neunzehn

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Finn und ich starrten uns an. "Mein Mann reist ab und kaum eine Stunde später stehst du vor meiner Haustür." Ich schnaufte vor Wut. "Warum?" "Ich wollte mit dir reden."

Warum ich ihn in mein Haus eintreten ließ, wusste ich nicht, aber ich tat es.

"Spencer, ich bin wirklich nur beruflich hier. Wir verfolgen Marcel Freak und alles deutet darauf hin, dass du sein nächstes Opfer sein wirst."

Ja, so kannte ich ihn. Direkt, kühl und verschlossen.

"Warum? Warum sollte ich das sein? Ich kenne ihn nicht!", fauchte ich und setzte mich auf die Couch. Finn blieb stehen und sah sich um. "Weil er mich verletzen will. Und aus irgendeinem Grund denkt er, dass du..." Er verstummte. "Das ich was?", knurrte ich wütend. "...dass du mir noch etwas bedeutest."

"Das ist das lächerlichste, was ich jemals gehört habe. Du hast mich damals sitzen lassen. Du hast dich verdrückt. Du bist ein Feigling. Ein mieses Arschloch. Von da an habe ich dir nichts mehr bedeutet. Falls ich dir jemals etwas bedeutet habe. Wer weiß das schon!", fuhr ich ihn an.

"Bitte, Spencer. Bitte, tu' das nicht. Ich musste damals gehen, denn du weißt nur zu gut, dass es schon immer mein Traum war!" "Ja, das weiß ich! Aber du hättest dich melden können! Ich habe dir unzählig viele Nachrichten geschrieben!"

"Verstehst du es denn nicht? Ich konnte nicht! Ich konnte dir nicht antworten!", schrie er nun zurück. "Erkläre es mir! Ich verstehe es nämlich nicht!"

Finn sah mich gequält an. "Hätte ich dich nur einmal gesehen, oder deine Stimme gehört, hätte ich Harvard geschmissen! Verstehst du?" Ich schüttelte meinen Kopf. "Das glaube ich dir nicht."

"Ich war so... verwirrt. Liam war plötzlich im Gefängnis und sagte mir vorher aber, dass meine Eltern nicht meine Eltern sind und mein Bruder nicht mein Bruder. Und dann habe ich ihn aufgesucht. Meinen Vater, meine ich. Und hätte ich dir das erzählt, wärst du vorbei gekommen. Das weiß ich. Und dann hätte Ich alles hingeschmissen, weil mir zu diesem Zeitpunkt kurzzeitig einfach alles egal war! Meine Vergangenheit war eine reine Lüge!"

Erneut schüttelte ich meinen Kopf und lief in das Wohnzimmer, um mich auf die Couch zu setzen.

"Hättest du nicht wenigstens Schluss machen können?", fragte ich nach einiger Zeit der Stille. Finn stand noch immer am Türrahmen. "Dafür war ich zu feige."

"Als du dich sechs Monate nicht gemeldet hast, habe ich dich besucht. Ich wollte mit dir reden, doch dann sah ich, wie glücklich du warst und habe es gelassen." Ich sah auf meine Hände.

"Wirklich?" Nickend bestätigte ich. "Ich war erleichtert, dass es dir gut ging. Allerdings wurde ich anschliessend per Fahndung der Polizei gesucht, weil ich deswegen abgehauen bin", erwiderte ich und kratzte mir meinen Hinterkopf. "Nicht dein Ernst?!" Finn setzte sich neben mich.

"Es ist... ziemlich viel passiert." Seufzend lehnte ich mich zurück. "Du bist verheiratet." "Hast du gedacht, ich warte ewig auf dich?", fragte ich trocken. "Nein." Finn seufzte. "Nein", wiederholte er dann leiser. "Behandelt er dich gut?" Verständnislos sah ich ihn an. "Echt jetzt?! Aber um deine Frage zu beantworten: Matt ist einfach der beste Ehemann, den man sich wünschen kann. Er versteht mich und liebt mich, wie es noch keiner getan hat", knurrte ich und lehnte mich zurück, verschränkte meine Arme vor meiner Brust.

"Okay, ich sollte jetzt gehen. Ähm, soll ich..., brauchst du Polizeischutz? Also möchtest du welchen?" "Nein." Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Finn aufstand, dann verließ er das Wohnzimmer und ich hörte die Haustür ins Schloss fallen.

Seufzend ließ ich mich auf die Seite fallen und starrte auf den schwarzen Bildschirm des Fernsehers.

Irgendwann, ich musste eingeschlafen sein, klingelte mein iPhone.

"Hallo?", murmelte ich müde, ohne auf das Display zu schauen. "Ich wollte dir nur sagen, dass ich im Hotel bin. Habe ich dich geweckt?" "Ist nicht schlimm."

Ich setzte mich auf. "Wie war dein Flug?" "Unerträglich. Das Kind neben mir hat vier mal gekotzt. Durch den Geruch hab ich fast die Tüte mit gefüllt." Ich schmunzelte.

"Und was machst du jetzt noch?" "Ein paar Klamotten auspacken und meine Ausrüstung überprüfen. Morgen um fünf gehts los. Ich glaube, nach dem Auftrag kannst du mich in ein Heim für betreutes wohnen schicken." "Auch, wenn ich dir dann eine wunderschöne Massage am ganzen Körper gebe? Und damit meine ich jedes Körperteil, das du besitzt."

"Spencer! Wenn das jemand hört!" Ich wusste genau, dass Matt in diesem Moment feuerrot anlief. Ich neckte ihn gerne mit zweideutigen Anspielungen.

"Wer soll es denn hören? Oder hast du einen heißen Pagen in deinem Bett liegen?" "Nein! Spencer! Ich liebe nur dich. Vertrau mir." Ich seufzte. "Ich weiß. Aber wenn Ich besser aussehen würde, würde ich es dir wahrscheinlich eher abkaufen."

"Spence', ich liebe dich. Schlag dir deine lächerlichen Gedanken aus dem Kopf." "Okay."

Troublemaker | manxmanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt