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"Du-..."

Fassungslos starre ich in seine Augen, schlage die Hand vor den Mund und beginne zu zittern.

Wie kann es sein, dass ich mich so lang nicht an diesen Traum erinnert habe? Natürlich, daher kenne ich seine Augen! Der kleine Elfen-Junge aus meinem Traum, er hatte grüne, ja wunderschöne, unvergleichlich tiefgrüne Augen, mit einem goldenen Ring darum. Wochenlang konnte ich damals an nichts anderes denken, so fasziniert war ich von diesem niedlichen Grübchenlächeln und den braunen Locken des jugendlich wirkenden Elfen, der mir in meiner Traumwelt gegenüber stand.

Wie konnte ich ihn bloß vergessen?

Die pure Sorge sticht aus besagten traumhaft schönen Augen, als mir erneut die Luft wegbleibt, weshalb er sanft nach meiner Hand greift. "Louis, was ist los?" haucht er leise und berührt nur ganz leicht meine glühende Wange mit seiner Handinnenfläche. "I-Ich... ich habe von dir geträumt, H-Harry..." stammle ich fast tonlos, fasse mir ans Herz, das wie wild herumhüpft und seit dieser übernatürlichen Adrenalin-Spritze gestern noch immer ab und an kurz stechend aufpocht.

"O-Okay...?" Komplett verwirrt blinzelt er mich an, nachdem sein Blick für eine Sekunde auf meine Brust gezuckt ist. "Also nicht letzte Nacht, oder so, sondern-... ich habe von dir geträumt, als ich 5 Jahre alt war, Harry." wispere ich und atme flach ein, gehe mir mit den zitternden Fingerspitzen durch die Haare. Auch Harry richtet sich nun etwas auf und öffnet den Mund, als wolle er etwas sagen, ohne zu wissen, was. Mein noch immer überfordertes Herz zieht ein weiteres Mal unangenehm, als dessen Schlagrate erneut zunimmt.

Es ist als hätte es von der Überanstrengung gestern einen Muskelkater.

Harry legt besorgt seine Hand darauf und murmelt "Ich hätte dir niemals so viel Verndarengill geben dürfen, es tut mir so leid...", doch ich nehme seine Handfläche zur Seite und sorge so dafür, dass er mich wieder ansieht. "Harry, hast du überhaupt zugehört?" Er schnauft leise auf. "Mein Herz wird schon wieder, aber verstehst du, was ich gerade gesagt habe?" Ungläubig schüttle ich selbst den Kopf und blicke auf seine Brust hinab.

Nur ganz sachte, als müsste ich mich selbst überzeugen, dass der Elf vor mir echt ist, streiche ich mit meinen Fingerspitzen über die feinen Linien auf seinem Rumpf, die einen Schmetterling bilden. Sofort sammelt sich auf seiner warmen Haut eine Gänsehaut und er blickt ebenfalls auf seinen gezeichneten Bauch. "Wie kann ich das so lange nicht realisiert haben..." wispere ich. Vorsichtig legt er seine Hand auf meine, sieht zu mir auf und flüstert "Lässt du mich an deinen Gedanken teilhaben, Lou?"

Ich atme einmal tief durch, nicke dann gedankenverloren, bevor ich zu ihm aufsehe. Ein Stück lasse ich mich wieder zurück ins Gras fallen, bevor ich, mit noch immer etwas zittriger Stimme, zu erzählen beginne.

"M-Mein Opa hat mir damals von d-dem Mythos-", etwas muss ich schmunzeln bei der Vorstellung, wie mein Großvater schauen würde, wüsste er, das besagter Mythos gerade neben mir sitzt, "...dem Mythos der Elfen erzählt." Auch Harry neben mir kann sich das Grinsen nicht verkneifen. "Ich fand die Vorstellung so wahnsinnig faszinierend und habe nicht aufhören können, darüber nachzudenken, sodass ich in der darauffolgenden Nacht davon geträumt habe. Zumindest dachte ich bisher immer, es läge bloß daran, dass mich die Faszination nicht losgelassen hat..." murmle ich.

Nachdenklich blicke ich erneut zu ihm auf. Schmunzelnd zupfe ich ihm ein kleines Ästchen aus dem Haar, ohne darüber nachzudenken, zucke etwas zurück, als seine Augen meiner Hand etwas überrascht folgen. "Tschuldigung, du hattest da-... wie auch immer..." Ich werfe das Mini-Gestrüpp hinter mich, räuspere mich leise, bevor ich weiter erzähle. "Jedenfalls, ich habe in dieser Nacht bloß von einem einzigen Elfen geträumt. Ein Junge, mit langen, braunen Locken, grünen Flügeln, einem Schmetterling unter der Brust und-" Ich stocke, atme noch einmal nervös ein und aus, bevor ich seinen Blick erwidere, dann "...und den schönsten Augen, die ich je gesehen habe." flüstere.

