zweiundzwanzig

578 43 12
                                    

"Schade, dass ich dich nicht zum Flughafen begleiten kann", murmelte Matt und lehnte seine Stirn an meine. "Nicht so schlimm", lächelte ich. "Dafür waren es wunderschöne Tage", fügte ich hinzu und gab ihm einen Kuss.

"Rufst du an, wenn du gelandet bist?" "Natürlich." Ich gab Matt einen Kuss. "Bis bald", flüsterte ich und stieg in das Taxi ein. Mein Blick war auf Matt gerichtet, doch das Taxi fuhr viel zu schnell los. Ich vermisste ihn jetzt schon! Mein Leben ohne ihn war eine Katastrophe. Ich machte Fehler, wenn er nicht bei mir war. Gewaltige Fehler. Wenn er nicht bei mir war, war mir alles egal. Ich liebte ihn.

Mein iPhone klingelte. Seufzend holte ich es aus meiner Jackentasche. Es war mein kleiner Bruder. "Was gibts?", fragte ich ihn und sah aus dem Fenster.

"Wann landest du?" "So gegen Mitternacht. Warum?" "Das ist zu spät!" "Was ist denn los?" "Was ist, wenn sie schon bald genug von mir hat? Spence', ich schaff das nicht." "Hör auf, dir solch einen Stress zu machen. Das ist mein Part in der Familie", versuchte ich meinen fast weinenden Bruder zu necken.

"Spence, was ist, wenn sie mehr will?" "Wenn sie mehr will?", fragte ich noch einmal nach. "Du weißt schon. In einer Beziehung. Mehr", stotterte Kayden in abgehackten Sätzen. "Dann lässt du es auf dich zukommen." "Meinst du? Aber ich bin blind." "Glaub mir, du brauchst dafür keine funktionierenden Augen. Wichtiger ist dein Tastsinn und vor allem deine Fingerfertigkeit. Glaub an dich. Und jetzt werde ich auflegen. Ich hab dich lieb." Und damit legte ich auf.

Mein kleiner Bruder machte sich einfach viel zu viele Gedanken. Er war vielleicht blind, doch er konnte sehr gut mit dem Rest seiner Sinne arbeiten. Schon als Kleinkind war er allen in der Gruppe voraus. Doch seit Mackenzies Tod zweifelte er oft an sich selbst. Aber Amalia war eine wunderbare, junge Frau, soviel wusste ich. Es gab keinen Grund für ihn, nervös zu sein. Und wenn sie kein Verständnis haben sollte, war sie einfach nicht die Richtige für meinen kleinen Bruder.

***

Es war halb drei, als ich an Finns Hotelzimmertür klopfte. Gerade eben hatte ich noch mit Matt telefoniert gehabt. Sein Rat war, ich solle mit Finn reden- ohne ihn. Ich sollte das alles klären, was mich quälte. Vielleicht hatte er Recht. Vielleicht würde Finn dann wieder verschwinden und alles würde wieder gut werden!

Wieder klopfte ich. "JAHA!", hörte ich ihn genervt rufen, dann öffnete sich die Tür. "Spencer, was-" Ich unterbrach ihn, indem ich ihn küsste. Mein Hirn sagte mir, ich solle aufhören, denn ich war verheiratet mit dem besten und verständnisvollsten Mann der Welt, doch mein Körper sehnte sich nach gutem Sex. Sex, wie ich ihn damals nur mit Finn hatte. Dabei wollte ich doch nur mit ihm reden!

"Spencer, Spencer!" Finn drückte mich von sich weg. "Du bist verheiratet." Ich nickte und raufte mir meine Haare. "Atme tief ein und aus", flüsterte er und schloss die Tür hinter mir. "Warum bist du hier?" "Matt meinte, ich solle wie ein vernünftiger Mensch mit dir reden", erwiderte ich und sah auf den Tisch.

Papierkram.

"Okay, aber stattdessen küsst du mich? Vor ein paar Tagen wolltest du mich umbringen, was ich dir eigentlich auch nicht verübeln kann, denn ich war ein feiges Arschloch vor 13 Jahren." "Da kann ich dir nicht widersprechen." Mein Herz pumpte, ich war erregt und wollte Sex, was in den 13 Jahren sehr, sehr selten vorgekommen war. Und ich wollte nicht nur Sex wie mit Matt, ich wollte Spielchen spielen!

"Erinnerst du dich noch an unser erstes Mal?" Finn nickte. "In Spanien. Und die Male danach." Leicht verlegen lächelte Finn. Mit diesem blonden Dreitagebart sah er wirklich gut aus- das fiel mir erst jetzt auf.

"Ich möchte es noch einmal fühlen, Finn. Diese Nähe. Deine Nähe." Ich kam ihm wieder näher. "Ich hatte nie die Chance, mich zu verabschieden." "Hast du getrunken?", fragte er leiser. "Nein."

Erneut küsste ich Finn. Dieses Mal erwiderte er und drückte sich an mich, krallte seine Finger in meine Haare.

Und es gefiel mir.

Ich hob Finn hoch, setzte ihn auf dieser kleinen Kücheninsel ab und öffnete seinen Gürtel. "Spencer-" Ich unterbrach ihn mit einem verlangenden Kuss. Mein Gehirn war ausgeschalten. Ich konnte nichts dagegen tun.

Ich, Spencer Morningstern, betrog nun den besten und verständnisvollsten, liebevollsten und süßesten Mann der Welt.

Troublemaker | manxmanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt