Jennifer hatte sich wirklich Sorgen gemacht und war sogar kurz davor gewesen, die Polizei zu rufen. Sie konnte sich noch gut daran erinnern, als sie von Zuhause abgehauen war und nicht wieder kam. Ihre Eltern hatten die Polizei informiert und sie als vermisst gemeldet, nach fast einer Woche hatte man sie gefunden und ins Krankenhaus eingeliefert. Jennifers Mutter hatte sich Sorgen gemacht und konnte sich nicht erklären, wieso sie abgehauen war. Irgendwann entschied sie sich dafür, ihre Mutter einzuweihen, wodurch es zur Trennung ihrer Eltern kam. Eigentlich hatte sie nicht vorgehabt überhaupt jemandem davon zu erzählen und gehofft, dass sie das garnicht mehr konnte. Sie wollte verhindern, dass ihre Schülerin auch an diesen Punkt angelangen würde und versuchte ihr deshalb zu helfen. Doch davon abgesehen wusste sie, dass ihr bereits mehr an der jungen Frau lag, als es für eine SchülerIn-LehrerIn Beziehung üblich war. Natürlich tat es Mina weh eine Abfuhr zu erhalten, aber für sie war es auch nicht einfach. Bereits an dem Punkt konnte sie sich nicht mehr klar von ihr distanzieren, was es für beide Seiten gefährlich machte. Durch ihre Gefühlswelt gefährdete sie ihre Stelle als Lehrerin.
"Du erzählst mir ja nichts und davon abgesehen, muss ich manchmal halt einfach alleine sein." sagte sie und ging ins Wohnzimmer, Jennifer ging ihr hinterher. "Ich bin mit 15 Jahren abgehauen, kam aber nicht mehr zurück." fing ihre Lehrerin an und weckte damit ihr Interesse. Sie nahm neben Mina Platz und fuhr fort: "Man hatte mich eine ganze Woche lang gesucht, wodurch meine Mutter schon fast die Hoffnung verloren hatte. Als man mich gefunden hatte wurde sie nicht schlau aus mir, bis ich ihr aber anvertraut hatte, dass mein Vater mich jahrelang missbraucht hatte. Er hat mir immer Gründe genannt, weshalb ich es niemanden sagen sollte und mir eingeredet, dass soetwas üblich sei. Irgendwann wusste ich natürlich, dass dies nicht so war und wollte aber nichts sagen, um meine Mutter nicht zugefährden. Sie selbst ist seit ihrer Kindheit psychisch krank und fand mit meinem Vater wieder zu sich. Das wollte ich nicht zerstören, mir stattdessen einfach das Leben nehmen. Es war eine schlimme Zeit vorallem die Phase, in der ich nicht mehr Leben wollte und davor möchte ich dich schützen. Verstehst du? Mir liegt viel an dir, mehr als es sollte." erklärte sie stückweise, ließ absichtlich bestimmte Dinge aus und trotzdem stieß sie damit auf Verständnis. Man konnte Mina ansehen, dass es sie verletzte und das wohl durch die Gefühle, die sie für ihr Gegenüber pflegte. "Das tut mir wahnsinnig leid... ehrlich." sagte sie und man merkte, dass sie es auch so meinte. "Alles gut, aber bitte lass mich dir helfen, okay?" Mina nickte, verarbeitete noch die Informationen die ihr soeben gegeben wurden. Natürlich hatte sie gewusst, dass ihre Lehrerin ähnliche Probleme gehabt hatte, aber diese jetzt zum Teil zu kennen versetzte sie in Schmerz und verletzte sie; die Person, die so viel mit ihr durchmachen musste und sie ertragen hatte, war selbst mal in dieser Situation gewesen. In ihr wirbelte ein starkes Gefühlschaos, dieser sie dazu verleitete, ihr gegenüber zu umarmen. Jennifer war im ersten Moment überrascht und erwiderte die Umarmung trotzdem sofort. Mina spürte ihren Puls deutlich, ebenso Jennifer, doch keiner bewegte sich. Beide genossen die Nähe zu dem anderen, so falsch diese auch war.
