Eine leichtsinnige Suche

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Der Schultag war lange und fast unausstehlich gewesen. Der Schulleiter hatte sie sogar gefragt ob sie früher nach hause gehen wolle, man sähe Ihr an, das sie sich sowieso nicht konzentrieren konnte. Aber Jennifer hatte abgelehnt. Es war zumindest eine Ablenkung, auch wenn keine gute. Es war unterdessen Dienstag und somit waren schon fast vier Tage seit der Entführung vergangen und sie waren noch keinen Schritt näher. Die Polizei hatte die Strassensperre unterdessen wieder geöffnet und es ging dort wieder normal zu und her, als ob nichts geschehen wäre.

Jennifer schlenderte durch die Gassen, immerfort auf und ab und links und rechts. Es war dunkel und irgendwie hatte sie die Hoffnung irgendjemand verdächtigen zu sehen. Sie wusste dass dies wohl die dümmste Idee aller Zeiten war, aber irgendwie war Ihr die Vorstellung einer Entführung einfach zu komisch, als das es Ihr für sich selbst Angst machte. Sie hatte viele Stunden mit Leilas Mutter verbracht, aber die wurde immer unausstehlicher. Es war als ob Ihr Krallen gewachsen wären und sie fühlte immer mehr Unbehagen das Haus, das sie seit jeher so gut kannte, zu betreten.

Aus den Gedanken gerissen stolperte Jennifer erschrocken rückwärts, als sie fast in eine Gestalt gelaufen wäre. Jennifer wollte gerade schreien, als sich eine Hand auf Ihr Mund drückte und die Gestalt sie zu sich zog. Erschrocken starrte sie in das Bleiche gesicht eines Jungen. Auf irgendeine weise musste sie doch Angst gehabt haben, ansonsten hätte sie nicht geschrien, nur weil sie nachts fast in einen Menschen gelaufen wäre. „Sei still verdammt nochmal." Der Junge starrt sie an und Jennifer riss sich los. Gerade wollte sie Ihn anfahren, als sie von der anderen Strassenseite eine Frau rufen hörte: „Mike, wo bist du? Komm sofort zurück!"

Mike sah sie warnend an und trat einen kleinen Schritt weiter in den Schatten. Jennifer schwieg.

Die Frau lief die Strasse rauf und runter und leuchtete die Häuser und Nebengassen mit einer Taschenlampe aus. Mike stiess sich tiefer in den Schatten und schliesslich hörten sie die Frau fluchen „Mike, wenn du nicht in zehn Minuten hier bist hast du sieben Tage Hausarrest und kannst nachsitzen." sie drehte sich um, betrat ein Haus, das mit seiner Grösse mindestens einer Villa glich und schlug die Tür hinter sich zu. Fragend sah Jennifer Ihn an, er lachte auf:

„diese Dame denkt immer sie könne mit Hausarrest drohen, Dabei sind wir immer unter Hausarrest, ausser wir holen uns Hausarrest".

Jennifer grunzte kurz auf und betrachtete das Gebäude, „Du wohnst dort?" fragte sie Stirnrunzelnd.

„Ja" Sagte er. „Aber verwechsle es nicht mit einer Villa, es ist eher ein verdammtes Gefängnis."

Sie sah ihn fragend an, „Ein Gefängnis?" fragte Jennifer vorsichtig. Er lachte kurz auf, „Man nennt es ‚Waisenhaus'"

Sie musste auch lachen, doch schämte sich im nächsten Moment dafür. „Tut mir leid" sagte sie leise und starrte auf den Boden.

Doch er schien keine Notiz davon zu nehmen und grinste nur.

„Ich wusste garnicht das es hier in unserem Viertel, ein Waisenhaus gibt"

„Es hat auch ein Hochsicherheitsgefängnis," sagte er kurz.

„Dort sitzen meine Eltern, alle beide." Er schwieg und betrachtete Jennifer innigst. Als sie nicht reagierte fügte er langsam hinzu, „Nur leider ist mein Freund vor fünf Tagen ausgebrochen".

Er war unterdessen im schutz des schattens vom wiesenhaus fort gelaufen und Jennifer war Ihm ein wenig gefolgt. Sie schwieg noch immer.

„Ich bin mir sicher er war an der Entführung schuld, du hast schon sicher davon gehört, oder? Nächsten Freitag wird die nächste entführt, das ist sein Hobby."

Langsam drehte Jennifer den Kopf misstrauisch zu Ihm.

Er fuhr fort: „Und er wird mich bestimmt einladen,"

Er sah Jennifer an und brach im nächsten Moment in Gelächter aus.

„Du siehst gut aus! Sag mal, was macht ein so leichtgläubiges Mädchen al..."

Jennifer drehte sich plötzlich um, „Das ist nicht lustig!"

„Nein das nicht, aber du schon." Er lachte noch mehr.

Jennifer spürte wie sich Wut in Ihr ansammelte und sich Ihre Augen mit Tränen füllten. „Halt das Maul du Arschloch!"

Er sah sie leicht überrascht an und sie drehte den Kopf weg.

„Ach sooo, leider hat mein Arsch keinen Mund."

Jennifer starrte Ihn fassungslos an und ballte die Fäuste, machte kehrt und rann davon. Sie hörte ein leicht amüsiertes lachen, bevor sie zum den Fluss hinunter rann und sich dort auf eine Bank setzte. Sie sah aufs Wasser und Atmete ein paar mal tief ein und aus. ‚Nein, der Junge musste einen Witz gemacht haben,' wenn es einen Gefängnis flüchtigen geben würde, hätte man davon gehört.

Vorsichtshalber zog sie ihr Handy jedoch hinaus, doch fand, wie erwartet kein Gefängnis oder flüchtigen oder sonst was.

Plötzlich schämte sie sich. Wieso hatte sie sich so unglaublich kindisch weich benommen?

Seufzend liess sie ihren Blick über das Wasser schweifen, wo der Mond seine Spiegelung betrachtete. Die Spiegelung wellte sachte über das sonst stille Wasser. Alle Segelschiffe, die Tagsüber das Wasser beherrschten standen brav am Ufer angebunden da, der Fluss schien ebenfalls zu schlafen. Armer Fluss, Morgen würde er wieder in aller früh geweckt werden und dann arbeiten müssen, bis auch der letzte Mensch die Freude verlor.


Hey, Danke an alle die tatsächlich so weit gelesen haben :), ich hoffe sehr euch gefällt die Story^^. Sagt mal, meint ihr ich soll den Kapitel Namen geben? Ich habe ihnen während dem schreiben angefangen Namen zu geben für meine Orientierung, doch irgendwie kommt es mir manchmal einwenig kindisch vor- und meine Namen sind auch nicht sehr durchdacht, da sie mehr Impulse waren zu meiner eigenen Orientierung;)
was meint Ihr?

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