26. Kapitel

161 9 0
                                    

< Wincent >

Der Norden. Mir ist immer erst bewusst, wie sehr ich das hier alles vermisse, wenn ich wieder da bin.
Hier sind meine Freunde und meine Familie. Und jetzt bringe ich auch noch meine Freundin mit. Etwas besseres kann es momentan nicht für mich geben.
Es ist bereits weit nach Mitternacht als wir bei meiner Mum ankommen. Shay hat mittlerweile ihre eigenen 4 Wände. Sandra schläft schon eine ganze Weile neben mir auf dem Beifahrersitz. Ich habe es erst gemerkt, als sie irgendwann nicht mehr geantwortet hat. Ungefähr auf halber Strecke.
Es war wirklich ein langer Tag. Ich habe sie um 8 Uhr morgens abgeholt und seitdem waren wir nur unterwegs. Wobei es dieses Mal anders war, weil sie mich den ganzen Tag begleitet hat. Daran könnte ich mich echt gewöhnen. Nicht immer - aber ab und zu. Es war so entspannt und es freut mich auch total, wenn ich sie an meinem Alltag teilhaben lassen kann und sie sieht, was ich den ganzen Tag so mache und mit wem ich so arbeite und rumhänge.
Sie ist wirklich eine sehr aufmerksamee Person. Sie beobachtet genau und bleibt lieber etwas im Hintergrund. Wobei sie, wenn es drauf ankommt, nicht verlegen ist, einzugreifen.
Ich hatte das Gefühl, dass sie heute so einen Fan-Moment hatte als Lena sie angesprochen hat. Ich habe ihr das angesehen. Dieses Leuchten in den Augen. Sie hat von Innen gestrahlt. Und es freut mich auch, wenn ich sie so etwas erleben lassen kann. Sie sieht das halt auch nicht als selbstverständlich an. Eher als eine Art Bonus.
"Hey Schlafmütze", flüstere ich an ihrem Ohr und streichele ihr Wange, "wir sind da."
"Hmmmm", stöhnt sie und öffnet leicht die Augen. Als sie mich sieht lächelt sie.
"Komm', wir gehen ins Bett." Sie nickt und schnallt sich ab. Ich hole unsere Taschen aus dem Kofferraum. Wir gehen zusammen zur Haustür und ich schließe auf. Wir gehen gleich ins Zimmer und machen uns bettfertig. Sandra kuschelt sich an mich und ich lege einen Arm um ihre Taille. Sie schläft gleich ein. Ich beobachte sie noch eine Weile dabei bis mir auch die Augen zufallen.
"Hey Schlafmütze, aufstehen", flüstert mir eine Stimme ins Ohr, "Zeit zum Aufstehen. Deine Mum wartet bestimmt schon auf uns und wir wollen doch noch was vom Tag haben."
"Wie spät ist es?", nuschele ich.
"09.00 Uhr."
"Das ist mitten in der Nacht", stöhne ich. "Noch 5 Minuten kuscheln." Ich ziehe sie in meinem Arm und gebe ihr einen Kuss.
Nach ungelogen genau 5 Minuten löst sie sich von mir, damit wir zu meiner Mum gehen können.

"Moin, Mum", sage ich als ich sie am Esstisch sitzen sehe. Sie steht auf und ich umarme sie.
"Schön, dass ihr beide da seid", lächelt sie uns an. Sie geht auf Sandra zu und begrüßt sie ebenfalls mit einer Umarmung.
"Hallo Angela. Danke, dass ich hier sein darf", sagt Sandra.
"Du bist immer willkommen! Das weißt du doch!"
Sandra lächelt sie an.
Wir fangen an den Tisch zu decken als jemand zur Tür hinein kommt.
"Hey Bruderherz!" Shay kommt auf mich zugestürmt und drückt mich ganz fest. Ich erwidere die Umarmung. Sie hat mir echt total gefehlt. Das ist halt der Nachteil, wenn man am anderen Ende von Deutschland wohnt und den Rest der Zeit meistens unterwegs ist.
"Hey, wie geht's dir?" - "Gut."
"Hey Sandra", sie geht auf sie zu und umarmt sie kurz.
"Hey Shay", sagt sie. "Gibt's Neuigkeiten?", Sandra sieht sie schmunzelnd an.
"Nein, noch nicht", sagt Shay und geht dann zu Mum.
Ich habe das Gefühl, dass ich gerade irgendetwas nicht mitbekomme und Sandra mehr weiß als ich. Vielleicht spreche ich sie später drauf an, wenn wir wieder auf dem Rückweg sind.
Wir decken den Tisch und frühstücken gemeinsam. Wir unterhalten uns über alles und nichts. Und ich muss sagen, dass ich mich hier total wohlfühle. Hier sitzen gerade die wichtigsten 3 Frauen in meinem Leben zusammen an einem Tisch und verstehen sich auch noch super. Was besseres kann ich mir gar nicht wünschen. So kann es bleiben!

"Ich freue mich schon sehr auf das Konzert in Hamburg nächste Woche. Bleibt ihr danach noch hier?", fragt Mum.
"Wir wollten die Nacht eigentlich in Hamburg bleiben. Ich wollte dann im Laufe des Tages kommen und ein paar Tage bleiben. Ich bin mit Marco und so verabredet. Mit Johannes wollte ich auch noch was machen. Sandra fährt den Sonntag wieder nach Hause. Sie muss arbeiten.", sage ich.
"Schade, ich dachte, wir haben den Sonntag noch.", sagt meine Mum.
"Leider nicht, aber wir sehen uns in ein paar Wochen ja schon wieder. Dann habe ich Urlaub und wir bleiben etwas länger", sagt Sandra lächelnd zu ihr.
"Ach, ich freue mich schon so sehr darauf.", sagt meine Mum.

