8. Kapitel

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< Wincent >

Als ich aufwache, ist es bereits hell draußen. Im ersten Moment muss ich mich erst einmal orientieren, nur um festzustellen, dass ich tatsächlich bei Sandra geschlafen habe. Ich habe schon lange nicht mehr so gut geschlafen und mich so erholt gefühlt.

Die letzten 2 Jahre waren nicht einfach für mich. Corona hat es zusätzlich hart werden lassen. Ich war so rastlos die ganzen Jahre, so aufgedreht, ich wollte immer mehr und mehr. Bloß nicht zur Ruhe kommen, bloß keine Zeit haben über etwas nachzudenken. Ich brauchte Leute um mich rum, ich konnte schlecht alleine sein, schlecht mit der Stille umgehen. Ich brauchte Adrenalin, den Kick, die Herausforderung. Auf der anderen Seite wurde mir alles zu viel....die vielen Konzerte, das immer gut drauf sein, Fotos hier, Fotos da und noch ein paar Autogramme und hier noch ein Meet & Greet. Man darf das nicht falsch verstehen, ich liebe meine Fans - ohne meine Fans wäre ich nichts! Das weiß ich - wirklich!
Aber mit der Zeit wurde gerade das Adrenalin und das ganze drum herum zu viel, in das ich mich geflüchtet hatte.
Ich habe einen Break gemacht. Durch Corona war das natürlich auch leichter. Konzerte waren nicht erlaubt und plötzlich war da viel Zeit. Aber wie nutzt man die, wenn alle um einen herum einen geregelten Tagesablauf haben, Aufgaben und Pflichten haben und eben mal nicht von jetzt auf gleich Zeit für einen haben? Ich habe viel Zeit bei meiner Mum und meiner Schwester verbracht. Wir waren so froh, endlich mal wieder viel Zeit miteinander zu verbringen. Das tut mir gut. Aber ich habe auch gemerkt, dass es mir oft nicht so  gut geht, dass ich dann doch auch mal lieber alleine bin und mich abschotte. Das hat natürlich den Leuten um mich rum auch Angst gemacht, sie haben sich Sorgen gemacht.
Ich bin bewusst nach München gezogen. Da habe ich mich vor Jahren auch schon einmal zu Hause gefühlt. Ich habe nixht die besten Erinnerungen gehabt, weil meine frühere Beziehung hier in die Brüche gegangen ist, aber ich habe hier Freunde, die wie Familie sind. Fabi, Kevin, Matti und die anderen. Was will man mehr? - Ja, vielleicht noch die große Liebe. Das wäre eine Zugabe von München.
Und ja, ich habe mir Hilfe geholt, ich war beim Psychologen. Und ja, es hat mir geholfen und ich gehe auch heute noch manchmal hin, wenn ich merke, dass ich wieder abdrifte.
Heute kann ich sagen, dass ich ein gesundes Mittelmaß zwischen Arbeit und Freizeit gefunden habe. Weniger Konzerte im Jahr, dafür mehr Zeit, um zu Schreiben und Songs aufzunehmen. Und vor allem mehr Zeit für meine Familie und meine Freunde, die in den Jahren davor viel zu kurz gekommen sind.
Und dann ist da jetzt auch noch Sandra. Die Frau hat mir einfach den Kopf verdreht. Aber dennoch mache ich mir viele Gedanken darüber, wie es mit uns weitergeht - gerade, wenn sie wieder zurück nach Hause geht. Mein zu Hause ist hier...Hier ist mein Dreh- und Angelpunkt. Hier lebe ich, hier arbeite ich, hier sind meine Freunde. Bei ihr ist das alles in Hannover.
Und dennoch genieße ich diese Zeit gerade so sehr! Ich fühle mich seit langer Zeit mal wieder richtig wohl in meiner Haut, ich bin ausgeglichen und scheiße, ja - ich bin glücklich!

"Guten Morgen", werde ich aus meinen Gedanken gerissen. "Hast du gut geschlafen?", fragt sie.

W: "Hey, wohl eher guten Mittag", lache ich. "Ja, hab ich. Und du?"

S: "auch. Ich glaube seitdem ich hier bin, das erste Mal wieder ao richtig, richtig gut. Wie spät ist es?"

W: "halb zwölf. Ich wollte nachher nochmal ins Studio."

S: "Klar, mach das. Ich muss noch einkaufen und so und könnte dich nachher dort abholen. Wenn du willst, natürlich."

W: "das wäre super.", sage ich und gebe ihr einen Kuss.

Mein Handy piept- eine WhatsApp von Kevin.
'Hey Wince, wir wollen heute Abend grillen und ein bisschen zusammen sitzen. Die anderen kommen auch. Bist du dabei? Sandra ist natürlich auch eingeladen! :)'

W: "Kev' fragt, ob wir heute Abend rumkommen wollen zum grillen. Die anderen sind auch da. Hast du Lust?"

S: "ja, warum nicht. Wird bestimmt lustig."

W: "super, ich geb ihm bescheid. Und den Rest kläre ich dann im Studio mit ihm und sag dir nochmal Bescheid."

Ich freue mich schon auf heute Abend. Das wird lustig. Bei Kevin ist es immer wie zu Hause.

Nachdem wir den Song tatsächlich noch fertig bekommen haben, klären wir alles weitere für heute Abend. Ich frage Sandra, ob es ok für sie ist, wenn sie später direkt zu Lisa und Kevin kommt, da ich ihm gleich noch beim Vorbereiten helfen möchte. Für sie ist das kein Problem.

Somit mache ich mich mich mit Kevin und Fabi auf den Weg, um alle Besorgungen zu erledigen.

F: "du siehst erholt aus. Muss wohl daran liegen, dass du die Nacht nicht zu Hause warst." Er grinst mich dreckig an.

K: "Ach, der Herr hat also nicht im eigenen Bett geschlafen, hmm?" Kevin lacht.
"Ich hatte mich schon gewundert, wo der ganze Input für den Song so plötzlich hergekommen ist.", er zwinkert mir zu.

W: "haha, macht euch nur lustig! Ja, ich war bei Sandra. Und scheiße ja, es hat mich erwischt. Ich glaub, ich hab mich verliebt."

Beide grinsen mich nur an und verdrehe die Augen und zeige ihnen den Finger.

Als wir bei Kevin ankommen sind, trudeln die anderen auch gerade ein. Fehlt eigentlich nur noch Sandra. Ich schaue auf mein Handy. Gemeldet hat sie sich nicht. Auf meinen Anruf reagiert sie nicht. Komisch, das ist doch nicht ihre Art oder hat sie es sich doch anders überlegt?

Etwas später, ich unterhalte mich gerade mit Matti und Gigi...

So: "Wincent..."
Sophie schaut mit großen Augen auf etwas hinter mir.

W: "was guckst du denn so?"
Als ich mich umdrehe, weiten sich meine Augen....scheiße....!

Fanfiction Wincent Weiss - Wer, wenn nicht wir?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt