Am nächsten Tag hatte Mina glücklicherweise nur sechs Stunden, worüber sie froh war, denn wieder hatte sie nur sehr wenig Schlaf bekommen. Zwar war sie bereits gegen neun Uhr im Bett, aber schlief nur in etwa drei Stunden. Anschließend fiel sie nur noch in kurze Schlafphasen, da sie Alpträume plagten. Dementsprechend ging es ihr am nächsten Morgen. Ihre Augen waren durch dunkle Schatten gezeichnet, was sie mit ein wenig Concealer zu kaschieren versuchte. Wirklich geholfen hatte das nicht, aber es sah besser als zuvor aus. Sie machte sich daraufhin fertig, um wenig später in ihrem Auto zu sitzen und zur Schule zu fahren.
Dienstags bestand ihr Stundenplan aus einer Doppelstunde Physik, einer Stunde Sport, anschließend eine Doppelstundestunde Spanisch und eine Stunde Pädagogik. Bis auf Spanisch, war somit auch der Dienstag relativ in Ordnung. Zwar konnte sie Spanisch und war fasziniert von der Sprache, aber mit ihrem Lehrer kam sie überhaupt nicht klar. Diesen hatte sie bereits seit der EF, also seit drei Jahren und ständig meckerte er über sie, wenn sie alleine waren. Mina wusste, dass sie schwierig war, aber dieser hielt ihr dies immer vor und machte sie damit fertig. Mr. Flórenz war ansich ein netter Kerl, fragte sie lediglich, was los sei, aber das empfand sie als sehr störend. Man konnte einmal fragen, aber nicht hundert oder zweihundert mal. Er müsste doch einsehen, dass er darauf keine Antwort bekam und nicht weiter fragen. Davon abgesehen würde er ihr ohnehin nicht helfen können, denn anders als Ms. Erics, bietet er ihr keine Gespräche oder sonstiges an. Das war einer der Gründe, weshalb sie mit anderen nicht sprechen wollte. Man fragte sie zwar, wie es ihr geht, reagierte aber nicht sonderlich interessiert. Zwar bekam auch Ms. Erics keine Antwort von ihr, aber immerhin hatte sie es geschafft, dass sie ein bisschen preisgegeben hatte. Das hatte Mina zwar verwundbar gemacht, letztendlich war es aber ein Schritt in die richtige Richtung. Einsehen konnte sie es trotzdem nicht. Sie dachte ab da aber darüber nach, offensiv das Gespräch zu ihrer Lehrerin zu suchen und mit dieser ein wenig zu sprechen. Nicht unbedingt über ihr Wohlbefinden, eher ein einfaches Gespräch. Generell sprach nichts dagegen, nur Minas Verlustängste und diese waren nicht zu unterschätzen. In der dritten Stunde hatte sie ohnehin Sport, weshalb sie dies spontan entscheiden wollte und bis dahin nicht groß drüber nachdenken wollte.
Mina war um kurz vor acht bereits in dem Physikraum, saß also alleine, mit ihrer Lehrerin, in dem relativ großen Raum. "Bist du gestern gut in das Schuljahr gestartet?" fragte Ms. Müller und lächelte freundlich. Ms. Müller war eine von den Menschen, die immer fröhlich waren, was sie als sehr sympathisch empfand. Ab und zu führten sie Small-talk, mehr aber auch nicht. "Joa.. denke schon. Und sie?" Ihre Physiklehrerin nickte. "Ja, danke der Nachfrage." Aus mehr bestand ihr Gespräch nicht, was Mina definitiv nicht störte. Es war schließlich kein Geheimnis, dass sie lieber überhaupt nicht sprach. Nur wenig später, kamen ohnehin ihre Mitschüler*Innen und der Unterricht ging los.
