24. Kapitel

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< Wincent >

Das letzte Wochenende mit Sandra war schön.
Am Anfang war ich überrascht, dass sie schon in Berlin war. Und ich war ehrlich gesagt, nicht begeistert davon, dass sie am Merchstand ausgeholfen hat. Das habe ich im Nachhinein auch noch einmal deutlich mit Amelie besprochen. Ich weiß, Sandra ist alt genug und kann selbst entscheiden, wie so was wann machen möchte. Dennoch glaube ich, dass sie in diesem Moment einfach nicht nachgedacht hat. Was wäre gewesen, wenn sie jemand noch von dem Video erkannt hätte und die Sache wäre etwas ausser Kontrolle geraten? - Ja, ich weiß, ich neige manchmal dazu zu übertreiben. Das hat mir Amelie auch mit auf den Weg gegeben, aber dennoch fühle ich mich für alles, was uns betrifft, verantwortlich. Ich stehe nun einmal in der Öffentlichkeit und das wirkt sich leider auch auf mein Umfeld aus - ob es das nun möchte oder nicht. Man wird mit der Zeit einfach vorsichtiger und achtet mehr auf die Umstände.
Auf der anderen Seite fand ich es mega, dass sie spontan eingesprungen ist. Ich weiß, dass es ihr oft schwer fällt neue Kontakte zu knüpfen. Umso toller fand ich es, dass sie das gemacht hat. Als ich sie vom Weiten mit Stefan am Merchstand beobachtet habe, ist mir schon irgendwie das Herz aufgegangen.  Sie sah glücklich aus und hat viel gelacht. Und sie war so liebevoll mit meinen kleinen Fans. Sie im Merchstand und verkauft meine Sachen. Kann es was besseres geben?
Also, ihr seht, ich bin total zwiegespalten, was das Thema angeht.

Nachdem wir uns am Wochenende von Paul und Lisa verabschiedet hatten, sind wir noch durch Berlin gelaufen. Es war fast dunkel und ich hatte meine Cap auf, damit man mich nicht gleich erkennt. Wir haben Händchen gehalten, uns unterhalten und haben gelacht. Ich habe mich seit langem wieder wie ein ganz normaler junger Mann gefühlt, der einfach sein Glück genießt mit einer tollen Frau an seiner Seite. Leider hat mich die Realität einen Tag später wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Der Abschied stand mal wieder auf dem Programm. Wie ich das hasse. Für mich wird das von Mal zu Mal schlimmer. Ich hasse diese Fernbeziehung und würde mir wünschen, dass wir wenigstens denselben Fixpunkt im Leben haben. Vielleicht nicht gleich zusammenziehen, aber vielleicht dieselbe Umgebung. Ich habe mich noch nicht getraut das anzusprechen, weil ich denke, dass es dazu vielleicht einfach noch zu früh ist. Wir kennen uns gerade ein halbes Jahr und davon waren wir 2 Monate getrennt. Die letzten 3 Monate waren super und ich möchte, dass das so bleibt. Dafür nehme ich auch die räumliche Trennung in Kauf. Ich bin so dankbar, dass sie mir so oft es geht, versucht nachzureisen, damit wir wenigstens ein paar Stunden zusammen haben. Meine Jungs ziehen mich schon damit auf, was für ein Softie ich geworden bin.

Die letzten 2 Wochen sind wie im Flug vergangen. 3 - 4 Konzerte in der Woche, viel Zeit zusammen mit den Jungs im Tourbus verbracht. Dennoch genieße ich diese Zeit. Man fühlt sich irgendwie frei, wenn man auf Tour ist. Und man hat so viel Zeit mit den Jungs und der Crew zusammen. Wir sind eine richtig kleine Familie und jeder achtet auf jeden.
Ich habe ein paar neue Songideen gesammelt, die ich nach der Tour unbedingt mit Kevin, Philipp und den Anderen besprechen möchte. Ich denke, der ein oder andere Song kommt, wenn er fertig ist, defintiv mit auf's neue Album.
Momentan bin ich an einem Punkt in meinem Leben, an dem ich einfach nur glücklich bin und ich hoffe, dass das eine Weile so bleibt. Ich bin nicht nochmal in eine Phase abgerutscht. Ich habe auch nicht das Gefühl, dass das in nächsten Zeit passieren wird. Ich habe mich zurückgenommen und die Zeit zwischen Arbeit und Freizeit sehr gut aufgeteilt. Ich mag es, so wie es ist - ok, ohne Fernbeziehung wäre es besser, aber ich weiß, dass ich nicht alles auf einmal haben kann. Ich habe viel mit Sandra über diese Zeit gesprochen. Sie hatte teilweise Tränen in den Augen, aber sie hat mich verstanden. Und dafür bin ich ihr dankbar.
Gerade sitze ich wieder im Tourbus. Sandra und ich facetimen, telefonieren oder schreiben jeden Tag - mindestens eins von beiden. So sind wir bei dem anderen immer auf den neuesten Stand und nehmen quasi am Leben des anderen Teil.
Während der Fahrt zur nächsten Station habe ich mit Amelie den weiteren Ablauf besprochen. Die weitere Tour, den Abschluss in Hamburg. Wobei sie für Hamburg für ihre Verhältnisse sehr viele Fragen hatte. Wann ich ankomme, ob ich Sandra, Mum und Shay mitbringe oder ob diese separat anreisen und so weiter. Kam mir irgendwie ein bisschen komisch vor, aber naja.

In der nächsten Woche gibt es 2 Offdays. An einem Tag davon fahre ich nach Berlin, um an ein Special für the Voice Kids teilzunehmen. Wir sehen auch alte Talente wieder, darauf freue ich mich schon besonders. Sandra wird mich zusammen mit Noah begleiten. Ich werde sie in Hannover abholen und dann fahren wir zusammen weiter. So haben wir wenigstens wieder etwas Zeit zusammen. In der anderen Woche ist dann auch schon der Tourabschluss in Hamburg und dann habe ich den Rest des Jahres frei. Darauf freue ich mich schon sehr. Ich habe viel Zeit für Familie, Freunde und Sandra eingeplant. Silvester werden wir zusammen in München feiern. Weihnachten bei meiner Familie. Ich kann es kaum erwarten!

"Wince, komm! Wir wollten doch zur Skaterbahn!", ruft Noah und reißt mich aus meinen Gedanken. "Warst wohl in Gedanken wieder bei Sandra, was?", lacht er.
"Halt die Klappe!", sage ich und werfe die Flasche, die ich in der Hand halte nach ihm.
"Los, dann können wir nebenbei noch ein paar coole Fotos machen."
"Jaja, ich komm ja schon. Ich hol nur noch das Board." Ich gehe nach vorn in den Bus und hole das Board aus dem Ablagefach.
Etwas später sind wir auf der Skaterbahn und genießen einfach die Zeit bis es zum Soundcheck geht und heute Abend auf die Bühne. Fast ein Tag wie jeder andere auf Tour.

Fanfiction Wincent Weiss - Wer, wenn nicht wir?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt