Kapitel 9

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"Danke, das habe ich gebraucht." gab Mina offen zu und lächelte ihre Lehrerin vorsichtig an. Sie war ihr in diesem Moment wirklich dankbar, aber dies war nicht das einzige, was sie soeben gefühlt hatte. Irgendwas war da noch gewesen, wozu ihr aber kein Name einfiel. "Du musst dich dafür nicht bedanken, denn ich bin gerne für für da und finde es sehr mutig, dass du mir von deiner Vergangenheit erzählt hast. Ich rechne es dir hoch an, denn du musst dies mit sehr tiefem Schmerz verbinden, welchen ich dir gerne nehmen würde. Andere Personen würden dir jetzt sicherlich raten, professionelle Hilfe auszusuchen, was ich aber keinesfalls so möchte. Zwar wäre es gut, um all das aufzuarbeiten, allerdings bist du noch nicht soweit. Ich habe zwar meine Grenzen, jedoch werde ich soweit es geht helfen und dir jederzeit zu hören." Minas Herz schlug bei diesen paar Worten unglaublich stark und sie konnte sich nicht daran erinnern, soetwas zuvor einmal gespürt zu haben. Es war etwas besonderes, mehr wusste sie zu diesem Zeitpunkt nicht. "Kann ich dich etwas fragen, worauf ich eine ehrliche Antwort erwarte?" fragte Ms. Erics und sie nickte sofort. "Hast du Selbstmordgedanken?" Das war eine gute Frage, über diese sie sich bisher keinerlei Gedanken gemacht hatte. Sie wollte sterben, ja, aber sich nicht das Leben nehmen. Wenn sie ehrlich war, hatte sie sogar Angst davor. "Nein, ich möchte mich nicht umbringen. Allerdings hatte ich in letzter Zeit öfter den Wunsch zu sterben, aber nicht durch mein eigenes Handeln." beantwortete sie die Frage ehrlich, wusste nicht, was daraus resultieren würde. Einer ihrer Pflegemütter hatte ihr damals bei der Abgabe gesagt, dass sie in eine geschlossene Psychatrie gehörte und man ihr nur da helfen könne. Zu dem Zeitpunkt war sie fünfzehn gewesen und hatte diese daraufhin nur noch mehr gehasst. Natürlich war sie nicht einfach und hatte schwere Probleme, aber dafür musste man sie doch nicht abschieben, oder? Sie kannte es zwar nicht anders, aber das was sie brauchte war Nähe und Geborgenheit. "Ich danke dir für deine ehrliche Antwort. Weißt du, es ist völlig okay nicht okay zu sein, aber ich möchte versuchen, dir da raus zu helfen. Dafür musst du aber auch die Bereitschaft haben, sonst bringt uns das ganze nichts." sagte Ms. Erics. "Ich möchte ihr Hilfe, ja. Zwar gibt es leider aber auch genügend Phasen, in denen ich keine Hilfe möchte. Werde aber mein bestes geben." Mina wollte wirklich die Hilfe ihrer Lehrerin annehmen und dieser keine Sorgen bereiten.

Gemeinsam spazierten sie noch ein wenig, bis Minas Freistunden zu Ende war. Sie war okay und der jungen Lehrkraft dankbar, denn diese hatte ihr in dem Moment wirklich helfen können. Obwohl Mina dagegen gewesen ist, gab sie ihr ihre Nummer und bat sie darum sich zu melden, wenn was ist. Sie hatte nochmal explizit gesagt, dass sie zu jeder Uhrzeit für sie da sein würde, aber das konnte Mina sich nicht vorstellen. Wieso sollte ihre Lehrerin mitten in der Nacht an ihr Handy gehen, nur weil eine von vielen Schüler*Innen anruft. Davon abgesehen wollte sie Ms. Erics auch gar nicht in der Nacht anrufen, jedoch hatte sie es ihr versprochen; immer sofort anrufen, wenn etwas ist. Spätestens dies war der Moment gewesen, an welchem sie über den Beziehungsstatus nachgedacht hatte, denn wie sollte sie ihrem Partner erklären, dass eine Schülerin sie angerufen hat? Das wäre doch völlig verrückt. Gleichzeitig bezweifelte sie aber, dass sie single war, denn sie war zweifellos eine hübsche junge Frau.