Sekundenlang verliere ich mich in besagter, schönster Iris meines persönlichen, kleinen Universums, bis mir ein leises Seufzen entweicht. Harry, der die ganze Zeit über nicht einmal geblinzelt hatte, sieht etwas verlegen hinab, ich beobachte ihn dabei wenige Sekunden, bis mich meine Gedanken wieder einholen.

Ich greife instinktiv nach seiner Hand, was ihn mich wieder anblicken lässt. "Aber Harry, verstehst du, was das bedeutet?" Erneut beginnt mein Herz wie wild zu bubbern, setzt einen Schlag aus, als mich diese Gewissheit übermannt.

"Du-... Also, ich-... Damals als kleiner Junge schon, habe ich dich in meinem Traum gesehen, verstehst du?" Überfordert blinzelt er mich an, als ich auch seine zweite Hand ergreife und mich auf meine Knie setze. "Harry, das ist der Beweis, dass es nicht stimmt, dass ich nichts von unserer Verbindung spüre!" Meine Sicht verschwimmt und mir bricht kurzzeitig die Stimme weg, als er, noch immer etwas überrumpelt, aber sanft zu lächeln beginnt.

"M-Mein Herz wollte mir d-damals zeigen, wo-wohin es gehört, Harry..." wimmere ich, bevor ich nur noch ein leises Schluchzen von mir geben kann und eine meiner Hände von seinen löse, um sie mir vors Gesicht zu halten.

Besorgt streichelt Harry mir über die andere und zieht die Augenbrauen etwas zusammen. "Hey, wein' doch nicht bitte..." flüstert er, als meine Atmung immer flacher und die Tränen immer mehr werden.

Natürlich ist die Verbindung, die Harry und ich teilen, nichts mehr, was mich so aus der Bahn werfen sollte, doch die Tatsache, wie lang ich im Grunde schon davon weiß, trifft mich gerade wie ein Blitz, der mich bis ins Mark erschüttert.

Genau spüre ich, wie doll Harry die Situation gerade überfordert, denn seine Augen zucken unruhig über mein verkrampftes Gesicht, er kaut auf seiner Lippe und reibt vielleicht etwas zu hektisch mit seinem Daumen über meinen Handrücken, doch ich habe gerade absolut keine Chance mich zu beruhigen. "T-Tschuldigung, ich-" krächze ich, bevor mir erneut die Luft wegbleibt.

Ich sehe, wie Harry zögerlich den Mund öffnet, bevor er ganz leise "Darf ich dich in den Arm nehmen?" flüstert. Sofort nicke ich wild, atme zum ersten Mal seit ich begonnen habe, zu weinen, einmal tief ein und wieder aus, als er mich behutsam mit seinen Armen umschließt.

Sein blumiger Duft und die angenehme Wärme seines Körpers umhüllt mich komplett und lässt mich eine Sicherheit spüren, die mich in dem Moment komplett umhaut. Das Herz in seiner Brust, das zwar äußerst kräftig, aber deutlich ruhiger schlägt, als meins es gerade tut, liegt direkt unter meinem Ohr, sodass ich kaum noch etwas wahr nehme, als dieses gleichmäßige Geräusch. Meine Atmung wird deutlich ruhiger, doch die Tränen dafür immer mehr. Liebevoll streichen seine Finger durch meine Haare, während er leise eine Melodie vor sich hin summt, die mich an ein Schlaflied aus meiner Kindheit erinnert.

Einige Zeit sitzen wir einfach bloß so da, eng aneinander gekuschelt, bis ich an einem Punkt angekommen bin, der mich so wohl fühlen lässt, wie zuletzt, als ich meine Mama umarmen durfte.

Es fühlt sich an, als sei ich angekommen. Im Heimathafen.

Zuhause.

Und es überrascht mich, wie richtig sich dieser Gedanke anfühlt, wenn ich in Harrys Armen liege. Sollte es wirklich so sein? Ist es nur natürlich, dass ich mich bei ihm so sicher und gut aufgehoben fühle? Weil er zu mir, ich zu ihm gehöre?

Es muss so sein. Wie sonst soll ich vor so vielen Jahren genau von ihm geträumt haben? Ich habe ihn gesehen, genauso wie er vermutlich zu diesem Zeitpunkt aussah. Als 12 jähriger Junge, mit schiefem Grinsen und einer wirren Locke, die ums Verrecken nicht die gleiche Richtung einschlagen wollte, wie der Rest ihresgleichen.

Leise muss ich bei dieser Erinnerung, die für einen Traum in Kleinkindalter definitiv noch viel zu präsent ist, seufzen, weshalb Harry die schützenden Arme um mich etwas lockert und sein leises Summen verstummt. Und bevor er fragen könnte, ob alles in Ordnung ist, spreche ich schon aus, was mir final, überaus deutlich und unveränderbar bewusst wird.

"Ich bin es wirklich..." wispere ich, bevor ich schniefend zu ihm aufblicke. Ganz sanft lächelt er mich an.

"Und du-" zaghaft lege ich meine Hand auf seine Brust, in der sein Herz nun ein klein wenig schneller bubbert.

"Du bist es auch."

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selfish addiction ⊱°⊰.˖* || L.S. [mpreg]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt