19. Eifel GP

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Russell x Ilott

Freitag, 09.10.2020, Nürburgring

PoV. Callum
"Die Rennleitung gibt die Boxengasse noch nicht freigegeben, die nächste Info gibt es um zwölf.", drehte sich einer der Ingeneure von den Bildschirmen zu mir um. Nickend kuschelte ich mich tiefer in meine Jacke, welche ich aufgrund der eisigen Kälte über meinem Rennanzug trug.  Ich hoffte wirklich, dass ich wenigstens ein paar Runden fahren konnte, auch wenn das Wetter nicht das aller beste war. Ich hatte so lange auf diesen Tag hingearbeitet, hatte auf so viel verzichtet, um dieses Ziel zu erreichen. Jetzt war ich so nah dran. Hatte eine riesen Chance einen weiteren riesen Schritt in Richtung Formel eins zu machen. Einen riesen Schritt zur Verwirklichung meines Kindheitstraums zu machen. Da würde mir doch jetzt nicht so ein blöder Nebel, einen Strich durch die Rechnung machen. Um meine Konzentration weiterhin ganz oben zu halten, griff ich  mir das Lenkrad, welches auf dem Auto lag. Im Kopf ging ich nocheinmal alle wichtigen Knöpfe und Kombinationen durch, dass ich mir noch etwas sicherer wurde, da es doch ziemlich verschieden zu meinem Lenkrad in der Formel 2 war. "Nervös?" ,erblickte ich den Teamchef plötzlich neben mir und ließ das Lenkrad sinken. "Nein, nicht unbedingt nervös. Ich freu mich viel mehr darauf zu fahren und würde gerne einfach losfahren.", rieb ich meine Hände wärmend aneinander, ehe ich sie in den halbwegs warmen Jackentaschen vergrub. "Das kann ich mir vorstellen, dass ist gerade wirklich etwas ärgerlich.", stimmte er mir zu und blickte mit mir auf den Regen, der in dünnen Bindfäden vom Himmel zu Boden fiel und nach und nach meine gute Laune mit wegschwemmte. Ich wollte doch einfach nur meine Runden fahren. Erfahrungen sammeln. Dieses unbeschreibliche Gefühl erleben zu dürfen, von dem George mir immer wieder erzählte, dass man erlebte, wenn man in den Boliden mit den anderen auf der Strecke fuhr.

"Was ist los Cal?", zog mich George besorgt in seine Arme, als er mich nach dem auch das zweite freie Training abgesagt wurde, hinter der Haas-Box abholte. Schweigend schüttelte ich leicht den Kopf und vergrub mein Gesicht einwenig tiefer in seiner Teamwindjacke. Inhalierte seinen Duft und genoss die angenehme Wärme, welche von seinem Körper ausging und meinen durchgefrorenen Körper etwas wärmte. "Lass uns rüber ins Hotel. Hier ist es eindeutig zu kalt.", löste er sich viel zu früh wieder etwas von mir löste. Einen Arm ließ er locker, um meine Hüfte geschlungen, was ich zum Anlass nahm mich ein wenig an ihn zu schmiegen, während wir langsam durch das fast leere Paddock geschlenderten. "Es ist schön mit dir hier zu sein.", murmelte George leise und legte seine Maske so auf meinen Kopf, als wolle er mir einen Kuss auf die Schläfe hauchen. "Da ist ja unser Dreamcouple.", zerstörte Lando unseren kleinen Moment keine Sekunde später und trat mit Alex und Charles, Pierre im Schlepptau zu und ließ uns erschrocken zusammen zucken. "Lando...", jammerte George auf und zog mich enger an seinen Körper. "Was denn?", beschwerte sich der Brite sofort und blickte etwas überfordert zu zu George, worauf Pierre Lachen musste, was ihm ebenfalls einen überfordert fragenden Blick einbrachte.  "Falsches Timing, Lando. Falsches Timing", lachte der Franzose nur und lehnte sich gegen Charles, der lachend einen Arm um seinen Freund schlang. "Achso, naja jetzt ist es ja eh schon egal. Ihr kommt auch mit auf die Nordschleife. In einer zwanzig Minuten im Foyer.", bestimmte Lando motiviert mehr oder weniger, über das Programm unseres restlichen Tages. "Warum auf die Nordschleife?", blickte ich den Jüngeren verwirrt an, wusste beim besten Willen nicht, was er dort draußen, bei der Kälte und dem Wetter machen wollte. "Wir wollen uns die Strecke anschauen, ich mein, keine Ahnung, wann wir wieder die Chance bekommen uns eine so geschichtsträchtige Strecke anzusehen. Wir bekommen sogar zwei Autos gestellt.", erklärte er die Entscheidung, als wir das Hotel betraten und uns schnurstracks in Richtung der Aufzüge bewegten. "Dann bis gleich.", verabschiedete sich Lando motiviert von uns allen und wählte die Treppe, da er lediglich in den ersten Stock musste, im Gegensatz zu uns anderen, welche wir in den gerufenen Aufzug stiegen. Schweigend kuschelte ich mich  dort wieder an Georges Brust. Ich wollte jetzt nicht auf die Nordschleife, so sehr mich diese Strecke auch reizte. Gerade war ich einfach nur komplett durchgefroren und wollte es mir einfach mit George in seinem Bett gemütlich machen und den Tag ein wenig vergessen. "Wir sind da.", riss mich George im dritten Stock aus meinen Gedanken, als sich die Türen öffneten. "Bis gleich.", verabschiedete sich Charles von uns, als wir aus dem Aufzug traten, worauf George sich ebenfalls verabschiedete und ich kurz die Hand hob. "Willst du lieber hier bleiben?", zog George sich die Maske aus und schälte sich aus seiner Jacke, als wir  sein Zimmer betraten. "Alles gut. Wir können ruhig mitgehen.", schüttelte ich nur den Kopf und schälte mich ebenfalls aus meiner Jacke, legte meine Maske ab und schenkte ihm ein leichtes Lächeln. "Cal...", murmelte er nur leise und versuchte dabei vergeblich seine Sorge zu verstecken, zog mich liebevoll in seine Arme, hauchte mir einen zärtlichen Kuss auf die Stirn. "Ich würde gerade gerne einfach mit dir kuscheln.", gestand ich ihm ehrlich mit leiserStimme und vergrub ich mein Gesicht in seinem warmen Pulli und drückte mich eng an seinen Körper. "Dann lass uns den Tag einfach ganz gemütlich hier ausklingen.  Kuscheln, einer Film und heute Abend ein leckeres Essen.", schlug er sofort vor, während er mir wärmend über den Rücken fuhr. "Das klingt gut, aber ich will dir jetzt nicht den Tag verderben.", nuschelte ich mit einem etwas schlechten Gewissen in seinen Pulli. "Jetzt rede doch keinen Quatsch, Cal. Ich mach mir gerne einen gemütlichen Tag mit dir, ist mehr ehrlich gesagt auch tausend Mal lieber als bei dem Wetter mit den Jungs auf der Strecke irgendwelchen Quatsch zu machen. Ich schreib Lando kurz, dass wir hier bleiben und dann tauen wir uns zwei Eisklötze erstmal mit einer schönen warmen Dusche auf.", löste er sich ein wenig von mir und hauchte mir einen Kuss auf die Stirn.

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