Als sie Abends in ihrem Bett lag, waren ihre Gedanken bei der jungen Lehrkraft und ihr Herz schlug ungewohnt schnell. Sie schloss kurz die Augen, doch ihr Puls beruhigte sich nicht, im Gegenteil. Ihr war unklar, ob dies an einer aufkommenden Panikattacke lag, denn sie war noch immer okay. Natürlich konnte sie auch unterbewusst etwas beschäftigen, jedoch wusste sie nicht, was das sein könnte. Mit einem mal fühlte sie sich körperlich unglaublich schwach, kraftlos. "Soll ich ihr schreiben?" fragte sie sich selbst, wobei sie sich wirklich sehr unsicher war. Ihr Blick fiel auf die Uhr; 22:43 Uhr. Ihre Gedanken wanderten hin und her. Mit einem mal fing sie einfach an zu weinen, wusste nicht wohin mit sich selbst. Sie wollte jetzt nicht in das Loch fallen, aber auch nicht Ms. Erics schreiben oder anrufen. Was würde sie über sie denken? Sie möchte nicht so wirken, als würde sie nur Aufmerksamkeit wollen. "Man!" fluchte sie vor sich hin und schlug auf ihr Nachtisch, wodurch ein starker Schmerz durch ihre Hand strömte. "Ach, kann doch nicht wahr sein!" Mina war sauer, sauer auf sich selbst und griff letztendlich nach ihrem Handy, musste jedoch nochmal aufstehen, um den Zettel mit der Handynummer zu holen. Nachdem sie das getan hatte, ging sie auf den Chat Ms. Erics und tippte eine Nachricht.

Mina: Guten Abend Ms. Erics. Verzeihen Sie vielmals die späte Nachricht, aber mir geht es gerade nicht gut. Liebe Grüße [23:01]

Nachdem sie ihre Nachricht abgeschickt hatte, wollte sie diese am liebsten direkt wieder löschen, doch bevor sie dies tun konnte, befanden sich bereits zwei blaue Hacken an ihrer Nachricht.

Ms. Erics: Hallo Mina, du brauchst dich dafür nicht entschuldigen. Ich habe dir doch gesagt, dass du dich zu jeder Zeit melden kannst und sollst... was ist denn los? [23:03]

Mina: Ich wollte mich dennoch entschuldigen, fiel mir schon schwer, Ihnen überhaupt zu schreiben.. So doof sich das auch anhören muss, aber ich weiß es nicht genau. Mein Puls schlägt gerade extrem schnell und ich denke, dass es an einer aufkommenden Panikattacke liegt. Dabei bin ich aber okay. [23:05]

Ms. Erics: Das hört sich keinesfalls doof an! Es kann natürlich sein, dass dein Unterbewusstsein da mit einspielt und du deswegen nicht sagen kannst, was denn los ist. Vielleicht hilft es dir, wenn du ein paar Mal bewusst ein- und ausatmest, um deinen Puls zu beruhigen? [23:07]

Mina: Das kann sein, ich werde es versuchen. Vielen Dank! [23:08]

Ms. Erics: Nichts zu danken. Wenn es nicht besser oder gar schlimmer werden sollte, dann ruf mich gerne an. Bis dahin wünsche ich dir eine hoffentlich gute Nacht. Komm gerne Morgen kurz vorbei! :) [23:10]

Mina: Mache ich. Ihnen auch eine gute Nacht! [23:10]

Tatsächlich wurde es mit der gezielten Atmung etwas besser, wodurch sie um kurz nach halb zwölf auch einschlief.

➡️Neues Kapitel!💕
Ich möchte mich schonmal entschuldigen, falls ich längere Zeit kein neues Kapitel hochladen kann. Jedoch ist es so, dass ich mitten in den Abitur-Prüfungen stecke und neben den Vorbereitungen viel Zeit mit Pia verbringe.🥰
➡️Schreibt gerne in die Kommentare, wie euch dieses Kapitel gefiel und stimmt gerne für den Teil ab, um mir ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.

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