42. Kapitel

136 11 0
                                    

< Angela >

Die Party, die Sandra für Wincent organisiert hat, war wirklich toll. Sie hat sich mit Kevin, Lisa und Marco so viel Mühe gegeben. Ich habe meinen Sohn schon lange nicht mehr so glücklich und ausgelassen gesehen. Mein Mamaherz hat geweint vor Glück. Ich bin so unendlich glücklich, dass die beiden wieder zusammen sind. Er hat so gelitten und war nicht mehr er selbst als er sich mit der Trennung selbst ins Unglück gestürzt hat. Ich hatte ehrlich gesagt schon große Angst, dass er wieder in alte Muster verfällt und wieder in eine depressive Phase stürzt. Die Anzeichen waren da. Die viele Arbeit, keine Pausen, das Einigeln im Zimmer, das nicht darüber Sprechen. Er ist sowieso ein Typ, der viel mit sich selbst ausmacht. Ich hatte Angst, dass er es nicht packt.
Zu sehen, wie liebevoll die beiden miteinander umgehen, ist so wundervoll.
Nach der Sache auf dem Konzert habe ich mir große Vorwürfe gemacht, dass ich es habe nicht kommen sehen. Ich habe es zu spät gemerkt. Wäre es mir vielleicht 10 Minuten eher aufgefallen, wie dieses Mädchen uns ansieht, hätte ich es vielleicht verhindern können.
Ich weiß, dass es nicht meine Schuld ist, was passiert ist, aber dennoch stand ich direkt daneben und konnte nichts tun. Ich werde diesen Blick und dieses Lachen von dem Mädchen nie vergessen. Wie selbstgefällig und voller Hass sie war. Und machen wir uns nichts vor: so etwas kann immer wieder passieren. Bei jetzt wissen Sie nur, dass er eine Freundin hat, aber sie werden recherchieren. Es ist nur eine Frage der Zeit bis sie sie ins Rampenlicht ziehen.
Er war so tapfer nach der ganzen Sache, obwohl er teilweise nicht mehr als 2 oder 3 Stunden am Tag geschlafen hat. Aus Angst es könnte in den paar Stunden etwas mit Sandra sein.
Andere hätten wahrscheinlich die Flucht ergriffen. Ihn musste man förmlich dazu zwingen auch mal zu duschen und eine Pause einzulegen.
Wie froh wir alle waren, als sie Heiligabend wieder aufgewacht ist.
Und jetzt, vier Wochen später, steht sie vor uns als wäre nichts gewesen. Keine Folgeschäden, nichts. Das macht mich so unfassbar glücklich.
Dennoch bin ich auf der anderen Seite auch traurig. In zwei Wochen heißt es wieder Abschied nehmen. Sandra geht zurück nach Hannover und Wincent wohin auch immer. Vielleicht mit nach Hannover,  vielleicht aber auch nach München. Er ist und bleibt ein Workaholic. Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass er die 6monatige Pause wirklich durchhält.
Aber jetzt genießen wir erstmal die nächsten 2 Wochen.

Ich habe mich mit Shay auf den Weg zum Ferienhaus gemacht. Wir wollen noch etwas brunchen und die groben Sachen einräumen. Den Rest macht eine Firma im Laufe des Tages. Eines muss man meiner Schwiegertochter in spe lassen: Organisationstalent hat sie!
Als wir ankommen, sind viele von den anderen schon da. Johannes, Marco, Lisa und Kevin mit Louis, Lena, Amelie, die Band und ein Teil der Crew...Sie alle sehen aus, als wenn die Nacht viel zu kurz war. Ich setze mich zu ihnen und wir essen erst einmal.
Nach einer Weile gesellen sich auch meine Kinder dazu und wir sitzen alle zusammen und reden und lachen. Dennoch bin ich etwas wehleidig. Bald sind sie wieder alle fort.
"Geht's dir gut, Angela?", Sandra sieht mich besorgt an.
"Jaja, alles gut", ich lächle sie an, aber ich merke, dass sie mir nicht glaubt.
"Los Mum, was ist los?", nun fragt auch Wincent. Er kennt mich halt einfach in- und auswendig. Auch der Rest der Truppe schaut mich nun an.
"Ach, es war einfach so schön euch alle auf einen Fleck zu haben. Und in zwei Wochen geht ihr wieder eure Wege. Hannover, München oder oder oder. Das macht mich doch ein bisschen traurig. Ihr fehlt mir dann immer so."

< Sandra >

Ich habe Tränen in den Augen. Es tut mir so leid,  dass das für sie so schwer ist. Eigentlich wollten wir es noch ein bisschen für uns behalten, aber jetzt fühlt es sich falsch an. Alle sehen sie so mitleidig an. Ich schaue zu Wincent und er nickt mir lächelnd zu und drückt meine Hand.
"Angela, wir bleiben hier."
"Jaja, ich weiß. Ihr seid noch zwei Wochen hier."
"Nein, Angela. Du verstehst das falsch. Wir bleiben hier. Für...für immer!"
Jetzt haben wir die ungeteilte Aufmerksamkeit des ganzen Tisches.
"Das verstehe ich jetzt nicht ", sie schaut zwischen Wincent und mir hin und her. Er lächelt sie an.
"Wir bleiben hier. Das habe wir heute morgen entschieden. Also eigentlich habe ich das entschieden", sage ich etwas kleinlaut. Einige schmunzeln am Tisch.
"Wir wollen die Fernbeziehung nicht mehr. Ich habe meinen Job gekündigt und die Wohnung auch. Ich wollte einen Fixpunkt für uns, an dem wir uns immer sehen. Am gleichen Ort, wenn Wincent nicht unterwegs ist. Und er möchte das auch. Und dieser Ort ist irgendwo hier bei euch", ich sehe sie und Shay an. "Ihr seid unsere Familie und hier wollen wir sein. Das Leben ist zu kurz. Da muss man Entscheidungen treffen. Wir suchen jetzt ein gemeinsames Zuhause und ich brauche einen Job."
"Wir bleiben, Mum. Alle beide." Wincent sieht sie an. Sie fängt an zu weinen und er nimmt sie in den Arm. Auch Shay hat Tränen in den Augen und drückt uns beide.
"Irgendwie schade, dass sie sich nicht für München entschieden haben ", sagt Lisa zu Kevin.
"Wir kommen euch ganz oft besuchen", sage ich und drücke sie.
"Weißt du schon, was du was du machen willst?", fragt mich Lena. Ich schüttele mit dem Kopf.
"Ich habe überlegt, vielleicht etwas im Eventbereich zu suchen. Organisation liegt mir und die Organisation der Party hat mir richtig Spass gemacht."
"Das war auch wirklich super", sagt Amelie nachdenklich. Nach einer Weile verlässt sie mit ihrem Handy am Ohr den Tisch.

Fanfiction Wincent Weiss - Wer, wenn nicht wir?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt