39. Doohan x Hauger [1/2]

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Hej,

die Idee zu diesem OS liegt in einem Gespräch, das ich vor ein paar Wochen zufällig mit angehört habe und dessen Ansichten ich einfach nicht verstehe. Die Hauptaussagen dieser Unterhaltung werden sich auch in diesem OS in einem Gespräch wieder finden.

Aber genug der großen Worte.

Ich hoffe euch gefällt dieser etwas andere OS.

Viel Spaß beim Lesen.

Liz
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PoV. Jack

"Wollt ihr noch eine Folge schauen?", blickte Dennis fragend in unsere munter zusammengewürfelte Runde aus Formel 3 Fahrern, in der wir zusammen in dem Zimmer des Norwegers saßen und den überraschenderweise freien Samstagspätnachmittag damit verbrachten die neue Staffel Haus des Geldes anzusehen, nachdem unser zweites Spritrennen aufgrund des extrem regnerischen Wetters im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser fiel. "Klar. Bis zum Abendessen ist zumindest bei uns noch eine Stunde Zeit.", drehte sich Clement, welcher es sich in einem der beiden Sessel bequem gemacht hatte zu Dennis um, der gemeinsam mit Arthur, Ollie und mir auf seinem Bett saß. Es war etwas eng und wir saßen auch eher versetzt auf der Matratze verteilt, wie das wir den Platz hätten, um uns hinzulegen, doch es war noch immer besser, wie der Platz von Viktor, Caio und Logan, welche sich die Decken geschnappt und damit auf dem Boden neben dem Bett saßen, während David den anderen Sessel in Beschlag genommen hatte. Auch von den anderen Jungs erhielt der Jüngste unserer Runde sofort zustimmende Laute, weshalb ich mich ein leichtes Gähnen unterdrückend etwas streckte. Ich war einfach unfassbar müde, nachdem ich die letzten Nächte hier unglaublich schlecht geschlafen hatte, weil im Treppenhaus neben meinem Zimmer nachts ein ziemlicher Geräuschpegel geherrscht hatte. Jetzt versuchte ich zumindest eine  halbwegs entspannende Position zu finden, um später beim Teamdinner nicht einzuschlafen. "Komm her.", tippte mich Dennis Sekunden nachdem die ersten Töne der nächsten Folge erklangen an, was dazu führte, dass ich meinen Blick irritiert vom Fernseher abwandte und stattdessen zu dem PREMA-Piloten sah. Mit geöffneten Armen saß er etwas versetzt hinter mir gegen den Kopf des Bettes gelehnt und sah mich auffordernd an. Unsicher rutschte ich ein klein wenig näher zu dem Braunhaarigen, sah mich dabei nach den anderen um. Es musste für sie doch unglaublich seltsam aussehen für die anderen, wenn ich mich jetzt in Dennis Arme kuscheln würde, auch wenn es gerade sehr verlockend war mich hinlegen zu können. Die Jungs schienen mich und Dennis gerade jedoch gar nicht wahrzunehmen, lediglich Arthur, welcher direkt neben Dennis saß, schenkte uns ein leichtes Lächeln. Schüchtern rückte ich deshalb schließlich doch ein wenig näher zu dem Jüngeren. Ließ mich etwas nervös, angespannt gegen die Brust des Älteren sinken. Spürte, wie sich mein Herzschlag beschleunigte und mein Blick erneut vom Bildschirm weg über die andern huschte. Sanft schlang der neue Formel 3 Champion seine Arme um meine Hüfte und zog mich dadurch komplett zwischen seine Beine, dass ich  meinen Kopf noch deutlich angenehmer gegen seine Brust lehnen konnte. Spürte ein fremdes, aber angenehm warmes Gefühl durch meinen Körper strömen, dass es mir plötzlich unglaublich leicht machte, mich in den Armen des Norwegers zu entspannen. "Bequem?", strich der Norweger mir zärtlich durch mein frisch geschnittenes Haar, als ich meinen Kopf auf seinem Oberkörper abgelegt und mich ein wenig zu Seite gedreht hatte.

