"Ich? Stark?" fragte sie fassungslos, denn sie war nicht stark. Sie konnte ihre Probleme nicht angehen, ging denen konstant aus dem Weg und versuchte von allem Abstand zu halten, was ihr nicht gut tat. Also nein, sie war alles, aber nicht stark. "Ja Mina, du bist stark. Du hast wahrscheinlich seit langer Zeit mit niemanden gesprochen, es nun aber geschafft, zu mir zu kommen, was ich dir hoch anrechne. Außerdem habe ich gleich gemerkt, dass du dich von manchen Sachen distanzierst, was nicht nur seine schlechten Seiten hat. Es zeigt viel Stärke, dass man eine Distanz zu Dingen halten kann, die einem nicht gut tun. Trotzdem freut es mich, dass du mir das anvertraut hast und nun anscheinend auch Freundschaften aufbauen möchtest." Ms. Erics Worte regten sie zum Nachdenken an, denn zuvor hatte sie dies nicht so gesehen. Vielleicht hatte sie Recht und Mina war stärker, als sie bisher selbst dachte. Wenn sie darüber nachdachte, gab es eine Vielzahl an Personen, die sich immer wieder selbst kaputt machten, da es Ihnen nicht möglich war, sich von bestimmten Dingen zu distanzieren. "So habe ich das zuvor nicht gesehen." gab sie also offen zu, woraufhin die ältere Frau lächelte. "Ruf dir meine Worte gerne ins Gedächtnis, wenn du nochmal an deiner Stärke zweifeln solltest." Mina versprach es ihrer Lehrerin, war anschließend nicht fähig gewesen, weiter ins Detail zu gehen. Sie war dennoch stolz darauf, dass sie sich überhaupt anvertraut hatte und auch Ms. Erics hatte das gesagt.
Nach dem Gespräch gingen die beiden gemeinsam aus dem Gebäude und Mina steuerte geradewegs den Parkplatz an. Ihre Lehrerin dagegen schien nicht mit dem Auto gefahren zu sein, denn diese ging in die andere Richtung. "Müssen sie nicht zum Parkplatz?" fragte Mina sie. "Nein, ich bin mit dem Bus gekommen. Ich muss nur ein paar Minuten fahren." Mina hatte kurz überlegt, sie zu fragen, ob sie sie nachhause bringen sollte. Jedoch hielt sie dies für keine besonders gute Idee, weshalb sie sich lediglich von ihrer Lehrerin verabschiedete und zu ihrem Auto ging. Im Nachhinein merkte sie aber, dass die Nähe ihrer Lehrerin ihr gut getan hatte, denn als sie gerade im Auto saß, kamen Zweifel auf. Sie bereute es, sich angreifbar gemacht zu haben und mit ihrer Lehrerin gesprochen zu haben.
Die Fahrt über war sie angespannt gewesen und wurde innerlich von ihren Emotionen überflutet. Mina fühlte sich aufeinmal eingeengt und unwohl in ihrem eigenen Körper, dabei war zuvor alles in Ordnung. Sie fuhr nach Hause, parkte das Auto und versuchte anschließend ruhig zu werden, doch es gelang ihr nicht. Ihre eigenen Gedanken machten sie völlig fertig. Seit langem fiel es ihr wieder schwer, damit umzugehen und sie zu verdrängen. Schlagartig fing sie an zu weinen und merkte, wie sie zu zittern begann, gleichzeitig spannte sich ihr gesamter Körper an und sie fühlte sich wie erstickt. Sie konnte sich ihre eigene Fassung nicht erklären, schob es darauf, dass sie sich ihrer Lehrerin anvertraut hatte. Aber war es das wirklich? Schließlich ist sie offensiv auf Ms. Erics zugegangen, hatte explizit das Gespräch zu ihr gesucht. Eine Erklärung konnte sie nicht finden, was ihr ohnehin nicht helfen würde. Sie versuchte sich durch alles mögliche abzulenken, doch die Anspannung und das zittern wurde stärker. Schon zuvor hatte sie ein paar Mal eine Panikattacke gehabt, aber bisher nicht so intensiv. Alles in ihrer Umgebung wurde schlagartig unklar und sie hatte Angst, sterben zu müssen. Minas Beine gaben nach, wodurch sie zu oben fiel und bitterlich weinte. Sie hatte sich die Nähe ihrer Lehrerin in dieser Situation gewünscht. Ihr war nicht bewusst, wie sie sich selbst beruhigen sollte. Sie war sich selbst völlig ausgeliefert, was ihr zusätzlich Panik machte. Irgendwann wurde ihr schwarz vor Augen und nichts drang mehr zu ihr durch. Nichteinmal ihr Handy, welches zu klingeln begann.