Neben ihr saß Nicole, welche öfters gefragt hatte, ob die beiden mal etwas zusammen machen wollen, was Mina immer verneinte. Zwar sagte sie ihrer Mitschülerin nicht, dass sie keine Freunde will und braucht, nichts desto trotz erwartete sie Einsicht. Nicole war zwar nett und man konnte mit ihr zusammenarbeiten, aber mehr auch nicht, was sie aber nicht verstehen wollte. Es mag sein, dass tendenziell eine Freunschaft entstehen könnte, dennoch blieb sie lieber alleine, da sie Angst vor der Nähe hat; Angst jemanden zu sehr an sich ranzulassen und letztendlich wieder verlassen zu werden. Schon seit Jahren hatte sie keine Freundschaft mehr geführt, wieso sollte sie also gerade mit neunzehn Jahren damit anfangen? Sie empfand es als irrelevant und völlig sinnlos. "Bist du schon fertig mit der Aufgabe?" fragte nun ihre Sitznachbarin, um in die Partnerarbeit zu gehen. Mina nickte lediglich, um kein Gespräch aufbauen zu müssen. Wenn sie sprach, dann nur über die Aufgabe, mehr nicht. "Du hast gleich auch Sport bei Ms. Erics, richtig?" Wieder nickte sie, woraufhin Nicole fragte, ob sie zusammen zur Sporthalle gehen wollen. Mina dachte darüber nach, wollte wieder verneinen, stimmte aber zu. Alles was die Schule betraf, war okay für sie. "Okay, das freut mich." sagte ihre Mitschülerin noch, bevor der Unterricht weiterging. Wirklich konzentrieren konnte sie sie nicht, denn ihr ging der Satz von Nicole nicht aus dem Kopf. Das freut mich dachte sie. Diese Antwort tat ihr gut, sehr sogar, denn es vermittelte ihr ein Gefühl von Akzeptanz. Nicole blieb nett, auch nach den vielen Zurückweisungen, was sie schätzte. "Du, Nicole." flüsterte sie ihrer Mitschülerin zu, woraufhin sie binnen Sekunden ihre Aufmerksamkeit bekam. "Ja?" Soll ich? "Wir können gerne mal etwas zusammen machen, natürlich nur, wenn du das auch noch möchtest." Sofort stimmte diese zu, wollte sich später bei ihr melden, wann sie konnte.
Nach der Doppelstunde gingen die beiden zur Sporthalle, quatschten dabei sogar und überlegten bereits, was sie machen könnten. Sie sprachen darüber, gemeinsam in eine Bar zu gehen und sich einen schönen Abend zu machen. Mina gefiel der Gedanke, etwas mit ihrer Mitschülerin zu machen und das, obwohl sie zuvor noch dagegen gewesen ist. Es hatte sie allerdings auch viel Kraft gekostet, dem jüngeren Mädchen zu zusagen. "Oh, Ms. Erics ist auch schon da." brach Nicole die entstandene Stille und gewann augenblicklich ihre Aufmerksamkeit, denn sie hatte einen Entschluss gefasst und wollte nun mit ihrer Lehrerin reden. Sie bat also Nicole, bereits in die Umkleide zu gehen, um zu Ms. Erics zu gehen. "Guten Morgen Ms. Erics, hätten sie nach der Stunde eventuell kurz Zeit?" begann sie das Gespräch. "Guten Morgen. Natürlich habe ich das, schön, dass du dich umentscheiden konntest." kam von der Lehrkraft, in Kombination mit einem freundlichen Lächeln. "Super, vielen Dank!" sagte Mina, ging anschließend in die Umkleide zu Nicole. "Bereit?" fragte diese, als sie sich umgezogen hatte und nickte bestätigend. Gemeinsam gingen sie also in die Sporthalle, zu den anderen und setzten sich in den Kreis. "Guten Morgen zusammen. Unser erstes Thema wird Badminton sein, womit wir gleich direkt beginnen. Doch zuerst würde ich gerne die Anwesenheit kontrollieren und ein paar Fragen klären."
➡️Neues Kapitel!
Wie gefällt es euch?🥰 Wie man sieht, hat Mina ihre Meinung ganze zweimal geändert. Wie es wohl weitergehen wird?
➡️Schreibt gerne in die Kommentare, wie euch dieses Kapitel gefiel und stimmt gerne für den Teil ab, um mir ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.
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Don't need help
DiversosEs gibt da eine junge Frau, die eine schwere Kindheit hinter sich hat; sie wurde von einer alleinerziehenden Mutter auf die Welt gebracht, die starb, als sie erst vier Jahre alt war. Bis sie volljährig war, wohnte sie in verschiedenen Familien und f...