Sonntag 24.04.2022, Imola

PoV. Jack

"Bye Dad, good night.", beendete ich das Gespräch mit meinem Vater, welcher sich auf der anderen Seite der Welt zu Hause in Australien befand und ließ mein Handy mit meiner Hand auf den leicht nassen Asphalt sinken. Genoss die Ruhe, welche in diesem etwas abgelegenen Platz hier im Formel-3-Bereich des Paddocks hinter den Zelten herrschte, in welchen die Teams schon fleißig am abbauen waren. Hier störte sich keiner daran, dass ich mich nach meinem Abflug nach wenigen Rennmetern  etwas zurück gezogen hatte, um mit meiner Familie zu telefonieren und meinem Frust über dem Ausfall einfach raus lassen konnte, weil mir sowieso keiner zu hörte, weil sowieso niemand wusste, dass ich mich hier hinter die Zelte zurück gezogen hatte. Nur meinem Renningenieur hatte ich kurz Bescheid gegeben, dass ich gerade etwas Zeit für mich brauchte, bevor ich verschwunden war. Ich wollte schließlich mit meiner kuren Pause von all den Geschehnissen auf der Strecke nicht Chaos im Team auslösen, weil ich plötzlich  verschwunden war. Ich hatte eine so aussichtsreiche Startposition gehabt , bei der mit einem guten Start  und den schweren Überholmöglichkeiten hier in Imola vielleicht sogar ein Podium drin gewesen wäre. Und jetzt.... Jetzt war ich bereits nach der ersten Runde raus, weil ich mir meinen Frontflügel an Jüris Heck zerstört hatte, da in der Mitte keinen Platz gewesen war, um an dem etwas langsamer startenden Esten, vor mir vorbei zu kommen. Statt einem Platzgewinn hatte ich ausgerechnet auch noch Dennis in die Boxenmauer geschickt und sein Rennen damit gleich noch mit zerstört. Es war einfach ein Wochenende zum Vergessen, nachdem das Qualifying am Freitag noch ganz gut und vielversprechend gelaufen war, ging es kontinuierlich Berg ab. "Eww, was ist dass denn für ein Video, klick mal drauf.", hörte ich plötzlich auf der anderen Seite der Zeltwand jemand mit einer Mischung aus Interesse und Ekel sagen und wurde damit aus meinen Gedanken, welche sich in der Ruhe die ich bisher genossen hatte, um mein miserables Wochenende gedreht hatten. Immerhin war Dennis wegen des Crashs nicht sauer auf mich und sah die Schuld anders als ich auch nicht bei mir selbst, sondern tat es als ganz normalen Rennunfall ab. "Alter, schlafen da jetzt zwei Männer zusammen.... mach das aus, was ist das denn bitte?", mischte sich eine deutlich angeekeltere, stark akzentuierte Stimme auf der anderen Seite des Zeltes ein in das etwas leiser gewordene Gespräch und ließ mich wieder aus meinen Gedanken aufschrecken. "Das ist eine Doku über Analsex... das ist wirklich widerlich...", erklang nun wieder die erste Stimme zu mir durch. "Wie kann man denn da auch noch ne Doku drüber machen, bei meiner Tochter in der Schule lernen sie das jetzt auch schon.", erweiterte eine weitere abwertende Stimme die Gesprächsrunde und ließ mich meine Arme automatisch enger um meine angezogenen Beine schlingen. "Ist die nicht noch in der Grundschule?", "Doch die haben dort Sexualkunde und dort wird ihnen wohl auch schon erklärt, dass Männer mit Männern und Frauen mit Frauen zusammen sein können.", ließ die Stimme keinen Zweifel daran, dass die dazugehörige Person davon absolut nichts hielt. "Und dann wundert man sich noch, wieso so viele Jungs plötzlich meinen sie wären eine Schwuchtel, wenn die das in der Grundschule schon gelernt bekommen.", klinkte sich nun auch noch eine vierte Stimme in die Unterhaltung ein, die mir einen kalten Schauer über den Rücken laufen ließ. War es nicht völlig egal, wenn man liebte? Wieso sollte es denn falsch sein, dass ich mich in der Nähe eines Jungen wohler fühlte, wie bei einem Mädchen. War es wirklich falsch, dass eigene Geschlecht zu bevorzugen? "Und dann noch in den ganzen Serien, jede neue Serie meint irgendwo jemand einbauen zu müssen, der schwul  ist. Das ist doch eine Quatsch.", erklang wieder die aller erste Stimme. Ich wollte weglaufen, mir all das nicht weiter anhören, doch ich konnte nicht. Irgendetwas hielt mich hier. Wollte, dass ich dieses Gespräch weiter verfolgte. In dem sie genau das Gegenteil von dem erzählten, was ich seid diesem so verwirrenden Wochenende in Sochi gelesen hatte. War all das was ich mir durchgelesen hatte falsch? Wieso erzählten diese Männer so etwas? Hatten sie recht, dass diese Gefühle durch Social Media und Serien hochgepuscht wurden? Aber konnte man Gefühle überhaupt beeinflussen? Hieß es nicht: Wo die Liebe hinfällt? Meine Kumpels in Australien hatten doch im Winter ganz begeistert erzählt, wie mutig der Junge aus ihrer Stufe, war der sich geoutet hatte und das er mit seinem Freund total süß aussehen würde. Es war doch also in Ordnung, wenn man einen Jungen liebte. Oder nicht? Wieso klang das jetzt ihr als wäre es völlig abartig. "Ja, in der Bibel steht das auch nicht drin. Es gibt doch einen Grund wieso es Mann und Frau gibt. Homosexualität gibt es dort nicht, sonst wären wir längst ausgestorben.", erhielt der Mann sofort von einem seiner Kollegen recht. "Ganz ehrlich, ich würde meinem Kind sowas später nie beibringen, dass so etwas in Ordnung sei. An die Seite eines Mannes gehört eine Frau und kein anderer Mann.", spie einer der Männer abwertend hervor und es war wie als würde diese Aussage mich wach rütteln. Hektisch strich ich mich über die Wangen, zog meine Maske zurecht. Stand stolpernd aus meiner zusammengekauerten Position auf und floh regelrecht von meinem Rückzugsort an dem ich eigentlich Ruhe finden wollte. Doch gerade war ich alles andere als ruhig, viel mehr pochten in meinem Kopf all die zweifelnden Gedanken, die das Gespräch wieder geweckt hatte. "Jack... hey vorsicht.", hielt mich plötzlich jemand an meinem Arm fest und zog mich ein wenig zurück. Ließ mich erschrocken zusammen zucken. "Arthur...", murmelte ich etwas durch den Wind, als ich den Monegassen erkannte, der mich ein paar Van-Amersfoort-Mechanikern aus dem Weg gezogen hatte. "Ist alles Ordnung?", blickte mich der Formel 3 Pilot mich fragend, fast schon etwas besorgt an und kuschelte sich aufgrund des nasskalten Wetters tiefer in seine Windjacke. "Ja... alles gut, ich war nur in Gedanken.", versuchte ich mich an einem Lächeln, auch wenn mir im Moment eigentlich überhaupt nicht danach war. Ich wollte einfach für mich alleine sein. Die Gedanken in meinem Kopf wieder zur Ruhe bringen lassen. "Okay, hast du Lust heute Abend auch zu kommen? Wir machen einen Filmeabend bei Ollie oder mir.", lud der Ältere mich zu einem der Abende ein, die wir letztes Jahr mit fünf sechs Jungs regelmäßig veranstaltet hatten und die sie wohl dieses Jahr weiterführten. "Nein, aber Danke für die Einladung, ein andermal gerne. Euch viel Spaß.", lehnte ich weiterhin mit einem gezwungenen Lächeln auf den Lippen ab, weil ich gerade wirklich nicht auf Gesellschaft aus war und ob ich mich bei dem Chaos in meinem Kopf auf einen Film hätte konzentrieren können wäre die nächste Frage.

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