siebenundzwanzig

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Ich sah mir im Internet Bilder von heißen Polizisten an.

Die letzten Nächte hatte ich immer und immer wieder von Finn geträumt, von Matt, welcher enttäuscht von mir war und wie ich mich zwischen einen von beiden entscheiden sollte.

Mein iPhone vibrierte. Kurz sah ich auf den Bildschirm. Es war Matt, welcher mir ein Flugzeug-Emoji schickte. Er würde nun endlich nach Hause kommen!

"Wie findest du das?" Kayden kam aus seinem Schlafzimmer. Diesmal trug er eine schwarze Jeans und dazu ein dunkelblaues Hemd. "Wolltest du nicht ein weißes Hemd anziehen?", fragte ich und sperrte mein iPhone. "Hab ich nicht? Och man!" Gequält lief er zurück in sein Schlafzimmer, weshalb ich mein iPhone wieder entsperrte und bei Google Finns Namen eingab.

Unter dem Namen Finn Morgan fand ich allerdings nicht viel, weshalb ich es mit Finn McKinley probierte.

Schon nach wenigen Sekunden kamen einige Suchergebnisse. Vor zwei Jahren hatte er eine Auszeichnung bekommen, dann sah man ihn mit einem Kind. Das musste das Kind sein, welches er adoptiert hatte.

Auch negative Schlagzeilen waren zu finden, doch bei solch einem Beruf blieb dies wahrscheinlich nicht Aus.

Ich klickte auf den Zeitungsartikel mit dem kleinen Jungen.

FBI-Agent Finn McKinley (26) adoptiert Opfer

Darunter war ein Bild zu finden. Finn, mit leichtem Bart und zerzausten Haaren, wie er aus einem kleinen Häuschen gelaufen kam. Der Junge klammerte sich an ihm fest.

Bild: Agent F. McKinley rettet den kleinen Skylar (2) vor den gewalttätigen Eltern.

"Erde an Spencer?!" Erschrocken sah ich auf. Kayden stand vor mir. In einem weißen Hemd. "Sieht gut aus", erwiderte ich und steckte mein iPhone in meine Hosentasche.

"Ich bin so nervös", murmelte er. "Ach, das wird schon. Das erste Mal ist immer am schlimmsten." "Was ist, wenn ich stolpere? Oder etwas fallen lasse oder umschmeiße..., oder-" "Kayden!", unterbrach ich ihn und stand auf. "Es sind nur ihre Brüder. Alles wird gut." "Aber bei dir ist alles gut! Matthews Familie ist toll! Was ist, wenn es bei mir beschissen wird? Wenn sie mich hassen? Oder etwas abfälliges sagen, weil ich behindert bin?" "Du machst dir viel zu viele Gedanken."

Es klingelte. "Das wird Amalia sein", erwiderte ich ruhig und ging zur Wohnungstür, um diese zu öffnen. Amalia strahlte mich an. "Hey, Spencer!" Ich lächelte und trat zur Seite. „Kayden ist im Wohnzimmer."

Sie trug eine schwarze Leggings und dazu ein weißes T-Shirt. Ihre Haare waren zu einem Zopf geflochten.

"Du siehst ja hinreißend aus!", hörte ich sie sagen. Als ich im Wohnzimmer angekommen war, knutschten die beiden. "Soll ich mir lieber etwas anderes anziehen?", fragte er unsicher. "Nein, das passt schon so. Ich muss aufpassen, dass ich nicht über dich herfalle", sagte sie.

Und ich wusste, dass sie es ernst meinte. Man sah es ihr einfach an, wie sehr sie in Kayden verliebt war und es wahrscheinlich auch hier und jetzt mit meinem kleinen Bruder treiben würde.

Immerhin waren sie jetzt schon einige Zeit zusammen und ich fand es bewundernswert, wie Amalia auf Kayden wartete. Matthew hatte vor einigen Tagen beiläufig erwähnt, dass sich Kayden bei ihm über Sex informiert hatte. Es war schon ziemlich niedlich, zumal er bei Matthew wirklich an der falschen Stelle war. Er konnte immerhin nicht mal ein Geschlechtsteil erwähnen, ohne feuerrot vor Scham und Schüchternheit zu werden!

"Soll ich euch noch mitnehmen?", fragte ich dann. "Oh, das wäre lieb. Dann müssen wir nicht erst auf den Bus warten", lächelte Amalia. "Aber nur, wenn es dir nichts ausmacht." "Sonst hätte ich nicht gefragt", lächelte ich.

"Ist das nicht die komplett andere Richtung?", fragte Kayden verwirrt. "Alles gut, ich muss sowieso noch etwas erledigen, bevor Matt später landet."

Gemeinsam verließen wir die Wohnung und im Auto setzten sich beide auf die Rückbank. Ich fuhr zu der Adresse und bemerkte, wie nervös Kayden wurde. Dies bemerkte anscheinend auch seine Freundin.

"Alles wird gut, Kayden. Sie sind total harmlos und freuen sich schon auf dich", erwiderte sie lächelnd. "Nur Keith ist ein bisschen komplizierter. Es gab mal vor einigen Jahren einen Unfall, wo er fast von Kopf bis Fuß mit Blut überströmt war. Und es war das von einem seiner Patienten. Seit dem hat er einen kleinen Reinlichkeitstick und wird dir auf jeden Fall erst mal nicht die Hand geben oder Ähnliches. Das darfst du ihm aber nicht böse nehmen."

Kayden atmete tief ein und aus. "Aber wie soll ich ihn dann kennenlernen?" "Kayden, mach dir darüber keinen Kopf", mischte ich mich nun ein. "Rede einfach erst mal mit ihnen. Der Rest ergibt sich von selbst."

Wir drei verließen Kaydens Wohnung, ich setzte die beiden an ihrem Zielort ab und fuhr anschließend ins Hotel, wo noch immer Finn Mor- McKinley vorübergehend wohnte. Eigentlich sagte mir mein Kopf, dass ich umkehren und auf meinen Ehemann warten sollte, doch mein Körper wollte ihn sehen.

Ich suchte also sein Hotelzimmer auf und klopfte an der dunkelbraunen Tür. Kurz polterte es, dann wurde die Tür geöffnet. "Oh. Hey." Finn war überrascht. Wahrscheinlich genau so überrascht wie ich selbst. "Kann ich rein kommen oder ist es ungünstig?", fragte ich. Finn ging zur Seite, weshalb ich in das Hotelzimmer trat.

Sofort spielten sich die Bilder unserer heißen Nacht vor meinem inneren Auge wieder.

"Warum bist du hier?", fragte er nach einigen Minuten. "Das mit uns... diese Nacht..." Ich drehte mich zu ihm um. "Das muss unser Geheimnis bleiben, Finn. Ich bin verheiratet. Glücklich. Ich weiß gar nicht, was mit mir los war", sagte ich. Er nickte.

"Wenn du schon mal hier bist..., ich glaube, ich weiß, was Marcels nächster Schritt ist", wechselte er dann das Thema. "Du glaubst, er ist noch immer hier?", fragte ich verwirrt. "Warte.... Du weißt es nicht?" Regelrecht schockiert sah er mich an. "Was weiß ich nicht?"

Er gab mir einen Umschlag. „Der wurde gestern für mich abgegeben." Ich holte einige Fotos heraus.

Fotos von mir.

In meinem Haus.

Wie ich schlief,

Wie ich duschte,

Wie ich mit meinen Freunden und Kayden quatschte.

Er hatte Zugang zu meinem Haus, ohne das ich es wusste.

Troublemaker | manxmanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt