Kapitel 2

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Und obwohl ich meine Eltern dafür hasste, dass sie ihre Zeit lieber in ihre Arbeit investiert hatten, als mit ihrer eigenen Tochter Zeit zu verbringen.
Würde dieser Tag wohl der schlimmste meines Lebens werden, dachte ich.

Dieser Gedanke lief immer und immer wieder in meinem Kopf ab.
Seitdem mich der Polizist aus der Klasse gezogen hatte und mir erzählte das meine Eltern brutal ermordet worden sind, schien alles wie in Trance.
Den ganzen Weg zur Polizei Station schwieg ich, ich hatte nichts zu sagen, ich fühlte mich ohne hin wie in einem Film.
Als hätte mir jemand seine Geschichte erzählt und es war gar nicht greifbar für mich, dass das wirklich mein Schicksal ist.

Mittlerweile saß ich auf einem klapprigen Stuhl, in dem Verhörraum des Polizeireviers und lauschte der Uhr an der wand.

Tick Tack
Tick Tack
Tick Tack

Nach weiteren fünfzehn Minuten warten öffnete sich die Tür und ein großer Man mit Vollbart trat ein, ich schätze ihn mittleren Alters.
Ich vermute, dass er der jenige sein wird, der versucht aus mir irgendwelche Informationen rauszubekommen, als ob ich irgendwas wissen könnte.

„Hallo, Camille oder?", fragt er mich mit mitleidiger stimme.

Ich antwortet ihm nicht, mein Mund wirkt wie verschlossen, als könnte ich nie wieder ein Wort sagen.

„Ich nehme das mal als ein ‚Ja' , ich bin Herr Scholz, aber bitte nenn mich doch Julius."

Stumm nicke ich und warte, bis er mit seiner Ansprache fortfährt.
Aber er schwieg stumm, weswegen ich all meine Kraft zusammennahm und alles erzählte.

„Hören sie zu, ich weiß gar nichts über den Job meiner Eltern oder sonst irgendwelche Details, die sie nicht über meine Eltern wissen könnten.
Die beiden haben seitdem ich denken kann immer lange gearbeitet und waren oft auf Geschäftsreisen, mehr ist da nicht", ratterte ich die Worte runter, die ich mir auf die Schnelle zusammen gereimt habe.

Ich habe sowas von keine Lust auf sein Mitleid und Gespräche, das Einzige was ich im Moment verspüre ist Wut.

Wut auf die Menschen die meine Eltern getötet haben. Wut gegenüber mir selbst, weil ich nichts von den Geschäften meiner Eltern wusste und keinerlei verdächtige festmachen kann.

Diese Gedanken erschraken mich selbst, was soll ich schon ausrichten können, selbst wenn es einen Verdächtigen gäbe.
Jedoch war die Rache das einzige, das mich abhielt in ein großes Loch zu fallen, aus dem ich nicht mehr rauskäme.
Das ist jetzt meine Hoffnung, jemanden dafür verantwortlich machen zu können, was für ein Unmensch könnte so etwas tun?

„Ich verstehe was sie gerade fühlen Camille, aber denken sie nocheinmal nach.
Alle Details könnten bei den Ermittlungen helfen", meint der Polizist schon wieder mit diesem mitleidigen Unterton.

„Nein, sie verstehen gar nichts!", zitternd vor Wut, sprang ich vom Stuhl auf und wollte endlich weg hier, jedoch hielt mich der Polizist am Arm zurück.

„Ich lasse dich jetzt gehen, dass war aber nicht unser letztes Gespräch, das ist kein einfacher Schicksalsschlag", brachte der Officer jetzt eindringlich hervor.

Ich mache mich auf dem Weg zum Ausgang, aber nicht ohne noch einmal über meiner Schulter zu gucken und Julius einen finsteren Blick zu zu werfen.
Die Polizei hat mein Auto zum Glück zum Revier fahren lassen, weswegen ich sofort in meinen Jeep einstieg und mich auf den Weg nach Hause machte.

Je näher ich meinem zu Hause kam, desto mehr stickige Luft schlug mir entgegen. Zuerst dachte ich, dass es von dem Auto vor mir kam und irgendwas kaputt sein musste. Doch genau in diesem Moment sah ich Rauch aus dem Küchen Fenster dringen.

„Gina" schoss es mir sofort durch den Kopf, sie ist noch im Haus, ganz alleine.
Ich muss sie sofort holen.
Ich lasse nicht zu das noch der letzte Teil meiner Familie stirbt.
Ich parkte mein Auto am Straßenrand und sprintete so schnell ich konnte zur Haustür. Als ich sie öffnete kam mir ein riesiger Schwall Rauch entgegen, dass würde mich aber garantiert nicht davon abhalten sie da raus zu holen.
„Gina" schrie ich zwischen zwei Hustenanfällen, lange werde ich es hier drinnen nicht aushalten.
Mit alle Kraft rannte ich durch, dass große Haus welches mir plötzlich so fremd vorkam und schrie verzweifelt den Namen meiner Schäferhündin.

Ich konnte nicht einschätzen wie lange ich schon hier drin war doch laut meinem Körper definitiv zu lange, ich sackte in mir  zusammen.
Jedoch nicht ohne noch ein letztes Mal ihren Namen zu schreien.
Und endlich, ein bellen, ich erkannte sofort das es aus der Abstellkammer unter der Treppe kommen musste und robbte dorthin, um die kleine Tür sofort zu öffnen.
Gina sprang mir entgegen und sofort bildete sich ein kleines Lächeln auf meinem Gesicht, ihr geht es gut.
Allerdings mussten wir es noch hieraus schaffen, die Haustür hatte ich zum Glück offen gelassen und musste nur ein paar Meter dorthin Robben. Meine Hündin stand abwartend im Türrahmen und sprang aufgeregt hin und her und hin und her oder waren es meine Augen die hin und her zuckten ?
Die Kraft in meinen Armen und Beinen verließ mich, nur noch mein Gesicht hatte ich einigermaßen unter Kontrolle.
Gina signalisierte ich mit kratziger Stimme, dass sie nicht mehr ins Haus kommen sollte.

Das letzte was ich wahrnahm waren große, schwarze Gestalten die auf mich zu kamen und das laute und aggressive Bellen von Gina.
Ich wünschte mir nichts sehnlicher als zu schreien, abzuhauen, zu weinen, einfach nur zu weinen, doch ich blieb zu schwach für all dies.
Zwei starke Arme hoben mich hoch und ich spürte, das Gefühl von Schwerelosigkeit, bevor ich in das schwarze Loch viel vor dem ich mich so gefürchtet hatte.

Fühlt es sich so an, wenn man in die Hölle kommt ?

Heaven - Badboy's bring it to you Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt