Kapitel 21

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Die folgenden Tage ging Mina wieder zur Schule, sprach mit niemanden, nur mit ihrer Lehrerin und das relativ oft. Sie hatten abgesprochen, dass sie ihrer Pause bei ihr im Büro verbrachte und außerhalb der Schule waren sie auch noch zusammen gewesen. Das änderte sich jedoch ab dem nächsten Montag, denn an diesem war Jennifer wieder Zuhause und so kam es durch die räumliche Distanz ebenfalls zu einer emotionalen, denn Mina verbrachte auch die Pausen nicht mehr mit ihr und war eher alleine gewesen. Zumindest bis Mittwoch, denn Nicole hatte sie angesprochen und gefragt, ob sie vielleicht die Pause zusammen verbringen wollten. Desöfteren hatte Nicole offensiv eine Kommunikation begonnen, aber sie war darauf nicht eingegangen und wieso sie es ausgerechnet am Mittwoch getan hatte, wusste sie nicht wirklich. Aber sie war die letzten Tage auch relativ stabil gewesen, was zu ihrer sonst verschlossenen Art einen Kontrast bildete. Im ganzen ging es ihr mit dem Kontakt zu ihrer Mitschülerin recht gut und konnte sogar oft Lächeln.

"Wollen wir vielleicht dieses Wochenende zusammen etwas machen? Vielleicht Kino oder was trinken gehen." schlug Nicole vor, wodurch Mina etwas nervös wurde und sich gleich erklärte: "Ich kann Orte nicht ausstehen, wo viele Menschen sind, deswegen halte ich mich auch in der Schule eher zurück. Wenn du magst, kannst du zu mir kommen, ich kenne noch ein paar Ortschaften, bei denen relativ wenig Personen anwesend sind." Nicole stimmte diesem Vorschlag zu und diesmal hoffte sie, dass nichts dazwischen kommen würde, denn sie kam überraschenderweise sehr gut mit ihr klar, was vielleicht daran lag, dass sie ihre Zeit auch eher alleine verbrachte. Das hieß nicht, dass sie ebenso verschlossen war, denn ab und zu war sie in ihrer Freizeit durchaus bei MitschülerInnen aber eben auch eher einer der Außenseiter, was sie anscheinend ebenso wenig zu interessieren schien. Alles in allem waren sie sich in manchen Hinsichten also durchaus ähnlich, was für eine potenzielle Freundschaft eine gute Voraussetzung darstellte.

In der vierten Stunde hatte Mina eine Freistunde, wollte eigentlich etwas durch die Gegend fahren, jedoch änderten sich ihre Pläne durch eine Nachricht.

Ms. Erics: Hey Mina, du hast jetzt eine Freistunde, richtig? Komm doch gerne zu mir ins Büro. [10:23]

Mina: Ja, das stimmt. Komme jetzt. [10:25]

Ihr Herz schlug gleich viel schneller und mit einem mal wurde ihr unerträglich warm. Vor dem Büro atmetete sie noch einige Male tief ein und aus, klopfte schließlich. "Komm rein." kam, doch bisschen gedämmt, von innen. Sie drücke also die Klinke der Tür runter und betrat Jennifers Büro. Jennifer selbst saß an ihrem Schreibtisch, schien bis eben noch beschäftigt gewesen zu sein. "Hey, bist du okay?" fragte ihre Lehrerin und richtete ihr volle Aufmerksamkeit auf sie. Mina setzte sich ihr gegenüber, saß erst still da und Jennifer entschied sich dazu, sich neben sie zu setzen. "Schon, bin am Wochenende mit Nicole verabredet." sagte sie, wirkte jedoch mit einem mal nervös. Ihre Lehrerin konnte sich bereits denken, dass es an der geringen räumlichen Distanz lag und auch sie reagierte körperlich direkt auf diese, empfand es aber als angenehm. "Das ist toll!" sagte sie, schien aber damit garnicht wirklich zu ihrer Schülerin durchzukommen. Diese starrte einfach geradeaus. Die junge Lehrerin dachte sich nichts dabei, bis sie realisierte, was diese fixierte; ihre Lippen. "Ich bin stolz auf dich." Auch darauf folgte keine Antwort, nichteinmal eine einzige Reaktion. Mit einem mal stieg ihre Nervosität und ihr Herzschlag wurde schneller, schon alleine dadurch, dass Mina sich ihr näherte. Ihr war mehr als bewusst, dass Nähe dieser Art nicht erlaubt war und dennoch wich sie nicht zurück. Kurz bevor ihre Lippen aufeinander trafen, flüsterte Jennifer: "Wir dürfen nicht." wodurch ihre Schülerin innehielt, aufstand und den Raum verließ. Die letzten Sekunden waren so schnell vergangen, dass Jennifer hatte garnicht wirklich realisieren und reagieren können.

Am nächsten Tag war Mina auffällig still in der Geografiestunde, schaute die komplette Stunde nur aus dem Fenster. Jennifer selbst war sehr unkonzentriert gewesen, weswegen sie froh darüber war, dass es lediglich eine Einzelstunde war und es schon bald klingelte. Sie hatte sich vorgenommen mit ihrer Schülerin zu sprechen, diese war jedoch plötzlich verschwunden. Vor dem Wochenende musste sich jedoch unbedingt noch mit ihr sprechen, am liebsten heute noch, denn das ganze würde nicht spurlos an ihrer Schülerin vorbei gehen. Würde sie dadurch wieder tiefer fallen und sich gegebenenfalls selbst gedährdern, könnte sie sich das keinesfalls verzeihen. In erster Linie war sie zwar nur ihre Schülerin, aber sie empfand zweifelsfrei ebenfalls mehr für diese. Sie hatte es sich die gesamte Zeit ausreden wollen um sich selbst und auch Mina zu schützen, aber letztlich waren Gefühle nunmal zu stark, um einfach verdrängt zu werden. Würden diese aber rauskommen, dann wäre nicht nur ihre Stelle, sondern auch ihre gesamte Zukunft gefährdet. Ihr war zu dem Zeitpunkt nicht klar gewesen, dass manche Gefühle nicht verborgen werden können. Aber das hing damit zusammen, dass diese in ihren Augen völlig falsch und hoffnungslos waren. Zwar erwiderte ihre Schülerin diese, aber nichts destotrotz ist diese jünger und geht noch zur Schule. Keiner konnte ihr garantieren, dass sich Minas Gefühle nicht nochmal verändern würde. Möglicherweise hatten die Gefühle der Schülerin auch nur etwas mit ihrer psychischen Instabilität zu tun. Sie hoffte einfach, dass sie sich weiterhin kontrollieren kann und nicht ihren Gefühlen nachging.

Die junge Lehrkraft brachte also den heutigen Stundenplan ihrer Schülerin in Erfahrung, um in ihrer Deutschstunde in den Unterricht zukommen. Sie klopfte an die Tür und wartete auf das Signal ihrer Kollegin. "Kann ich kurz mit Mina sprechen?" flüsterte diese ihr leise zu, woraufhin diese nur nickte und Jennifer sich umdrehte, Minas Blick suchte. "Mina, ich würde gerne einen Moment mit dir sprechen." sagte diese, nachdem sie sich gesammelt hatte, denn ihre Schülerin machte sie vollkommen nervös. Mina nickte, stand auf und ging neben ihr her, bis zu Jennifers Büro. "Was möchtest du?" fragte diese offensiv, worüber ihre Lehrerin durchaus verwundert war. "Ich.." fing sie an, wurde aber sofort unterbrochen. "Ich weiß, dass du nicht das selbe fühlst und das ist okay. Bald werde ich in Therapie sein und dann musst du dich nicht mehr mit mir auseinandersetzen." sagte diese mit einer unfassbar kalten Tonlage, die ihrer Lehrerin die Sprache verschlug. "Ich.. Also, nein. Das stimmt so nicht.." versuchte sie sich zu erklären, war vollkommen überfordert. Sie konnte sich nicht im geringsten erklären, wo die plötzliche Unsicherheit herkam. "Nicht?" fragte Mina überrascht und Jennifer nickte lediglich, antwortete erst später. "Ich helfe dir gerne, das weißt du, aber nicht nur aus den Gründen, über die wir gesprochen haben." Jetzt war es Mina, die sichtlich verwirrt zu sein schien. "Wie meinst du das?" Anstatt zu antworten, folgte Jennifer ihrem Herzen und vergaß völlig, in welchem Rahmen sie sich befanden.

➡️Neues Kapitel!🙊
Na, wie gefällt es euch? Ich habe es leider nicht früher geschafft, das Kapitel fertig zustellen.
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