61. Verstappen x ? [1/4]

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Hej,
Was für ein Tag. Dabei dachte ich noch Zandvoort wird eher ein langweiliges Renwochende. Aber mit Liam ist das definitiv nicht mehr der Fall.

Für den OS muss ich an dieser Stelle eine Triggerwarnung aussprechen, er behandelt den Tod von engen Familienmitgliedern.

Und noch eine Info: Max hat in diesem OS keine Schwester.

Vielen Dank an sarah200331 für die Hilfe.

Viel Spaß beim Lesen.

Liz
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Samstag 10.12.2023, Bologna

"Ja?", nahm ich ohne auf dem viel zu hellen Display etwas erkennen zu können, noch im Halbschlaf den Anruf entgegen, der mich gerade viel zu früh aus dem Schlaf aus dem Schlaf gerissen hatte. Schaffte es kaum meine Augen offen zu halten. Hinter meinen Schläfen machte der Alkohol, welcher vor wenigen Stunden noch auf der Prize Giving After-Show-Party geflossen war, mit einem leichten aber unangenehmen Pochen auf sich aufmerksam. Mühsam richtet ich mich ein klein wenig auf, um nicht am Telefon direkt wieder einzuschlafen. "Guten Morgen, es tut mir leid, dass ich sie gerade wecken musste. Hier spricht Doktor Menier aus dem Universitair Ziekenhuis Brussel. Spreche ich mit Max Verstappen?", erklang am anderen Ende der Leitung eine freundliche, helle Frauenstimme und sorgte dafür das ich automatisch ein klein wenig wacher wurde. Krankenhaus? Wieso rief mich mitten in der Nacht jemand aus einem Krankenhaus in Brüssel an? War etwas mit Mama? Aber sie war doch gar nicht in Brüssel. Sie war doch vorgestern zu einer Freundin nach Amsterdam gefahren. Sie war doch gar nicht in Belgien. Wenn es nicht Mama war, dann konnte es doch nur Mathilda sein? Aber wieso rief dann mich mitten in der Nacht das Krankenhaus an? Wollte sie nicht heute Abend gemeinsam mit ihrem Freund ins Theater? Sie hatte doch Karten für diese..... "Hallo? Sind Sie noch dran? Herr Verstappen?", riss mich die Stimme der Ärztin aus meinen Gedanken. Ließ mich leicht zusammenzucken. "Ja,... der bin ich.... Entschuldigung, wieso rufen Sie mich an?", schaffte ich es mich halbwegs zu sortieren und rappelte mich ein Stück weiter aus den weichen Kissen. Zog die verrutschte Bettdecke wieder etwas höher um meinen nackten Oberkörper. "Es geht um ihre Cousine Mathilda Vermount....", stockte die Ärztin plötzlich, klang ungewöhlich ernst. Ich glaubte sie durch die Leitung schlucken zu hören. "Es tut mir leid Ihnen mitteilen zu müssen, dass Frau Vermount und ihr Lebensgefährte in den letzten Stunden leider an den schweren Verletzungen eines Verkehrsunfalls erlegen sind...", wurde ihre Stimme zum Ende hin immer leiser. Plötzlich stand meine Welt still. Meine Kopfschmerzen waren verschwunden. Ich war hellwach. Glaubte den Worten nicht die ich gerade gehört hatte. "Nein, dass... sind sie sicher, dass es wirklich Tilda ist?...", wollte ich nicht wahr haben, was sie mir gerade erklärt hatte. Das konnte doch nicht sein? Nicht Tilda? "Was ist mit Naomi? Geht es ihr gut? Wer kümmert sich denn jetzt um sie?", schob sich plötzlich ein Bild vor meiner kleinen Nichte vor mein inneres Auge. Wie sie mit freudigen Lachen auf dem Teppich im Wohnzimmer saß und völlig begeistert das Spielzeugauto hin und her schob, dass ich ihr zu Ihrem ersten Geburtstag vor drei Monaten geschenkt hatte. "Im Moment ist sie noch bei Ihrer Babysitterin, aber genau deswegen rufe ich sie an..."

Donnerstag 15.12.2022, Monaco

Müde und geschafft von den Erlebnissen der letzten Tage lehnte ich mich für einen kurzen Augenblick gegen die Tür meiner Wohnung und schloss für einen Moment die Augen. Atmete tief durch. "Wir beide schaffen das.... Ich bin immer für dich da, versprochen!", blickte ich auf Naomi, welche in meinem Arm friedlich an Ihrem Schnuller nuckelnd vor sich hinschlummerte. In einer Hand hielt sie das Rennauto, während sich die kleinen Finger ihrer anderen Hand fest in den Stoff meiner Sweatshirtjacke krallten. Mit dem Fuß schob ich die beiden gut gefüllten Reisekoffer etwas zur Seite, in welchen sich meine und vor allem Naomis Kleidung, sowie Windeln, Kuscheltiere und andere wichtige Gegenstände befanden, die wir im Alltag brauchen würden. All die Dinge die wir sofort benötigten und die nicht in einigen Tagen mit dem Rest ihres Kinderzimmers in einem Transporter geliefert werden konnten. Mit schweren schlurfenden Schritten machte ich mich auf den Weg in mein Wohnzimmer, kaum das ich mich irgendwie mit Naomi auf meinem Arm von Jacke und Schuhen befreit hatte. Sank mit einem tiefen Seufzen in das weiche von weißen Stoff überzogene Polster meiner ausladenden Couch. War froh über den Moment der Ruhe nach all der Hektik und all den Terminen der letzten Tagen. Beobachtete schweigend Naomi, welche in meiner Armbeuge noch immer selig schlief, als hätte sie nichts von all dem was in den letzten Tagen passiert war mitbekommen. Ganz vorsichtig machte ich mich daran sie aus ihrer warmen Winterkleidung zu schälen. Streifte ihr zuerst die winzigen, roten warm gefütterten Schuhe von den Füßen, bevor ich ihr die bunt gestreifte, selbstgestrickte Mütze abzog. Wirr standen ihre wilden, kinnlangen, braunen Locken in alle Richtungen ab, welche sie eindeutig von ihrer Mutter geerbt hatte. So oft hatte sich Matilda früher darüber beschwert, dass ihre Haare mal wieder nicht zu bändigen waren oder nicht das taten, was sie gerne wollte. Das sie jetzt nicht mehr hier war und mit ihrer unglaublich lebensfrohen Art immer und überall für eine positive gut gelaunte Stimmung sorgen konnte, war noch immer so unfassbar schwer vorzustellen. Als wir am Nachmittag vor ihrem Tod telefoniert hatten,  hatte sie sich im Spaß mit einem fröhlichen Lachen noch darüber beschwert, dass ich einen schlechten Einfluss auf ihre Tochter hatte, deren zweites Wort nicht Papa sondern Auto gewesen war. Und ein paar Stunden später kämpfte sie um ihr Leben. Hatte es kurz bevor sie diesen Kampf verloren hatte mit Hilfe von zwei Ärzten noch geschafft ein Video aufzunehmen, in welchem sie mich bat, auf Naomi aufzupassen. 'Bitte pass gut auf meinen kleinen Wirbelwind auf, wenn ich es nicht mehr kann. Ich weiß, dass du es gut machen wirst.', wirkte ihre Stimme so unfassbar schwach, leise, kraftlos  und von Schmerzen geplagt. Es war eine riesige Verantwortung, welche Sie mir damit übertrug, doch ich würde alles dafür geben, dass es Naomi an nichts fehlte und es ihr gut ginge. Von unserem ersten Treffen, kurz nach ihrer Geburt, an hatte ich sie ins Herz geschlossen. Niemals hätte ich es mit meinem Gewissen vereinbaren können, wenn ich jetzt nicht für sie da wäre. Ganz langsam versuchte ich die kleinen Finger von Naomi aus dem Stoff meiner Sweatshirt-Jacke zu lösen, um Sie aus ihrer  ebenfalls roten Winterjacke zu befreien.

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