Kapitel 12

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Sie wusste, dass ihre Lehrerin damit gezielt den hohen Puls infrage stellte, aber wie sollte sie darauf antworten? Bisher konnte sie schließlich selbst nicht sagen, wieso ihre Lehrerin ständig dafür sorgte, dass ihr Puls ins unermessliche stieg. "Ja, ja bin ich." sagte sie also lediglich und wendete den Blick ab. "Ich verzeihe ihnen. Und es tut mir leid, wie ich mich ihnen gegenüber verhalten habe. Aber ich war so unfassbar enttäuscht und wütend auf mich selbst." erwiderte sie noch und schaute anschließend wieder zu Ms. Erics. "Alles gut. Kann ich dich vielleicht etwas fragen?" Mina nickte. "Das mit dem Unfall... war es wirklich nur ein Unfall." fragte die ältere Frau vorsichtig. Sie verstand zwar, dass sie dies fragte, aber sie wollte solch eine Frage nicht hören. Bereits seit Tagen wusste sie nicht mehr, ob das Leben überhaupt noch einen Sinn hatte, wollte sich aber nicht das Leben nehmen. Das einzige was sie wollte, war, dass endlich der Schmerz nachlassen würde. Ihr war aber bewusst, dass sie dazu etwas tun musste, doch dazu fehlte die Kraft. "Nein, wollte ich nicht. Ich wollte mich beruhigen, um auf andere Gedanken zu kommen, da nur Sie darin waren. Jedoch hatte ich Spotify per Bluetooth an und plötzlich kam dieses eine Lied, wodurch ich die Fassung verlor." erklärte sie wahrheitsgemäß. Ms. Erics schaute sie sanft an, setzte sich nun auf den Stuhl, neben dem Bett. Sie griff vorsichtig nach ihrer Hand und verschränkt ihre Finger miteinander. "Man sollte nicht ins Auto steigen, wenn es einem nicht gut geht und besonders nicht bei deiner Problematik mit Panikattacken. Das ist gefährlich." Das wusste Mina, aber es war ihr gleichgültig gewesen. Was dachte ihre Lehrerin? Sie hatte zwar nicht vor, sich umzubringen, aber wenn Sie gestorben wäre, dann hätte sie nichts dagegen. Ihr war das Leben nicht wichtig. Das einzige was in ihren Augen Sinn ergab, war die ältere Frau, die in ihr irgendwas auslöste. "Aber wieso hast du an mich gedacht?" unterbrach ihre Lehrerin die Gedanken und nahm damit ihre gesamte Aufmerksamkeit ein. Ihre Augen schauten ohne Unterbrechung in die der anderen Frau und mit einem mal stieg ihr Puls erneut an. Wieder schaute Ms. Erics auf den Monitor, lächelte kurz und wandte sich ihr wieder zu. "Ist okay." Ihr wahr nicht klar, was die ältere Frau nun dachte und war trotzdem froh, dass sie nicht weiter nachfragte.

Insgesamt war ihre Lehrerin noch lange im Krankenhaus gewesen und hatte ihr somit Sicherheit und Geborgenheit geschenkt. Als diese sich aber verabschiedet hatte, ging es ihr schlagartig schlechter. Sie fühlte sich nun emotional komplett leer, hilflos. Mina wurde mit einem mal bewusst, dass sie sich emotional von ihr abhängig gemacht hatte. Ihre Psyche ging stetig zu Grunde und es dauerte nicht lange, bis eine Krankenschwester ins Zimmer kam, da ihr Puls bereits zu hoch war. Sie verlor die Kontrolle, war der Panikattacke völlig ausgeliefert. "Normal weiter atmen." kam die Stimme der Krankenschwester dumpf zu ihr durch, jedoch ziellos. Das Gerät wurde immer lauter und alles andere stetig leiser, unklarer. Wieder gab es nur einen Gedanken; Ms. Erics. Trotzdem wurde ihre Sicht verschwommen und anschließend schwarz. Und bevor sie das Bewusstsein verlor brachte sie ein "Ich habe mich in sie verliebt." heraus.

Als sie wieder zu sich kam, war eine ganze Weile vergangen. Es war spät gewesen und trotzdem musste sie noch ein Gespräch mit der Ärztin von Dienst führen. Die Krankenschwester hatte von einem Abklärungsgespräch gesprochen. "Guten Abend. Ihnen wurde bereits mitgeteilt, dass dieses Gespräch notwendig ist und da sie sicherlich sehr erschöpft sind, werde ich versuchen es kurz zu halten." begann diese. "Hatten Sie in der Vergangenheit bereits mit Panikattacken zutun?" Mina nickte. "Wann kam es das erste mal vor?" Sie musste nicht lange überlegen. "Als ich vierzehn Jahre alt war." Da war es ihr tatsächlich zu viel gewesen, weshalb sie letztlich ihre erste Panikattacke gehabt hatte. Diese war nicht zu vergleichen mit denen, die sie nun hatte, aber es war der Anfang gewesen. Nachdem diese aufgetreten ist, hat sie recherchiert und herausfinden können, dass diese sich in den meisten Fällen steigerten. So war es auch bei ihr. "Wie oft kommen diese bei Ihnen vor?" fragte die Ärztin nun. "Inzwischen regelmäßig. Es gibt kaum noch Momente, die eine Panikattacke nicht triggern." Währenddessen sie die Fragen beantwortete, notierte die Ärztin sich alles und stellte nur Fragen, die Mina schnell beantworten konnte. Doch bei einer Frage stoppte sie, wollte diese nicht beantworten. "Kam es schonmal vor, dass Sie während einer Panikattacke etwas getan haben, woran Sie sich im Nachhinein nicht erinnern können?" Oh ja! dachte sie sich nur, wusste die Auswirkungen dieser Antwort aber nicht. "Sie können und sollten ehrlich auf die Fragen antworten. Es geht bei diesem Gespräch lediglich darum, dass wir je nachdem ein Medikament einsetzten müssen. Mehr nicht." Mina nickte und antwortete demnach wahrheitsgemäß. Nachdem das Gespräch beendet war, ließ die Ärztin sie schlafen und das tat sie tatsächlich auch. Nach der Panikattacke und dem anschließenden Gespräch waren ihre Kräfte am Ende gewesen. Leider wirkte sich dies aber nicht auf ihren Schlaf aus, denn dieser wurde wieder von Albträumen geprägt und wirklich ausgeruht fühlte sie sich dadurch nicht. Gleich am nächsten Morgen merkte sie das, denn sie war noch genauso müde wie zuvor. Es hatte sich nichts geändert, bis auf eine Einsicht; sie erinnerte sich an den Satz, welchen sie gesagt hatte, bevor ihr Bewusstsein verloren gegangen ist. "Ey fuck!" fluchte sie, weil sie sich in Ms. Erics verliebt hatte. Es hatte ihr schon Kraft gekostet, sie sympathisch zu finden und wenn sie nun in ihre Lehrerin verliebt war, dann würde sie daran sicherlich kaputt gehen. Es ist die eine Sache, in jemanden verliebt zu sein und die andere, dass es niemals eine Zukunft haben wird. Mina war wütend auf sich selbst, denn sie wollte nie mehr verliebt sein. Es bedeutet Schmerz, starken Schmerz und dazu würde noch eine weitere Wunde des Verlustes kommen, wenn diese es erfahren würde. Sie wollte nicht darüber nachdenken und nahm ihr Handy in dir Hand, um sich abzulenken. Jedoch ging dies aufgrund einer bestimmten Nachricht nach hinten los.

Ms. Erics: Guten Morgen Mina! :) Du hast ja nachher dein Arzt-Gespräch. Ist es okay, wenn ich danach mal nach dir sehe? [07:43]

Sie musste lächeln, obwohl sie das garnicht wollte. Aber sie merkte, wie sich ihre Laune schlagartig verändert hatte und ihr Bauch zukribbeln begonnen hatte.

Mina: Guten Morgen. Klar, es würde mich sehr freuen. :) [08:01]

Ms. Erics: Das ist schön zu hören. :) Ich werde gegen 13 Uhr da sein. Bis dann! [08:06]

Mina: Bis gleich. :) [08:07]

➡️Neues Kapitel!💕
Und schon geht es weiter. Wie gefällt es euch?🥰
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