Es dauerte eine Weile, bis Mina wieder zu sich kam und die Realität wieder wahrnehmen konnte. Sie saß im Badezimmer, unter der Dusche und wusste nicht, wie sie dorthin gekommen ist. Durch die heißen Wassertropfen, welche pausenlos auf ihren Körper trafen, durchzog sie einen enormen Schmerz. Sie schaute an sich herab und sah unzählige Schnittwunden, diese sie sich offensichtlich selbst zugefügt hat. Trotz dieser Tatsache, war sie ruhig und nun völlig entspannt, was ihr im Unterbewusstsein Sorgen bereitete. So gut es ging, versuchte sie die neuen Wunden zu versorgen, zog sich einen Pullover und eine Jogginghose an und ging vor die Tür. Es war relativ warm draußen, dennoch behielt sie ihren Pullover an, schaltete ihre Playlist an und ging laufen. Mina hatte kein genaues Ziel, wollte sich lediglich auspowern und auf andere Gedanken kommen. Für diese Zeit hatte sie tatsächlich auch Erfolg.
Abends im Bett kreisten ihre Gedanken um ihre Panikattacke und wie sie sich völlig verloren hatte. Noch nie zuvor war es ihr so schlecht ergangen. Es war, als hätte sie das Bewusstsein verloren, als wäre sie für einen Moment seelisch gestorben. Geht soetwas überhaupt? Das was ihr aber wirklich Sorgen bereitete, war, dass sie es genossen hat. Es tat gut, einfach mal nur zu existiert und nicht zu fühlen. Zwar verdrängt sie ohnehin jegliche Emotionen, dennoch waren sie in ihr, was eventuell auch der Grund für die Panikattacke war. Alle Gefühle der vergangen Jahre haben sich in ihr aufgestaut, um nun auszubrechen. Ergab das Sinn? Sie wusste es nicht. Durch die Situation, fühlte sie sich schwach und konnte den Worten von Ms. Erics keinen Glauben schenken. Mina konnte sich und Stärke in keinsterweise miteinander in Verbindung bringen. Eines war klar: sie wollte in Zukunft nicht mehr mit ihrer Lehrerin sprechen, denn es konnte kein Zufall sein, dass sie nach dem Gespräch eine Panikattacke erlitt. Es war ein Zeichen dafür, was es heißt, sich anderen mitzuteilen. Diese Erkenntnis konnte sie nur schwer verkraften, wollte nie wieder etwas fühlen, was so schrecklich ist. Ab diesem Moment wurde ihr jedoch klar, dass sie sterben möchte. Nicht sofort, aber irgendwann in naher Zukunft.
➡️Neues Kapitel!
Hellu..<3 Hier ist das neue Kapitel. Diesmal ein bisschen aufbrausender.🥰
➡️Schreibt gerne in die Kommentare, wie euch dieses Kapitel gefiel und stimmt gerne für den Teil ab, um mir ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.
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Don't need help
RandomEs gibt da eine junge Frau, die eine schwere Kindheit hinter sich hat; sie wurde von einer alleinerziehenden Mutter auf die Welt gebracht, die starb, als sie erst vier Jahre alt war. Bis sie volljährig war, wohnte sie in verschiedenen Familien und f...