17. Kapitel

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< Sandra >

Wir sind uns jedes Mal ein bisschen fremd
Als ob man sich noch gar nicht richtig kennt
Ich bin in deiner Stadt Tourist
Der nie wirklich zuhause ist
Doch alles irgendwie besser als getrennt
Die Wochen zwischendurch sind viel zu lang
Am Telefon, das macht uns nur noch krank
Ich kenne deinen Alltag nicht
Und wenn du nicht darüber sprichst
Bleibt er wie deine Sachen in mei'm Schrank
Ich sitze stundenlang im Zug
Und spür' mit jedem Atemzug

Ich hasse unsre Liebe auf Distanz
Ich hab' dich immer kurz, aber nie ganz
Die Trennung macht mich wahnsinnig
Und wo du warst, das frag' ich nicht
Ich hasse unsre Liebe auf Distanz

Und sonntags sitz' ich neben dir
Und weiß genau, das schaffen wir
Wir kriegen das schon hin
Und montags werd' ich wieder wach
Und denk' zu oft darüber nach
Weil ich nicht sicher bin

Der Auszug aus dem Lied von Revolverheld beschreibt es momentan ganz gut.
Wir haben uns die letzten 4 Wochen zweimal gesehen. Einmal für ein Wochenende - wenn man das so nennen kann, wenn man erst Freitagabend ankommt und Sonntagmittag wieder fährt. Und einmal für eine Durchreise zu einer Veranstaltung bei mir.

Die Arbeit am Album und die anstehende Hallentour nehmen viel Zeit in Anspruch. Die Zeit für Telefonate ist an manchen Tagen viel zu kurz, manchmal reicht es gerade so für eine Nachricht. Ob ich das nachvollziehen kann? - ja. Ob ich mich trotzdem vernachlässigt fühle? - ja.
Ja, vielleicht bin ich egoistisch. Aber irgendwie bin ich auch noch da. Und manchmal reicht da ein Lippenbekenntnis einfach nicht aus - da würde ich mich über eine Tat sehr freuen.

Heute ist es endlich so weit und wir sehen uns wieder. Für ein langes Wochenende. Es ist Donnerstagfrüh und es ist für Oktober schon sehr kalt. Ich habe den frühesten Zug genommen, den ich kriegen konnte, damit wir so viel Zeit wie möglich miteinander verbringen können. Gegen späten Vormittag müsste ich in München am HBF ankommen. Ich freue mich schon so sehr.
Gestern haben wir nur kurz geschrieben, wann ich ankomme und dass er sich freut und mich auch unbedingt vom Bahnhof abholen möchte.
Ich hole mein Kindle aus meiner Tasche und nutze die lange Zugfahrt sinnvoll zum Lesen.
'Letzter Halt, München Hauptbahnhof', sagt die Lautsprecherstimme. Endlich angekommen. Es ist erst Mittag und ich bin jetzt schon fertig.
Ich steige aus und stelle mich erstmal etwas abseits, um alles überblicken zu können. Wenn die Massen weitergezogen sind, kann ich mir einen besseren Überblick verschaffen. Nach fünf Minuten hat sich alles etwas gelegt. Jedoch kann ich Wincent nirgends entdecken. Ich schaue auf mein Handy, ob er mir vielleicht geschrieben hat, dass er es doch nicht schafft. Nichts. Ich beschließe noch ein paar Minuten zu warten. Der Verkehr in München ist schließlich auch immer schlimm.

Ich habe bereits eine halbe Stunde gewartet und rufe ihn an. Er geht natürlich nicht ran. Super! In die WG kann ich auch nicht, weil Fabi nicht da ist. Und Wincent? Ja, keine Ahnung. Der hockt bestimmt im Studio und hat mich vergessen. Das kann ja mal passieren, wenn man sich 4 Wochen so gut wie gar nicht gesehen hat - nicht!
Ich bin schon enttäuscht. Vor allem darüber, dass er nicht mal erreichbar ist.

Nach einer weiteren halben Stunde rufe ich Lisa an.
"Hey Sonnenschein, wie geht's?"
"Hey Sweetie, ganz ok. Bei dir?"
"Gut. Was ist los und wo bist du?"
"Hauptbahnhof. Bin vor ner Stunde angekommen. Ich glaube, ich wurde vergessen", sage ich enttäuscht.
"In München? Ich wusste gar nicht, dass du kommst! Er hat dich vergessen abzuholen?"
"Ja und ja. Ich wollte dich morgen überraschen."
"Ist dir gelungen", lacht sie. "Soweit ich weiß, sind sie im Studio. Soll ich Kevin mal anrufen?"
"Nein, er soll selbst drauf kommen. Ich komme nur nicht in die WG und ich weiß auch gar nicht, ob ich das möchte."
"Komm doch her. Louis freut sich bestimmt dich zu sehen. Und notfalls kannst du auch hier schlafen."
"Dann mache ich mich mal auf den Weg. Danke."
"Du bist immer willkommen. Das weißt du doch."

Eine Stunde später bin ich bei Lisa angekommen. Louis kam auf mich zugestürmt und hat mich mit seinen kleinen Ärmchen umarmt. Wir haben den Nachmittag im Garten verbracht, gegessen, gespielt und nebenbei gequatscht. Ein toller Nachmittag, wenn man ausblendet, dass man vom eigentlich Ziel versetzt wurde.
Mittlerweile ist es Abend geworden. Der kleine Louis wird gerade von Lisa bettfertig gemacht.

"Louis, komm. Wir rufen Papa an und sagen gute Nacht", ruft sie ihm zu. Sie macht das Telefon auf laut, damit sie beide mit ihm sprechen können.
"Hey mein Schatz", kommt vom anderen Ende der Leitung, "gehst du jetzt ins Bett?"
"Ja, Papa, ins Bett", sagt Louis. Er ist süß, wie er das Telefon erwartungsvoll ansieht!
"Was hast du denn den ganzen Tag Tolles gemacht", fragt Kevin ihn.
"Gespielt. Mit Autos und in Sand.", sagt er.
"Schön, mein Schatz. Dann hattest du ja viel Spass. ", sagt Kevin. "Wenn du morgen früh wach wirst, ist Papa wieder da. Ich denke, so spät wird es heute nicht.", sagt er an Lisa gerichtet.
Lisa bringt den kleinen Mann ins Bett und ich setze mich wieder in den Garten und genieße die Ruhe. Als sie wieder kommt, hat sie 2 Gläser Wein in der Hand. Wir bestellen uns etwas zu essen und quatschen über Gott und die Welt. Kurz nach 10 bin ich so müde, dass ich mich bereits von ihr verabschiede und im Gästezimmer ins Bett husche. Von Wincent habe ich immer noch kein Lebenszeichen bekommen. Aus den Augen, aus den Sinn. Ich bin enttäuscht, sehr sogar.
Anscheinend bin ich die Einzige, die gerade etwas in diese "Beziehung" investiert.

Fanfiction Wincent Weiss - Wer, wenn nicht wir?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt