Der Abend war wieder eingebrochen und Thomas Andermatt schob die letzten Akten beiseite. Heute hatte er, Gott weiss wie viele Überstunden gehabt. Aber dass kommt davon wenn man nachts Notfalldienst hatte und vollzeit arbeitete.
Er dachte an Kyle. Jetzt waren noch einmal acht Stunden vergangen und eigentlich war das mehr als genug. Der einzige Grund wieso er nicht früher schauen gegangen war, war weil sie dem Jungen hoch und heilig versprechen mussten, ihn keine Minute vor Sonnenuntergang aus der Zelle zu schicken.
„Auf Wiedersehen" er nickte einem Kollegen zu und lief die Treppe hinunter bevor er den kleinen Aufzug in das Untergeschoss nahm.
Sarah war schon nachhause gegangen, auch wenn dies eigentlich Ihr fall war. Aber als sie Ihn mit Ihren strahlend blauen Augen gefragt hatte dies zu übernehmen hatte er natürlich sofort eingewilligt. Thomas Andermatt lächelte ab der Erinnerung, bog um die nächste Ecke und fror ein. Er starrte ungläubig zu Boden und sein Lächeln war sofort verschwunden.
„Och du mein Güte," hauchte er und beugte sich zum Leichnam hinunter. Ein Personal lag flach auf dem Boden, sein Kiefer war ausgerenkt und sein Gesicht unter Haaren und Blutkrusten versteckt. Herr Andermatt zog seinen Blick weg von der Leiche und nahm einen Schritt rückwärts wo er stehen blieb. Er schloss schnell die Augen und Atmete einmal tief ein und aus.
Einige Sekunden verstrichen, bevor er sich wieder sammeln konnte.
Langsam machte er einen Bogen um den Leichman und Kniete nieder. Vorsichtig strich Herr Andermatt mit einem Finger ein wenig der braunen Haare zur Seite und sah in das feine Gesicht seines Arbeitskollegen Hannes. Lange starrte er ungläubig auf das Gesicht unter Ihm. Sein Blick war eine Maske der vollkommener Überraschung, sein Kopf hatte, wahrscheinlich vom Sturz, sichtlichen Schaden genommen. Irgendwas oder irgendwer musste Ihn sehr stark getroffen haben, viele seiner Knochen waren irgendwie gequetscht und verbogen. Herr Andermatt beugte sich ein wenig über Ihn und sah woher all das Blut herkommen musste, seine Halsschlagader war gerissen und er dementsprechend Blass.
Herr Andermatt richtete sich wieder auf und mit unguter Vorahnung viel sein Blick zu Kyles Tür. Diese war aufgebrochen. Absolut unelegant, das Schloss war nicht geknackt, noch war die Türe irgendwie aus den Angeln gehoben worden, sie war einfach ausgetreten und kaputt, wie auch immer dies möglich war, denn die Türe war aus Stahl gebaut und mehrschichtig und eigentlich müsste sie einem ausgewachsenen grossen und kräftigen Mann in voller Wut, gut standhalten können. Doch sie war einfach ausgetreten und sah gerade aus, wie irgendein billiges spielzeug Haus, das ein Kind mit Wut auf den Boden geknallt hatte. Mit einem schlechten Vorgefühl trat er ins Zimmer und sah, wie befürchtet, kein Junge. Ihm wurde kalt und still sperrte er alles ab. Was auch immer hier los war, es war nicht mehr lustig noch normal und vorerst würde er alles so still wie möglich halten.
Diese zwei fälle waren sicher nicht separat und irgendwie fühlte er, lagen in den Worten des Jungen mehr als sie bis jetzt angenommen haben.
„Ich musste es tun, ich wollte nie,"
„Ich werde euch umbringen, ich kann nicht anders, ich bin Böse."
In dem Moment erkannte er, dass er weiter greifen musste.
DU LIEST GERADE
Amsberg
VampireAls Leila eines nachts noch einwenig herumschlendert und die Lichter Ihrer Heimatstadt Wien geniest, wird sie unerwartet von einem verwirrten Jungen entführt. Das einzige was Leila will, ist wieder nach hause zu kommen, mindesten denkt sie dies für...