"Soll ich uns Pizza bestellen?" kam es von Jennifer, die gerade auf den Balkon kam. Mina saß draußen und rauchte, kam noch immer nicht auf die Informationen klar. Sie konnte nun noch besser verstehen, wieso ihre Lehrerin ihr unbedingt helfen wollte und gleichzeitig wusste sie, dass sie eventuell in naher Zukunft zu labil sein könnte, um ihr Halt zu geben. Es war egal, wie lange es schon her war, denn vollkommen davon loskommen kann man nicht und demnach konnte ihre Psyche das auf Dauer nicht mitmachen. Dies verursachte ein Spiel zwischen Distanz und Nähe, brachte sie wiedermal zum zweifeln. "Ja, hört sich gut an." sagte sie, schaute aber nicht zu ihr. Sie musste eine Entscheidung treffen, frei von Gefühlen und dafür konnte sie ihr nicht in die Augen schauen, denn ein Blick reichte, um sich vollkommen in den Gefühlen zu verlieren. "Margherita?" fragte Jennifer. "Ja." Ihr Ziel war es, dass Jennifer wieder rein gehen würde, aber stattdessen setzte sie sich und nahm ihre Hand. "Mach dir keine Sorgen, okay? Mir geht es gut und außerdem kenne ich meine Grenzen inzwischen." kam es von Jennifer, wodurch sie ihr in die Augen schaute. "Okay, aber ich habe Angst. Du bist so stark, aber was wenn du es irgendwann nicht mehr bist?" Sie verstand die Sorgen ihrer Schülerin gut und ein stückweit sorgte sie sich selbst, aber nicht aufgrund ihrer eigenen Psyche, sondern wegen ihrer Gefühle. Ihr war zweifellos bewusst geworden, dass ihr Puls in die Höhe schoss, wenn Mina bei ihr war und sie sich körperlich näher kamen. "Mach dir um mich keine Sorgen." sagte sie also und strich sanft über ihre Hand. Anschließend nahm sie sich ebenfalls eine Zigarette aus der Schachtel und zündete diese an, nahm einen tiefen Zug. Mit knapp siebzehn Jahren hatte sie sich das erste mal in ein anderes Mädchen verliebt, diese war aber erst vierzehn gewesen und deshalb war daraus nie etwas geworden. Nichts desto trotz hielten diese Gefühle lange an und sie hatte sich dadurch selbst gefunden. Ihre erst Freundin lernte sie im Alter von einundzwanzig kennen, als sie gerade im vierten Semester war. Die Beziehung hielt fünf Jahre lang, ging auch im guten auseinander. Ihr Name war Aria Cole gewesen und tatsächlich hatte diese Englisch und Geschichte auf Lehramt studierte, arbeite nun an der gleichen Schule.
"Kennst du Mrs. Cole?" fragte Jennifer ihre Schülerin, die sichtlich verwirrt über die Frage war. "Ja, hatte sie schon als Vertretung. Wieso?" antwortete sie aber. "Ich kenne sie seit meinem Studium, haben uns im vierten Semester kennengelernt." Sie wusste garnacht so genau, wieso sie ihr das erzählte. "Okay?" Mina wusste nichts mit dieser Information anzufangen, was klar war. "Tut mir leid. Keine Ahnung wieso ich das überhaupt erzählt habe." Sofort schüttelte ihre Schülerin den Kopf. "Nein, ich mag es wenn du mir solche Sachen erzählst und kann mir den Hintergrund schon denken. Ihr wart ein Paar, oder?" Jetzt nickte Jennifer und fühlte sich verlegen. "Sie ist auch echt hübsch."
➡️Neues Kapitel!💕
Stören euch eigentlich die vielen Panikattacken?
➡️Schreibt gerne in die Kommentare, wie euch dieses Kapitel gefiel und stimmt gerne für den Teil ab, um mir ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.
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Don't need help
DiversosEs gibt da eine junge Frau, die eine schwere Kindheit hinter sich hat; sie wurde von einer alleinerziehenden Mutter auf die Welt gebracht, die starb, als sie erst vier Jahre alt war. Bis sie volljährig war, wohnte sie in verschiedenen Familien und f...