fünfunddreißig

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Bild: Spencer's Ehering
Quelle: Holzkern.de

"Vertraust du mir?" Ich zog eine Augenbraue hoch. "Nicht wirklich." Er verdrehte seine Augen. "Es sind mittlerweile zwei Wochen vergangen. Es ist nichts passiert und du blockst immer noch ab. Für Sex bin ich dir gut genug, aber für mehr anscheinend nicht. Das ist nicht schlimm, weil dir gerade sehr viel durch den Kopf geht, aber ich möchte dir ein paar Leute vorstellen. Damit du vielleicht besser nachempfinden kannst, warum ich damals weggegangen bin."

Ich sah Finn an. Es war Freitag, wir waren knapp drei Stunden gefahren und waren nun an einem kleinen Haus angekommen, direkt an einem großen See mit Steg und mitten im Wald.

Die Tür wurde gerade geöffnet und ein Junge trat heraus. Zusammen mit einem älteren Pärchen. Seine Augen fingen an zu leuchten und er rannte los. Auch Finn war bereits ausgestiegen und rannte zu dem Jungen.

Sein Sohn.

Langsam schnallte ich mich ab und öffnete die Tür. Warum tat er das?

Finn wirbelte den Kleinen herum und wenn ich es nicht besser wüsste, hätte ich gedacht, es wäre jemand anderes, der seinen Sohn begrüßt.

Noch nie hatte ich ihn so erlebt. So glücklich und unbeschwert.

Als ich aus dem Auto ausgestiegen war, kam Finn mit dem Jungen auf dem Arm zu mir.

"Sky, das ist Spencer. Ein Freund von mir." Der Junge musterte mich von oben bis unten. Warum machte er mich so nervös? Er war ein Kind!

"Du bringst nie jemanden mit." Sky sah Finn skeptisch an. "Warum ihn?", fügte er fragend hinzu. "Weil er ein alter Freund ist und ein schönes Wochenende braucht."

Ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte. Er war ein Kind, doch irgendwie auch nicht. Er sah mit Hemd und Jeans schon irgendwie unheimlich aus und er klang so begabt und es war irgendwie unheimlich. Es war Schwachsinn, doch dieser Junge musste mit großem Respekt behandelt werden. Am Ende würde er mich im Schlaf noch ermorden, wenn ich zu unfreundlich war.

Ich schob diese absurden Gedanken beiseite und lächelte dann.

"Das Lächeln musst du aber noch üben, damit es überzeugend wirkt", sprach der Kleine und schon hatte er mich wieder verunsichert.

"Sky, sei nicht so unfreundlich", mahnte ihn Finn. "Ich bin nicht unfreumdelich." Finn lachte leicht. "Das heißt unfreundlich." Er stellte Sky auf dem Boden ab. "So ziemlich das einzige Wort, welches er nicht aussprechen kann, dabei ist es eins der einfachsten Wörter", flüsterte er mir grinsend ins Ohr.

"Ihr seid gerade rechtzeitig angekommen. Das Essen ist fertig." Finn umarmte die beiden. "Das sind mein Dad Henry und seine Frau Meghan." Ich schüttelte beiden die Hand. "Freut uns sehr. Jahrelang hat Finnie ein Geheimnis daraus gemacht. Er hat nie etwas von seinem Liebesleben Preisgegeben." Henry grinste und legte seinen Arm um Finn. "Weil es niemanden was angeht", murrte er, lächelte jedoch leicht.

"Und hier wohnen Sie?", fragte ich und sah mich noch einmal um. Es war nicht ein einziges Haus zu sehen. "Nein, hier verbringen wir nur die Sommer. Sky liebt es hier. Und unserem Enkel können wir einfach nichts abschlagen." Meghan lächelte und hakte sich bei mir ein. Ich war etwas überrascht, denn wir kannten uns schließlich nicht.

"Finn ist ziemlich einsam", sagte sie, als wir in Richtung Haus liefen. "Ich bin mir nicht sicher, aber er hatte glaube in all den Jahren nie eine Beziehung. Aber so oft haben wir ihn auch nicht gesehen. Erst seit er Sky adoptiert hat, sind wir in seine Nähe gezogen. Und mein Sohn und seine Frau wohnen ebenfalls nicht weit weg." Meghan klang sehr ernst. "Daniel, mein Sohn, wurde uns fast genommen, deswegen sind wir alle in Richtung New York gezogen. Um näher beieinander zu sein."

Meghan brachte mich auf die Terrasse hinter dem Haus. Es war größer, als es von vorne vermuten ließ.

"Hm, warum erzählen Sie mir das alles?" "Weil Familie das Wichtigste ist. Finn erzählte, dass es seine Schuld ist, dass du so bist, wie du bist. Das du dich von deiner Familie, von deinem Vater, distanziert hast." Ich seufzte. "Es ist nicht alles seine Schuld. Aber er war vor dreizehn Jahren ein ziemlich feiges Arschloch und hat mich sitzen lassen, anstatt mir beizustehen. Vielleicht wäre dann alles anders gekommen."

Ich setzte mich und drehte den Ehering an meinem Finger. Hätte ich Matt je kennengelernt, wenn ich mit Finn zusammengeblieben wäre? Hätte Matt dann meine Ehe mit Finn zerstört? Wäre ich überhaupt Krankenpfleger geworden?

Wären wir überhaupt zusammen geblieben?

"Ein hübscher Ring." Ich sah auf. Meghan lächelte mich an. Mein Ehering war blau, mit einem Holzkern aus Walnuss.
Wir beide wollten damals etwas ausgefalleneres, kein Gold oder Silber, sondern etwas, was zu uns passte. Wir beide liebten das Meer und die Natur (Matt Wahrscheinlich mehr als ich) und als wir diese Ringe fanden, wussten wir, die würden perfekt passen.

Ich zuckte zusammen, als Finn sich neben mich setzte. "Kommt Daniel auch?", fragte er und stellte mir ein Glas Wasser hin. Ich bedankte mich leise und sah in den Wald. Es war so friedlich hier.

"Nein, er hat einen schlechten Tag. Vielleicht morgen", antwortete Henry.

Schlechte Tage kannte ich nur zu gut.

So, ich hoffe, ihr habt so richtig Bock auf ein special chapter in Milo's Sicht. Bin schon fleißig dabei (hab ja sonst auf Arbeit nichts „besseres" zu tun😂) und ich kann versprechen, dass es ziemlich lang und emotional wird🥹 aber emotional auf die gute Art, versprochen 🫣

Troublemaker | manxmanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt