neun

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Nachdem Milo meinen Vater informiert hatte, was passiert war, schlief meine Mutter im Gästezimmer. Nur ungern wollte sie mich alleine lassen, obwohl ich allen versichert hatte, dass es mir gut ging. Es war eine glatte Lüge, aber trotzdem wollte ich nicht, dass sie sich weiterhin Sorgen machten.

Ich starrte an die Decke, es war schon weit nach Mitternacht, als ich einen Anruf erhielt. Sofort setzte ich mich auf und schnappte mir mein iPhone.

Matt!

"Bist du gut gelandet?", fragte ich ihn sofort. Ich musste seine Stimme hören! Er gab mir Halt! Und zwar genau den Halt, welchen ich gerade brauchte.

"Du bist aber schnell ans Telefon. Ist alles okay?" "Warum sollte nicht alles okay sein? Ich habe auf deinen Anruf gewartet!", erwiderte ich und log dabei meinen Mann an. Erzählen konnte ich es ihm später immer noch. Jetzt sollte er sich nur um seinen Vater kümmern!

"Ich bin direkt ins Krankenhaus gefahren. Dad hatte einen schlimmen Herzinfarkt. Morgen ist seine Bypass-Operation. Ist das was schlimmes?" "Nein, ist es nicht." Wieder eine Lüge. Matt klang sehr durch den Wind, da musste er nicht die Details wissen.

"Du lügst", erwiderte er nun leiser. "Warum lügst du?" Ich seufzte. "Ich wollte dich nicht beunruhigen." "Ach Schatz. Ich kann damit doch umgehen." "Ich weiß. Aber vorhin sahst du nicht danach aus." "Ja, ich muss zugeben, ich war etwas durch den Wind. Aber es geht wieder."

Ich blieb stumm. "Spencer?" "Ja?" "Ich liebe dich." "Ich liebe dich auch", flüsterte ich und zog die Decke über meinen Oberkörper. Meine Hand schmerzte etwas, doch Schmerz war gut. Schmerz war okay. Mittlerweile lebte ich mein halbes Leben mit Schmerzen. Psychisch und körperlich.

"Mit deinem Dad wird alles gut gehen, das weiß ich", erwiderte ich und stellte auf Lautsprecher, damit ich mich bequem auf die Seite legen konnte. "Ich hoffe, du hast recht." Im Hintergrund ertönte eine Durchsage. "Ist es okay, wenn ich noch ein paar Tage hier bleibe?" "Natürlich! Nimm dir so viel Zeit, wie du willst und brauchst."

Ich schloss meine Augen. "Hast du heute deine Tabletten genommen?" Ich nickte leicht und brummte. "Spence'?" "Ja, hab ich", murmelte ich und mich überkam einfach eine schrecklich riesige Welle der Müdigkeit- jetzt, wo ich wusste, dass es Matt gut ging. "Okay. Ich sollte auflegen, damit du schlafen kannst. Du musst ja schließlich bald aufstehen." Ich schnaufte leise und fiel in einen ziemlich beschissenen Schlaf.

Ich träumte von Finn Morgan- äh, McKinley. Wie auch immer er sich nun nannte.

Finn.

Wie er mich küsste.

Wie er mich berührte.

Wie wir gegenseitig all die Dinge wiederholen, die wir beide einst so geliebt hatten.

Wie wir uns liebten.

Schweißgebadet wachte ich auf. Es war bereits hell, weshalb ich auf die Uhr sah. Kurz nach sieben.

Ich atmete tief ein und aus, schlug die Decke zurück und stand auf.

Als erstes ging ich duschen und dachte dabei an Matt. Nur an Matt.

Wie er mich küsste.

Wie er mich berührte.

Wie er mich umarmte, wenn ich einen schlechten Tag hatte.

Wie wir uns liebten.

Es war nicht immer der beste Sex, doch es war guter Sex. Meistens lag es einfach nur an mir. Nicht an ihm. Er war einfach perfekt- in jeder Hinsicht!

Nach der Dusche putzte ich noch meine Zähne und zog mich an. Den nassen Verband haute ich in den kleinen Mülleimer, dann schaffte ich es irgendwie, meine Hand selbst neu zu verbinden.

In der Küche traf ich auf Mum. "Guten Morgen, mein Schatz. Hast du gut geschlafen?", lächelte sie und stellte eine Tasse Kaffee auf die kleine Kücheninsel, schob diese zu mir herüber.

"Ging so", erwiderte ich und setzte mich. "Du kannst mit mir reden, wenn du das möchtest." Seufzend nippte ich an meiner Tasse Kaffee. "Ich möchte es einfach nur alles vergessen. Ich werde ihn nie wieder sehen und konzentriere mich auf Matt. Nur auf ihn. Denn ich liebe ihn. Nur ihn." Entschlossen nickte ich, doch mein inneres Ich war einfach verwirrt, ratlos, wütend und verzweifelt zugleich. Doch anmerken ließ ich mir nichts.

In Ruhe trank ich meinen Kaffee, hin und wieder sah ich auf mein iPhone, doch der Bildschirm blieb schwarz. Hoffentlich würde Matt bald anrufen!

Als mein Bildschirm aufleuchtete und das iPhone gleichzeitig vibrierte, sah ich sofort nach. Doch es war nur Nate, welcher mich heute Abend zum Essen einlud. Ich sagte zu, obwohl es mir überhaupt nicht passte, doch es sollte sich keiner weiter Sorgen um mich machen. Denn dann würden sie Matt schreiben und er würde versuchen, wieder zu mir zu kommen. Doch er brauchte Zeit für seinen Vater!

Mir geht es gut!

Immer und immer wieder wiederholte ich diesen Satz. Vielleicht würde ich es ja bald wieder glauben.

Troublemaker | manxmanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt