Kapitel 31

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Heute war Montag und Mina packte mit der Hilfe von Ms. Janson ihre Tasche zusammen. "Möchtest du dir noch das Leben nehmen?" Abprupt stoppte sie in der Bewegung und schaute die junge Therapeutin an. "Nein, möchte ich nicht. Wieso fragen sie mich das?" fragte sie irritiert, hatte mit dieser Frage absolut nicht gerechnet. "Ich muss dich das Fragen, aber ich habe keine Minute gedacht, dass du etwas anderes sagen würdest." Mina nickte lediglich und packte weiter, bis der Kleiderschrank leer und ihre Tasche voll war. "Können wir?" fragte Ms. Janson und bevor sie antworten konnte, liefen ihr Tränen über die Wange und sie konnte nicht sagen, wieso sie nun weinte. "Oh Mina, was ist los?" Die ältere Frau schloss sie vorsichtig in ihre Arme und strich gleichmäßig über ihren Rücken. Mina ließ es geschehen und flüsterte kaum hörbar: "Ich möchte sie sehen." Sie musste keinen Namen sagen, denn die andere Frau wusste ganz genau, von wem sie sprach. "Wenn du das möchtest kannst du ihr schreiben, dann fährst du mit ihr zusammen und ich fahre hinterher." schlug die Blondine vor, nachdem sie sich ein Stück getrennt haben. Mina nickte und nahm ihr Handy in die Hand, um ihrer Freundin zu schreiben.

Mina: Guten Morgen Jennifer. :) Magst du vielleicht herkommen und mich mitnehmen? Ich weiß, dass du heute Unterricht hast und es ist okay, wenn du nicht kommst, aber ich möchte dich gerne sehen. [08:37]

Da ihre Benachrichtigungen ohnehin aktiviert waren, legte sie ihr Handy wieder auf Seite und schaute nun wieder zu Ms. Janson. "Müssen wir zu einer bestimmten Uhrzeit los?" fragte sie, denn sie wusste nicht wann Jennifer ihr antworten würde. "Nein, das liegt in unserer Entscheidung. Wir können also gerne noch ein bisschen warten." Sie nickte und setze sich auf das Bett. "Meinen sie, dass ich direkt wieder zur Schule kann oder sollte ich erstmal noch zuhause bleiben?" fragte sie, nachdem einen Moment keiner etwas gesagt hatte. "Das musst du wissen, Mina." Wieder nickte sie und versunk in ihren Gedanken. Wie würde es nun weitergehen? Sie fühlte sich nach den vergangenen Wochen ganz anders, irgendwie offener und hatte eine ganz andere Sichtweise. Man konnte schon fast sagen, dass sie die Wochen positiv verändert hatten. Doch obwohl sie wusste, dass sie etwas für Jennifer empfand, war sie sich nun auch diesbezüglich nicht sicher. Sie hatte zuvor eine einzige Beziehung geführt, in welcher sie nicht geliebt wurde und hatte sich dementsprechend nicht ausprobieren können. Es war eigentlich total bescheuert, aber sie wollte sich noch nicht komplett binden und Jennifer war eben schon bald dreißig, würde also sicher eine langfristige Beziehung führen. Das war es aber nicht, was sie wollte. "Worüber denkst du nach?" fragte nun Ms. Janson, die nun neben ihr saß und sie neugierig ansah. Mina hatte garnicht mitbekommen, wie diese sich neben sie gesetzt hatte. "Über mich beziehungsweise an mein Liebesleben, welches ich garnicht wirklich hatte. Ich bin neunzehn Jahre alt und hatte bisher keine richtige Beziehung, bin nun aber mit einer bald dreißig Jährigen zusammen, die nun in dem Alter ist, um sich möglichst langfristig zu binden. Das Problem ist nur, dass ich das noch nicht möchte, also eine feste Bindung. Ich möchte mich ausprobieren und noch keine Ehe führen oder eine Familie gründen." erklärte sie offen, wusste schließlich, dass die andere Frau sie für nichts verurteilen würde. Diese nickte gleich und schien zu verstehen, was sie meinte. "Verstehe. Du hast recht, du bist neunzehn und viele andere in deinem Alter hatten zuvor schon Beziehungen, konnten sich also ausprobieren, aber das kann man in jedem Alter, dafür gibt es keinen passenden Zeitpunkt. Wenn du also noch nicht bereit dafür bist, dann musst du das mit Ms. Erics kommunizieren und deine Wünsche äußern. Ich kann mir nämlich ebenfalls vorstellen, dass sie eine langfristige Beziehung führen möchte." Mina nickte, gab ihrem Gegenüber damit recht. "Ich weiß aber nicht, wie ich ihr das sagen soll. Woher kommt plötzlich diese Kehrtwende?" fragte sie mehr zu sich selbst. "Mina, das ist völlig normal. Ich glaube dir, dass du sie gern hast, aber vorallem hast du einen Halt gesucht und jemanden, der dich so sieht, wie du dich selbst nicht gesehen hast. Du hast hier an Stärke gewonnen und daraus resultieren diese Gedanken, die bei anderen früher eintreten. Sprich es offen bei ihr an, sobald du dich bereit dazu fühlst."

Ms. Erics: Hey Mina! Ich habe mich soeben vom Unterricht abgemeldet und bin auf dem Weg. Ms. Janson kann gerne auch mit uns fahren, dann bringe ich sie später wieder zurück. Frag sie doch mal, was sie davon hält. Bis gleich!<3 [09:01]

"Sie hat mir geantwortet." sagte Mina, nachdem sie die Nachricht gelesen hatte. "Was hat sie denn geschrieben?" Sie las die Nachricht vor und blieb mit ihrem Blick an dem Herz hängen, spürte deutlich, wie schnell ihr Herz schlug. "Und sie hat ein Herz dazu geschickt." sagte sie noch und merkte, wie schlecht sie sich nun fühlte. Jennifer hatte so viel für sie getan und nun musste sie ihr plötzlich mitteilen, dass sie Zweifel hatte und noch nichts ernstes wollte. Das konnte sie doch nicht tun. "Hey." sagte Ms. Janson und hob ihren Kopf, um ihr in die Augen sehen zu müssen. Sie fuhr fort: "Ms. Erics wird dich verstehen, da bin ich mir sicher und wenn du magst, werde ich bei dem Gespräch dabei sein. Wenn du dir wirklich sicher bist, dann gleich heute und wir machen es so, wie sie vorgeschlagen hat. Okay?" Mina nickte, sagte anschließend: "Ja, das wäre toll."

Mina: Machen wir so. Bis gleich! [09:09]

Es dauerte nicht lange bis Jennifer ankam und sie in ihren Armen lag, behutsam über ihren Rücken gestrichen wurde. "Ich bin stolz auf dich." Sie nahmen die Sachen und verließen das Gebäude, stiegen anschließend in das Auto ein und fuhren vom Gelände. Eine ganze Zeit herrschte eine unangenehme Stille, die ihre Lehrerin letztendlich brach. "Bist du okay?" Mina nickte, fühlte sich aber unglaublich hilflos. Ms. Janson saß auf der Rückbank, beugte sich etwas nach vorn und legte ihr Hand auf ihre Schulter, schenkte ihr somit Sicherheit. "Wir müssen gleich reden."

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