TEIL EINS
Matthew erinnerte sich noch gut, wie er vor zwei Wochen vor der Haustür seiner Eltern stand. "Überraschung!", rief er und versuchte sich nichts anmerken zu lassen.
Seine Mutter schaute ihren Sohn überrascht an, sah dann zu dem weißen BMW in der Einfahrt.
"Bist du etwa mit dem Auto gekommen? Das sind fast 1500 Kilometer", erwiderte sie fassungslos.Und seitdem hockte Matthew bei seinen Eltern. Das Haus war groß und er begegnete ihnen nur zum Essen, da er sich sonst in seinen Bereich aufhielt. Er wollte nicht, dass seine Eltern sich sorgten. Sie sollten nicht mit bekommen, wie er sich jeden Abend in den Schlaf weinte. Und doch wussten sie, dass etwas mit ihrem Sohn nicht stimmte.
"Matthew?" Seine Mutter klopfte an die Tür. Noch immer lag er im Bett, obwohl es schon nach elf war. "Matthew?", fragte sie erneut. "Was?", rief er heiser. "Ist alles in Ordnung? Wir machen uns langsam ernste Sorgen!" "Mir geht's gut." "Das sagst du immer. Damit wir uns ja keine Sorgen machen. Aber da machen wir uns doch erst recht Sorgen! Aber das verstehst du ja nicht!", rief sie.
Es wurde still. "Dein Bruder kommt gleich. Vielleicht bekommt er dich ja zum reden." "Wirklich?", rief er begeistert. "Ja und er bringt wohl jemanden mit. Und bleibt auch einige Zeit in den Staaten. Ist das nicht wunderbar? Also bitte, rede wenigstens mit ihm. Der Kummer wird dich sonst noch auffressen."
Dass Christian endlich wieder in die Staaten zurückkehrte, freute Matthew. Er sah seinen Zwillingsbruder viel zu selten. Seit Jahren war er im Jemen stationiert. Genauer gesagt seit fast acht Jahren.
Doch jetzt erst einmal befand Matthew sich im hier und jetzt. In der Realität, wo sein Ehemann ihn betrogen hatte. Und wie lange lief das schon zwischen den beiden?! Oder war es eine Einmalige Sache?
Matthew bekam die Bilder nicht mehr aus dem klopf. Was sie wohl alles miteinander angestellt hatten? Hatten sie es auch in ihrem Ehebett getan?
Erneut kamen Matthew die Tränen. Damals hatte er alles für Spencer aufgegeben. Sein ganzes Vagabundleben, welches er so sehr geliebt hatte. So lange, bis er Spencer im Krankenhaus begegnet war.
Eigentlich wollte Matthew diesen Auftrag gar nicht annehmen, da er lieber die Landschaft fotografierte, doch das Geld hatte gestimmt und er wollte es versuchen und es war der beste Auftrag seines Lebens, da er die Liebe seines Lebens gefunden hatte.Matthew erinnerte sich an ihren ersten Winter zu zweit. Wie unbeschwert Spencer an jenem Winterabend war...
Gemeinsam liefen die beiden den verschneiten Weg entlang. Der Schnee knirschte unter den Schuhen, es waren tiefe Minusgrade und beide waren dick eingemummelt.
"Sieh nur, wie schön der Winter ist", flüsterte Spencer. Matthew blickte seinen Freund an. Noch immer konnte er nicht glauben; dass sein Herz seit vier Monaten ihm gehörte.
"Genau so schön wie du", lächelte er. "Du spinnst", flüsterte Spencer und sah zu Boden. Matthew liebte jede Faser an diesem Mann. Seine schwarzen Haare, welche sich immer so unglaublich weich anfühlten, seine braunen Augen, sein Lachen und ja, sogar die Kilo, welche Spencer zu viel hatte, liebte er. Spencer war sein Pummeleinhorn, welches er nie wieder loslassen wollte!
"Lass uns einen Schneeengel machen!", rief er begeistert und lag auch schon im Schnee und ruderte mit seinen Armen und Beinen. Matthew lächelte verträumt und knipste ein Foto. "Hör auf, Fotos zu machen und leg dich neben mich!", lachte er.
Noch nie hatte Matthew Spencer so unbeschwert und glücklich gesehen. Und jetzt liebte er ihn noch mehr- falls das überhaupt möglich war.
Matthew legte sich daneben und bewegte ebenfalls Arme und Beine.
Einige Minuten blieben die beiden noch im Schnee liegen, Hand und Hand, sahen sich in die Augen. "Ich hätte nie gedacht, dass ich je wieder so fühlen kann", sagte Spencer. Matthew wurde stolz. Das er der jenige sein durfte, der Spencer wieder Freude schenkte, machte ihn so unfassbar stolz und glücklich.
"Ich freue mich, dass du mich nicht abservierst, obwohl ich viel unterwegs bin." Er lächelte. "Dann kann ich mich wenigstens immer auf etwas freuen."
Matthew wollte den Moment nicht zerstören, in dem er fragte, wann er Spencer's Eltern endlich kennenlernen durfte, deswegen schwieg er und sah seinen Freund einfach nur an.
Auf seinem iPhone suchte Matthew das Bild, wie Spencer damals einen Schneeengel machte. Sofort schmerzte es wieder in seiner Brust. Als würde man ihm das Herz herausreißen.
"Matthew!", kreischte seine Mutter plötzlich. "Er ist da! Oh mein Gott! Er ist da!", schrie sie so laut, dass er es in seinem Schlafzimmer hörte, obwohl sie an der Haustür stand.
Also stand Matthew aus und schlurfte in seiner Jogginghose aus dem Zimmer. Eine Frau trug ein leichtes Tuch um den Kopf und sah sofort beschämt weg. Wer war das?
"Matty! Zieh dir bitte etwas an!", lachte Christian. Hinter der Frau stand ein kleiner Junge. Die Frau war schwanger. "Oh wow", murmelte Matthew und zog sich seine Sweatshirtjacke, welche an der Garderobe hing, über den nackten Oberkörper.
"Das sind meine Frau Samah und unser Sohn Malik." Christian lächelte stolz. "Du... Du bist verheiratet?" "Und hast ein Kind?" Christian nickte. "Was denkt ihr denn, hab ich mich immer in den Jemen versetzen lassen." Christian lachte und nahm den Jungen auf den Arm.
"Samah war Dolmetscherin für ihr Land. Wir sind schon ziemlich lange verheiratet, ehrlich gesagt. Es war nur unklar, ob wir jemals beide in die USA einreisen konnten, deswegen habe ich nie etwas gesagt."
"Freut mich, Sie kennenzulernen." Sie sprach mit Akzent, doch man verstand Sie sehr gut. Er hatte also eine Schwägerin. Und einen Neffen. Sein Blick fiel auf ihren Bauch.
"Es werden Zwillinge!", grinste Christian und hielt seinem Bruder die Hand zum abklatschen hin, doch Matthew war absolut nicht danach.
"Warum belügt mich nur jeder. Erst Spencer. Jetzt du." Er schüttelte seinen Kopf und lief zurück in sein Schlafzimmer, ließ sich auf das Bett fallen und kugelte sich ein.
WARUM?!
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Troublemaker | manxman
RomanceIch hatte mein Leben nach etlichen, traurigen Jahren endlich in den Griff bekommen. Mit 24 Jahren hatte ich endlich eine Ausbildung angefangen, da ich endlich über den Unfalltod meiner Schwester hinweg gekommen war. Ich war Krankenpfleger im Kranken...