"Hey Wince, wollen wir mal ne Runde gehen?", fragt Shay.
Ich sehe in die Runde und Sandra nickt.
"Mach' das. Ihr seht euch so selten. Du musst keine Rücksicht auf mich nehmen. Ich komme hier klar, oder Angela?", sagt Sandra.
"Na klar. Wir können schon das Mittagessen vorbereiten und ein Gläschen trinken", zwinkert sie mir zu.
"Siehst du, alles gut", lacht sie.
"Ok, dann los!", sage ich zu Shay.

Wir gehen raus und unsere übliche Dorfrunde. Ich liebe es durch diesen Ort zu laufen und zu sehen, ob sich was verändert hat und auch bekannte Gesichhter zu sehen.
"Alles ok bei dir, Shay?"
"Ja, alles ok."
"Los, sag' schon. Du fragst sonst nicht, ob wir mal alleine quatschen wollen. Was ist los?"
"Ach, ich weiß auch nicht. Du fehlst mir. Und ich bekomme auf Insta nicht so freundliche Nachrichten. Ich soll mich zu deinem Beziehungsstatus äußern und so. Ich bin halt die Schwester von Wincent Weiss. Du weißt doch, wie die Leute sind. Aber mittlerweile stehe ich da eigentlich drüber. Aber manche sind halt wirklich aufdringlich."
"Ach Shay, ich weiß. Das ist scheiße und das tut mir auch total leid. Gib' uns noch etwas Zeit und dann ist die Katze sowieso aus dem Sack. Entweder weil ich es sage oder weil es jemand herausfindet. Ich möchte nur versuchen, Sandra da namentlich rauszuhalten und wenn möglich auch ihr Gesicht. Es sei denn, sie entscheidet sich anders. Darf ich dich was fragen?"
"Ok, verstehe ich. Ich versuche weiter drrüber zu stehen. Klar, weißt du doch."
"Was für Neuigkeiten meinte Sandra vorhin? Ich wusste gar nicht, dass ihr Kontakt habt."
"Ab und zu. Ich brauche halt manchmal auch einen weiblichen Rat. Und Mum kann ich da ja schlecht fragen. Sandra und ich hatten Nummern getauscht und wir schreiben uns ab und zu, ob alles gut ist und so. Ich kann dir ja eh nichts vormachen. Ich...ich habe da jemanden kennengelernt. Und ich weiß halt nicht, woran ich bin und wie ich es am besten angehen soll. Sandra hat mir halt zugehört und mir ein oder zwei Tipps gegeben. Sei nicht sauer auf sie, ich hab sie drum gebeten, dir nichts zu sagen. Du machst dann wieder auf Papa und willst mich beschützen. Das hilft mir halt nicht weiter. Ich liebe dich, Wincent. Aber das ist halt mein Problem. Verstehst du?" Sie sieht mich fragend und mit großen Augen an.
Ich atme ein tief durch. Sie hat es durch meine Bekanntheit halt wirklich nicht immer leicht gehabt. Sie war wirklich oft einfach nur "die Schwester von". Ich kann das nachvollziehen.
"Weißt du, ich kann das schon irgendwie nachvollziehen. Es war halt nicht immer einfach, mich als großen Bruder zu haben. Aber ich mache mir halt einfach nur Sorgen um dich und möchte für dich da sein. Egal, ob's dir scheiße oder gut geht. Und ich möchte nicht, dass dich jemand verletzt. Aber ich möchte natürlich auch, dass du glücklich bist und dich jemand mag, weil du halt einfach Shay bist und es niichts mit mir zu tun hat. Ich lieb' dich auch", sage ich und ziehe sie in meinen Arm. Anschließend machen wir uns auf den Weg nach Hause. Als zu lange möchte ich meine Mum und Sandra auch nicht alleine lassen.
Als wir wieder nach Hause kommen, riecht es schon mega gut. Die beiden sitzen am Esstisch, trinken Wein, lachen und unterhalten sich angeregt. Als Sandra mich sieht, lächelt sie mich an und zwinkert mir zu.

Kurz danach ist es ein richtig kleines Familientreffen. Meine Großeltern sind zum Essen gekommen und Sandra bekommt alle alten Geschichten über mich aufgetischt. Was mir persönlich peinlich ist, lässt sie immer wieder auflachen. Ich glaube, insgeheim freuen sie sich, dass sie diese alten Kamellen endlich mal jemanden erzählen können, der nicht in diese Familie reingeboren wurde.

Der Tag geht viel zu schnell um. Sandra muss leider heute wieder zurück nach Hause. Die Arbeit ruft. Sie verabschiedet sich von allen. Mit Shay spricht sie noch kurz unter 4 Augen. Sie umarmen sich und nicken sich zu. Die anderen umarmen sie, als ob sich schon immer dazugehört hat und nehmen ihr das Versprechen ab, dass sie bald wiederkommt. Weiterhin bläuen sie ihr ein, dass sie mich ruhig auch mal in den Arsch treten soll und wir aufeinander aufpassen sollen. Ich habe schon eine tolle Familie :)

Fanfiction Wincent Weiss - Wer, wenn nicht wir?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt