Kapitel 7

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Am darauffolgenden Tag war Mina völlig kaputt und kraftlos, weshalb sie sich kurzfristig krank meldete. Es hatte bereits Kraft gekostet, überhaupt in der Schule anzurufen. Sie war zu nichts in der Lage, sogar das Denken fiel ihr schwer und zerrte an ihren, kaum vorhandenen Kräften. Alles was sie tat, war anstrengend, weshalb sie unbewegt liegen blieb. Da sie nicht schlafen konnte, blieb ihr nichts anderes übrig. Irgendwann entschied sie sich jedoch dazu, ihre Serie weiterzuschauen. Im Moment war diese 13 Reasons Why. Sie hatte mit sich selbst gekämpft, als sie diese angefangen hatte, schließlich hatte auch sie spezielle Trigger. Diese fielen aber ganz unterschiedlich aus, der Großteil bestand natürlich aus Verlusten. Auch hatte sie Schwierigkeiten mit Konfrontation, Stress und weiteren Dingen. Trotzdem gab es bezüglich der Serie keine Probleme, nicht einmal in der Suizidszene von Hannah Baker. Sie fand die Serie im ganzen echt spannend, vorallem die Gründe, die Hannah gehabt hatte. Zwar konnte sie manche nicht nachvollziehen, verstand aber, dass jeder anders mit Geschehnissen umging. Bezüglich der Vergewaltigung würde sie wahrscheinlich auch ihre Probleme haben, wollte sich nicht im geringsten in solch eine Situation begeben, wobei sexueller Missbrauch ein sehr vielfältiger Begriff war. Genaugenommen hatte ihr erster Freund sie nicht nur mental missbraucht, sondern auch sexuell. Sie dachte nicht gerne daran zurück, wurde aber unweigerlich dran erinnert, als dieses Thema aufgegriffen wurde. Es war relativ am Anfang ihrer Beziehung gewesen; er hatte sie dazu genötigt, Nacktbilder zuschicken, sie sogar psychisch erpresst. Auch hatte sie sich vor seinen Augen befriedigen müssen und sie regelrecht bedrängt, obwohl er wusste, dass sie dazu noch nicht bereit war. Damals hatte sie damit zu kämpfen gehabt, sich aber nicht dazu überwinden können, mit jemanden darüber zu reden und es dadurch lediglich verdrängt. Sie konnte sich auch nicht vorstellen, mal darüber zu sprechen, auch wenn sie es vermutlich verarbeiten musste.

Mina verbrachte den ganzen Tag also im Bett, aß nichts und schlief am Abend recht spät ein. Am nächsten Tag ging es ihr trotzdem um einiges besser, zumindest körperlich und deswegen raffte sie sich dazu auf, wieder in die Schule zu gehen. Es war Donnerstag, demnach hatte sie acht Stunden und die würden sich sicher wieder in die Länge ziehen. Bevor sie das Haus verließ, frühstückte sie eine Kleinigkeit und schaute auf den Vertretungsplan, welchen sie online einsehen konnte. Nach ihrer Freistunde hatte sie Englisch, jedoch wurde Vertretung mit Ms. Erics eingetragen. Innerlich verdrehte sie die Augen, denn sie wollte heute mit niemanden reden, wusste aber, dass diese sie ansprechen würde. Sie versuchte diesen Gedanken bestmöglich in den Hintergrund zu schieben. Körperlich war sie wieder bei Kraft, aber psychisch ging es ihr nicht viel besser. In ihr spürte sie ein Gefühl von Schwäche, weil sie sich ihrer Lehrerin anvertraut hatte. Den ganzen Schmerz der letzten Jahre hatte sie ignoriert, sich mit Ms. Erics unterhalten und sogar Nicole an sich rangelassen, was ihr nicht Recht war. Nun konnte sie es aber nicht mehr rückgängig machen, was es nicht einfacher machte.

Als sie gerade auf den Parkplatz fuhr, sah sie ihre Lehrerin auch schon, denn dies stieg soeben aus einem weißen Skoda Octavia RS Mk3 und schaute nun in ihre Richtung. Mina parkte also, nahm ihre Schultasche und stieg ebenfalls aus ihrem Auto, wodurch sie den Blick ihrer Lehrerin auffing. "Guten Morgen Mina." sagte diese freundlich und lächelte sie an. Nichts sagen befahl sie sich und wendete ihren Blick ab, um anschließend an Ms. Erics vorbei zu gehen. Sie würdigte ihr kein Blick, ignorierte sie stur. "Mina?" hörte sie noch unsicher, was sie aber nicht hinderte. Im Gebäude war es noch relativ ruhig, da die jüngeren erst zum Klingeln rein durften, bis dahin waren es aber noch in etwa zehn Minuten. Ihr war es also möglich, ohne Gedränge zu ihrem Fachraum zu kommen. Sie hatte jetzt eine Stunde Religion, bevor sie wieder eine Freistunde haben würde. Mit dem Lehrer kam sie gut klar und hatte generell nie Probleme in dem Fach gehabt. Die religiösen Themen fand sie schon immer sehr interessant, manchmal passten die Fallbeispiel sogar sehr gut zu ihr. Sie kann sich noch gut an den Mann erinnern, welcher nie mit jemandem sprach. Zwar waren alle Augenpaare auf sie gerichtet, aber das hatte sie nicht gestört, denn sie hatte ebenso ihre Gründe. Auch ihr Lehrer hatte ihr nach der Stunde klarmachen wollen, dass man manchmal keine andere Wahl hat und damit hatte er tatsächlich recht gehabt. In ihren Augen blieb ihr nichts anderes übrig, als sich selbst zu schützen.

Nach der Stunde setzte sie sich ins Foyer, welcher ans Lehrerzimmer angrenzte und hörte Musik. Die verschiedenen Schüler*innen liefen an ihr vorbei, genauso wie die Lehrer*innen, die sie aber anscheinend gar nicht wahrnahmen. Dies war ihr aber auch ganz recht, denn sie genoss die Einsamkeit. Nur eine Lehrerin lief nicht an ihr vorbei, setzte sich sogar neben sie. "Hallo Mina." hörte sie Ms. Erics sagen, reagierte wie am Morgen aber nicht darauf. Als diese sie aber am Arm berührte, an welchem sich ein Verband befand, schaute sie ruckartig auf. Ihre Augen trafen auf die ihrer Lehrerin, welche auf ihren Arm schaute. Ihr Arm lag darauf und ihr Blick verriet ihr, dass sie den Verband gespürt hatte. "Hast du dich selbstverletzt?" Mina schaute sie emotionslos an, dachte über ihre Frage nach, war mit einem mal vollkommen überfordert. Nun schaute auch sie auf den Arm, auf welchem sich die Hand ihrer Lehrerin befand. Als sie ihren Blick wieder aufrichtete, trafen ihre Augen auf die ihrer Lehrerin und sie musste augenblicklich Lächeln, obwohl es ihr gerade nicht gut ging. "Ich bin bei dir und verurteile dich nicht, okay?" sagte Ms. Erics nun ganz sanft, unterbrach den Augenkontakt nicht. Mina spürte ihren Herzschlag, welcher zweifellos schneller schlug als zuvor und ihr war bewusst, dass es an ihrer Lehrerin liegen musste. "Wollen wir in mein Büro gehen?" Bevor sie überhaupt nachgedacht hatte, nickte sie und stand auf. "Haben sie keinen Unterricht?" fragte diese aber, als sie schon fast im Büro waren. "Mach dir darüber keine Gedanken, okay?" sagte sie und wandte sich der Tür zu, welche sie aufschloss. "Okay."

➡️Neues Kapitel!🥰
Hat ein wenig gedauert, aber hier ist nun das neue Kapitel für euch. Ich hoffe es gefällt euch?
➡️Schreibt gerne in die Kommentare, wie euch dieses Kapitel gefiel und stimmt gerne für den Teil ab, um mir ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.

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