Wo?

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Natascha öffnete die Türe und betrat Ihr kleine Wohnung. Sie stellte zwei volle Einkaufstüten in die Ecke und zog sich aus. Bald würde Carolin nachhause kommen. Nach einem langen Tag an der Kasse, wo immer ein freundliches Lächeln erwartet wurde, war sie froh endlich wieder Zuhause sein zu dürfen. Schnell räumte Sie die Einkaufstüten weg und stellte kurz daraufhin einen vollen Topf Nudeln auf die Herdplatte. Sie leert die Nudeln ab, und öffnete eine neue Tomatensauce. Die Tür flog auf und Carolin rannte wie immer fröhlich in die Wohnung.

Die Wohnung war für 2 Personen, sie hatte gerade mal zwei Zimmer plus ein kleines offenes Wohnzimmer zur Küche hin. Vor drei Jahren hatte Natascha ihren geliebten Mann wegen einem Arbeitsunfall verloren; sie musste ihr gemeinsames Haus aufgeben und mit ihren zwei Kindern umziehen. Natascha war glücklich, dass Sie einen neune Arbeitsstelle in der Nähe gefunden hatte und so konnten Sie doch in Ihrer alten Umgebung bleiben. Leila und Carolin mussten sich fortan ein Zimmer teilen und Natascha war Ihren Kindern unglaublich dankbar, das sie dies verständnisvoll akzeptiert hatten.

Sie setzten sich an den Tisch und Natascha stellte zwei dampfende Teller auf den Tisch. Leila würde wie immer später nachhause kommen, wieso wusste Natascha nie so genau, Aber sie war nun mal ein 17 jähriges Mädchen. Ausserdem hatte sie keinen Grund zur Sorge, Leila war verantwortungsvoll und als ihre Mutter vertraute sie ihr voll und ganz.

Sie assen währenddem Carolin freudig über ihren Schultag berichtete.

Maik hatte heute Geburtstag, und deshalb hatte er eine Menge Schokoladenkuchen mitgebracht. Den hatten sie verputzt und darum fast keine Zeit für Mathematik gehabt und mussten viel weniger machen und...

Carolin redete immer wie ein Wasserfall und hörte erst auf als Natascha sie nachdrücklich an Ihre Hausaufgaben erinnerte.

Draussen wurde es allmählich dunkel, was wegen all den Wolken nur durch das mangelnde Licht auffiel.

Carolin ging zu Bett und Natascha erzählte Ihr erst noch eine Gutenachtgeschichte, bevor Sie sich in Ihr Zimmer verzog. Natascha setzte sich auf das Einzige was in die spärlich eingerichtete Wohnung nicht wirklich hinein zu passen schien. Ihr weinrotes seidenes Sofa stand gut geschützt vor jeglichen Gefahren in Ihrem Zimmer. Wie alt dieses Erbstück Ihres Uhrgrossvaters war wusste sie nur annähernd. zwar hatte Sie Ihn nicht gekannt, doch das war kein Grund das Familienstück nicht zu ehren.

Das warten auf Leila zog sich hin, Natascha liebte Lesen, besonders Thriller. ,Der Schwarm' von Frank Schätzing hielt sie locker wach. Schliesslich war es komplett Dunkel, doch von Leila fehlte noch immer jede Spur. ,Wo war Leila?' Es war bald elf Uhr und Sie hatte nichts von sich hören lassen. Natascha rief Ihrer Tochter an. Das Telefon klingelte lange, schliesslich meldete sich der Anrufbeantworter. Leichtes Unbehagen breitete sich in ihr aus. Leila sagte Ihr immer wenn sie länger als gewöhnlich aus war. Vor dem Tod Ihres Vaters war sie so gut wie nie ausgegangen, doch sein verhängnisvoller Sturz hatte alles verändert, Leila ging nun oft und lange aus, gleichzeitig waren sich Mutter und Tochter näher gekommen und hatten kaum noch Geheimnisse mehr.

Natascha konnte Leila nicht erreichen. Sie rief Jeniffer, ihre beste Freundin an. Die altbekannte Stimme war sofort in der Leitung und grüsste. „Hallo Natascha, wieso rufst du so spät an? Was ist los?" Das Unbehagen in Nataschas Brust verkleinerte sich augenblicklich.

„Guten Abend Jeniffer," seufzte sie leise, „weisst du zufällig wo Leila ist?"

Schweigen. Das Unbehagen in Natascha stieg wieder auf.

Keine fünf Minuten später stand Natascha vor der Türe. Seit über vier Stunden war Leila ohne Nachricht weggeblieben.  Sie würde nach Ihr suchen gehen. Hastig lief sie zum Fluss. Dort verlief ihr Weg Richtung Schule mit dem Ausblick auf die Donau den sie so liebte.

Vielleicht war Leila einfach nur überfordert und sass hier irgendwo; Nichts. Eine kleine Hoffnung weniger. Erschöpft lief sie weiter. Als sie das Schulhaus erreichte liess sie sich auf eine Bank fallen und starrte in die Luft.

Die ziehenden grauen Wolken schienen auf einmal nicht mehr so erfrischend. Vor ihr landete ein Rabe, grub schimpfend in seinem schwarzen Federkleid, pickte eine Nuss hervor und warf sie zu Boden. Die Nuss blieb ganz, er schimpfte weiter.

Natascha entschloss den anderen Schulweg abzulaufen. Er war zwar doppelt so lange, jedoch grösstenteils durchs Grüne. Leise rief sie Leilas Namen, währenddem sie Nebenstrassen absuchte. Unter anderem eine gepflasterte Boulevard die sich mitten durch die Stadt zog. Wäre die Situation eine andere gewesen, hätte es Rromantisch sein können.

Plötzlich sah sie im blassen Licht einer Strassenlaterne etwas rotes leicht schimmern. Sie beugte sich vorsichtig, hatte wer Graffiti gesprayt? Doch sie musste zugeben, dass dieser Gedanke mehr zur Beruhigung diente als sonst was. Vorsichtig strich sie mit dem Hausschlüssel  darüber. Es war Blut, dessen war Sie sich jetzt sicher. ,Hatte es eine Prügelei gegeben?  Sie erhob sich und schaute sich schnell um, sah aber niemanden. Und eigentlich war es sowieso nicht Ihre Angelegenheit. Gerade wollte Natascha weiter nach Leila suchen, als sie jedoch plötzlich innehielt. Kurz hatte etwas  im fahlen Schein der Strassenlaterne aufgeblinkt. Eine Welle aus Angst stieg in ihr auf, Zitternd zog sie eine blutverkrustete Goldkette zu sich. Ihr wurde kalt beim Betrachten der feinen Plättchen und Ihre Hände zitterten, als sie das Medaillon sachte öffnete und in die Augen Ihrer Tochter blickte, die neben ihrer Grossmutter stand.

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