sie aber regelrecht infrage gestellt, ob ihre Lehrerin vergeben war. Einen Ring trug sie nicht, das war ihr bereits aufgefallen. "Wäre er vielleicht, wenn ich einen hätte." sagte Ms. Erics locker und zwinkerte ihr dabei zu. Oh gott, das hätte schief gehen können dachte Mina sich und war irgendwo froh über diese Antwort. "Aber davon abgesehen. Ein Freund würde garnicht in Frage kommen, da ich nicht auf Männer stehe." Nun war die neunzehnjährige völlig überrumpelt und wusste nicht, wie sie reagieren sollte. Ihre Lehrerin hatte ihr soeben offenbart, dass sie Homosexuell war, dabei hatte sie überhaupt nicht gedacht, dass sie auf Frauen stand. Das hieß natürlich nicht, dass es sie störte, ganz im Gegenteil. Aber davon abgesehen, kannte sie nun eine Person, an diese sie sich auch diesbezüglich wenden konnte. Zwar kam das genauso wenig in Frage, aber die Möglichkeit hatte sie zumindest. Es war ihr schließlich neu, Gefühle für eine gleichgeschlechtige Person zu haben. Sie ließ die Information aber unkommentiert und aß einfach weiter, denn sie wusste schlichtweg auch garnicht, was sie darauf antworten sollte.
➡️Neues Kapitel!🦋
Ich weiß nicht, ob ich hier ein gutes oder eher schlechtes Tempo habe. Die beiden lernen sich gerade erst kennen, haben aber irgendwie von Anfang an eine Verbindung zueinander. Was meint ihr?
➡️Schreibt gerne in die Kommentare, wie euch dieses Kapitel gefiel und stimmt gerne für den Teil ab, um mir ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.
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Don't need help
RandomEs gibt da eine junge Frau, die eine schwere Kindheit hinter sich hat; sie wurde von einer alleinerziehenden Mutter auf die Welt gebracht, die starb, als sie erst vier Jahre alt war. Bis sie volljährig war, wohnte sie in verschiedenen Familien und f...