27. Kapitel

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< Sandra >

Ich habe seinen Blick auf mir gespürt, als ich mich mit Shay unterhalten habe. Er hat gemerkt, dass wir ihm etwas verheimlichen. Gut, was heißt schon verheimlichen? Sie hat mich um Rat gebeten, was einen Jungen angeht und sie hatte Probleme in der Schule, weil er ihr Bruder ist. Die Mädchen stürzen sich förmlich auf sie, um Infos zu seinem Leben und zu seinem Beziehungsstatus zu bekommen. Und ich kann mir gut vorstellen, dass das eine Last für sie ist. Sie ist "die Schwester von" und ich bin "die Freundin von". So einen großen Unterschied gibt es da gar nicht.
Ich war ehrlich etwas erstaunt, dass sie das Gespräch mit ihm gesucht hat. Aber sie waren schon immer so eng und es soll auch so bleiben. Und wenn sie Zeit zu zweit brauchen, werde ich sie ihnen geben. Dieses Band soll für immer so eng zwischen den beiden bleiben - das wünsche ich mir vom Herzen!
Deswegen habe ich ihn auch ermutigt zu gehen. Sie brauchen diese Zeit gerade und ich hoffe, dass sie darüber reden können.

"Es ist doch alles in Ordnung zwischen den beiden, oder?"
Angela's Stimme reißt mich aus meinen Gedanken.
"Na klar. Ich denke, sie müssen einfach mal ein bisschen Zeit zu zweit haben. Ich glaube, dass fehlt beiden sehr."
Ich lächele sie an.
"Hat meine Tochter irgendwelche Probleme, von denen ich wissen sollte? Ich habe das Gefühl, dass ihr viel Kontakt hattet in der letzten Zeit."
"Wir haben in den letzten Wochen etwas mehr Kontakt gehabt. Sie wollte einen Rat von mir. Aber mehr kann ich dir nicht sagen. Ich hoffe, du kannst das verstehen. Ich möchte Shay nicht in den Rücken fallen." Ich presse meine Lippen zu einer Linie zusammen und sehe sie an. Ich will es mir mit Angela nicht verscherzen, aber ich kann und werde ihr nichts sagen. Das ist Shayenne's Sache und ich werde mich da nicht mehr wie nötig einmischen.
"Natürlich nicht. Entschuldige. Sie spricht nur nicht mehr über alles mit mir. Manchmal finde ich das sehr schade."
"Ich denke, wenn sie deinen Rat braucht, wird sie definitv auf dich zukommen. Sie weiß doch, dass sie eine tolle Mutter hat."
Angela lächelt mich an.
"Wincent hat erzählt, wie das Verhältnis zu deinen Eltern ist. Es tut mir leid, dass du das in dieser Form nicht mehr hast", sagt sie und schaut mich etwas mitleidig an. Sie geht kurz zum Schrank und holt 2 Weingläser heraus. Dann öffnet sie die Flasche, schenkt ein und reicht mir ein Glas.
"Es ist ok, Angela. Es ist bereits mehr als 10 Jahre her, dass ich mit meinen Eltern gebrochen habe. Ich war 18. So alt wie Shay und gerade mit meinen Abiprüfungen fertig. Sie waren nie sonderlich interessiert an mich. Haben mich immer nur kritisiert, es war egal, was ich getan habe, es war immer falsch oder nicht gut genug. Deswegen treffe ich sie höchstens ein- bis zweimal im Jahr. Es ist manchmal an den Feiertagen etwas einsam. Gerade jetzt, wo Weihnachten vor der Tür steht. Ich war sonst bei meiner Tante. Aber, dass war auch mehr eine Pflichtveranstaltung. Wir stehen uns nicht so nah. Wir mögen uns, aber sie war auch nie eine richtige Bezugsperson für mich. Ich glaube, sie wollte einfach nicht, dass ich Weihnachten alleine zu Hause verbringe. Deswegen ist es mir so wichtig, dass Wincent das mit Shay bespricht und dass ihr euch alle so nah seid. Man weiß nie, wann die Zeit vorbei ist. Familie ist so wichtig. Ich habe mir immer vorgenommen, wenn ich mal Kinder haben sollte, alles anders und besser zu machen als meine Eltern es getan haben."
Angela stellt ihr Glas zu Seite und kommt auf mich zu. Sie nimmt mich in den Arm.
"Das tut mir ehrlich leid. Du bist eine ganz wunderbare junge Frau und du bist hier immer willkommen. Als Wincent's Freundin gehörst du automatisch zur Familie."
Ich lächle sie an. Das bedeutet mir wirklich viel.
Wir fangen an alles für das Mittagessen vorzubereiten. Wincent's Großeltern stoßen auch noch dazu. Die beiden kenne ich noch nicht und ich bin schon ganz gespannt, weil ich schon viel über die beiden gehört habe.
Als wir fertig sind, setzen wir uns an den Esstisch und trinken in Ruhe noch ein Glas Wein. Wir unterhalten uns über alles und nichts - so, als ob wir uns schon ein halbes Leben kennen. Ich mag diese Frau wirklich sehr. Wincent kann stolz sein, so eine Mum wie Angela zu haben.

Kurze Zeit später tauchen Shay und Wincent wieder auf. Sie sehen gelöst aus und es scheint so, als ob sie alles geklärt haben. Das freut mich wirklich sehr für die beiden. Da Wincent noch ein paar Tage bleibt, werden sie noch die ein oder andere Gelegenheit haben, sich zu treffen und weiter zu reden.

Wincent's Großeltern sind ebenfalls sehr herzliche Menschen. Sie und Angela erzählen die tollsten Geschichten aus Wincent's Kindheit und Jugend. Er ist davon nicht sonderlich begeistert, aber ich liebe dieses Geschichten. Von einem einfachen jungen Kerl aus dem Norden. So liebe ich ihn.

Nach dem Essen ist es auch schon Zeit mich zu verabschieden. Die Pflicht ruft und ich habe noch eine Bahnreise vor mir.
Wincent's Großeltern geben mir mit auf den Weg, dass ich so bleiben soll wie ich bin und dass ich ihrem Enkel ruhig auch mal "in den Arsch treten" soll. Jaja, richtig gelesen. Das haben sie wortwörtlich gesagt. Seinem Blick nach zu urteilen, findet er das gar nicht lustig.

Da stehen wir nun also wieder am Bahnhof und ein weiterer Abschied steht uns bevor. Aber es sind nur 4 Tage. am Freitag ist das Abschlusskonzert in Hamburg. Diese 4 Tage bekommen wir locker rum.
"Ich liebe dich. Bis Freitag. Und dann habe ich erstmal mehr Zeit bei dir zu sein", er lächelt mich an.
"Darauf freue ich mich schon sehr. Ich liebe dich auch."

Fanfiction Wincent Weiss - Wer, wenn nicht wir?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt