13. Kapitel

178 11 1
                                    

< Wincent >

Seit dieser Begegnung vor ein paar Tagen und diesem Kuss, kann ich nicht mehr klar denken. Ich stelle alles in Frage, was ich vor Wochen noch für absolut richtig gehalten habe.
ICH habe eine Entscheidung getroffen.
ICH habe das für richtig gehalten.
ICH habe nicht mit ihr darüber gesprochen, sondern habe den einfachsten Weg gewählt und sie verlassen - obwohl es mir selbst das Herz gebrochen hat.
ICH bin so ein unfassbar großer Idiot!
Wie soll ich das wieder rückgängig machen? Kann ich das überhaupt?

Lisa fährt jeden Tag zu ihr. Sie sagt es nicht, aber ich weiß es. Sie sind gute Freundinnen geworden und sie verstehen einander so gut. Sie guckt mich manchmal mitleidig und manchmal wütend an, wenn sie wieder kommt. Aber sie sagt kein Wort dazu!
Kevin sagt mir wenigstens, dass ich ein Vollidiot bin.

Ich habe gestern Nacht einen Entschluss gefasst! Ich werde kämpfen! Ich kann vor mir selbst nicht mehr leugnen, dass es mir schlecht geht, dass sie mir fehlt, dass ich sie vermisse und ja verdammt, dass ich sie liebe! Aber ich weiß auch, dass es vielleicht schon viel zu spät ist! Und es macht es auch nicht leichter, wenn ich nicht mal weiß, wo sie ist.

Lisa kommt gerade wieder und begrüßt erstmal den kleinen Louis und Kevin.
"Hey Wince."
"Hey." So jetzt Augen zu und durch! Frag schon, wo sie ist, sage ich mir selbst.
"Lisa?"
"Ja?"
"Kannst du mir sagen, wo sie ist?"
"Warum?"
"Ich möchte mit ihr reden. Ich muss es erklären." Ich sehe sie an.
"Vielleicht ein bisschen spät. Findest du nicht?"
"Ich weiß...", ich fahre mir mit der Hand durchs Gesicht.
Kevin nickt ihr zu und lächelt sie an.
"Ich habe ihr versprochen, dass ich es niemanden sage. Schon gar nicht dir. Das musste ich schwören", sie schaut mich ernst an. "Aber....vielleicht...und auch nur ganz aus Versehen....habe ich vergessen, die Adresse aus dem Navy zu löschen. Das kann ja mal passieren und ich kann nichts dafür, wenn du dir den Wagen leihst", sie zwinkert mir zu.
"Danke!", ich lächle sie an.
"Es wird nicht einfach für dich! Verkack' es nicht!" Ich nicke nur.

Am nächsten Tag mache ich mich auf den Weg zum Ferienhaus. Nachdem ich geparkt habe, muss ich erstmal tief durchatmen! Ich hoffe, sie schickt mich nicht gleich wieder weg.
Als ich mich dem Haus nähere, höre ich sie schon rufen.
"Hey Sweetie, warum schleichst du dich heute so an?"
Ich bleibe stehen. Was mache ich jetzt?
Sie liegt im Liegestuhl und sieht mich nicht.
"Hey...", sage ich leise.
Sie erstarrt in der Bewegung, die sie gerade macht.
'Bitte beschimpf mich, schrei mich an, aber bitte schick mich nicht gleich weg', denke ich.
Sie erzählt mit sich selbst, dass Lisa einen qualvollen Tod erleiden wird und sie betitelt sie als Verräterin. Darum werde ich mich später noch kümmern.
Nach einer Weile sagt sie, ich soll mich endlich hinsetzen und die Klappe halten.
Ich sehe sie an, aber sie schaut weiter auf den See. Ich wende den Blick ab und tue es ihr gleich.
Ich weiß nicht, wie lange wir da so stumm nebeneinander sitzen, aber es tut gut einfach so mit ihr da zu sitzen.
Es wird dunkel und wir haben noch kein Wort miteinander gewechselt.
"Ich gehe erst, wenn du mir zugehört hast.", ich sehe sie an und ihr Kopf dreht sich langsam zu mir.
"Es ist spät. Ich möchte schlafen gehen. Du solltest gehen, Wincent."

Lisa hat mich vorgewarnt und ich selbst wusste es auch - es wird nich leicht werden. Ich habe ihr viel zu sehr weh getan.

"Ich habe die nächsten 2 Wochen nichts vor. Ich bleibe hier und warte bis du mit mir redest." Und das ziehe ich durch!

"Du hattest 10 Wochen Zeit mit mir zu reden und hast es nicht getan. Gute Nacht.", sagt sie wütend.

"Ich weiß", sage ich leise, "ich würde es dir so gern erklären."

Sie antwortet nicht und geht ins Haus.
Scheiße! Ich beobachte die Sterne, an Schlaf ist nicht zu denken. Ob sie mir morgen vielleicht zuhört? Meine Gedanken kreisen und irgendwann fallen mir die Augen zu.

Fanfiction Wincent Weiss - Wer, wenn nicht wir?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt