"Und, wie war eure Nacht?" Milo lehnte sich an die Wand. Ich schloss die Tür meines Spindes und sah meinen besten Freund an. "Dir auch ein guten Morgen", erwiderte ich und setzte mich auf eine der zwei Bänke.
"Jaja. Du bist eine Stunde zu spät. Also muss es gut gewesen sein. Ich bin Arzt und kümmere mich nur um das Wohlergehen meiner Patienten." "Ha-ha", erwiderte ich sarkastisch. "Ich bin nicht dein Patient. Aber wenn du es unbedingt wissen willst, meine Nacht war erstaunlich toll."
Milo sah mich überrascht an. "Du meintest doch immer, dass der Sex langweilig ist." Ich nickte. "Aber es war anders. Wir beide hatten richtig Lust drauf. Das ist so verdammt selten." "Ja, so selten, wie ein sechser im Lotto", sagte Milo skeptisch.
Ich zuckte mit den Schultern und stand auf, nachdem ich mir meine Schuhe angezogen hatte. "Jetzt muss ich schleunigst an die Arbeit, sonst merkt Dad noch, dass ich wieder zu spät bin."
Als ich den Raum verließ, stand Dad schon vor mir. Und wie immer sah er nicht erfreut aus. "Schön, dass es heute wenigstens nur eine Stunde ist, welche du zu spät bist." "Dann kündige mich doch", erwiderte ich und lief den Gang entlang. Natürlich folgte er mir.
"Du weißt, dass ich das nicht kann." "Du kannst- du willst es nur nicht. Und deswegen kann mich hier keiner leiden." "Sag doch sowas nicht." "Wenn du mich nicht kündigen willst, dann lass mich wenigstens in Ruhe."
Dad blieb stehen und ich verschwand um die Ecke. "Gib nicht immer deinem Vater die Schuld. Du bist der, der sein Leben nicht gebacken bekommt. Er versucht dir nur zu helfen." Ich sah in die Augen von meinem Kollegen. "Er ist Schuld. Aber was weißt du schon", murmelte ich und ging an ihm vorbei.
Bei Darcy, unserer Sekretärin hier im zweiten Stock, holte ich mir mein Klemmbrett und sah es mir an. "Clarke ist schon wieder hier?" Ich sah Darcy an. "Ja, seit zwei Tagen. Ich hab Sie auf deine Liste gesetzt, ihr versteht euch ja ganz gut." Ich nickte. "Danke." Darcy war die gute Seele hier auf der Station. Sie war zu jedem freundlich, hatte immer ein offenes Ohr für einen und verstand mich wohl neben Milo mit am Besten, da sie fast das Gleiche erlebt hatte.
"Na dann leg ich mal los", seufzte ich und lief zum Zimmer meines ersten Patienten.
Dann lief ich zum Zweiten.
Und zum dritten.
Zum vierten.
Zum fünften.
Die Patienten mochten mich und ich mochte fast alle von Ihnen. Mit den älteren Patienten unterhielt ich mich gerne- beziehungsweise Sie erzählten und ich hörte zu. Das freute diese armen Leute sehr.
Ich sah auf die Wanduhr. 11:20 Uhr.
Sofort machte ich mich auf den Weg zu den Personalräumen, tauschte meine Schuhe und zog mir eine Jacke über. Mit meinem iPhone und meinem Portmonee in der Tasche verließ sich den Raum, meldete mich zur Mittagspause ab und verließ so schnell wie möglich das Krankenhaus.
Zehn Minuten später war ich am Café angekommen. Heute war es relativ leer, was mich tatsächlich etwas wunderte.
An unserem Stammplatz sah ich meinen Ehemann und meinen kleinen Bruder. Mit einem leichten Lächeln lief ich die letzten Meter zu ihnen und setzte mich.
"Hey!" Matt lächelte mich an und gab mir einen Kuss. "Hey", seufzte ich zufrieden und legte meinen Kopf auf seine Schulter. "Gab's Ärger?" "Nur den Üblichen", antwortete ich.
"Kaum ist Matt dabei, schon bin ich abgeschrieben!", rief mein Bruder empört, weshalb er uns zum Lachen brachte. "Du hast mich jeden Tag", lächelte ich.
Beth kam zu uns, wir begrüßten uns kurz und schon brachte sie Kaffee. "Kaffee und Nudeln?", fragte Matt skeptisch. "Wer sagt, dass ich heute Nudeln nehme?" "Weil du immer Nudeln nimmst." "Heute bin ich ein richtiger Draufgänger", erwiderte ich und bestellte mir bei Beth ihre fantastischen Pfannkuchen.
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Troublemaker | manxman
RomanceIch hatte mein Leben nach etlichen, traurigen Jahren endlich in den Griff bekommen. Mit 24 Jahren hatte ich endlich eine Ausbildung angefangen, da ich endlich über den Unfalltod meiner Schwester hinweg gekommen war. Ich war Krankenpfleger im Kranken...