einunddreißig

390 30 0
                                    

Es waren mittlerweile einige Tage vergangen. Noch immer lag ich im Krankenhaus. Ich redete nicht. Ich aß nicht.

Ich hatte den größten Fehler meines Lebens begangen und musste nun mit den Konsequenzen leben.

Meine Eltern kamen jeden Tag, um nach mir zu sehen, Kayden würde morgen noch einmal vorbei kommen.

Auch Milo besuchte mich, war allerdings ziemlich sauer, doch Nate wollte derzeit nichts von mir wissen.

Ich konnte ihn verstehen, immerhin hatte ich seinen besten Freund betrogen. Milo hatte mir erzählt, dass Matthew in der Nacht bei ihnen zusammen gebrochen war.

Seufzend nahm ich mein iPhone, schrieb Matthew erneut eine Nachricht. Doch er würde wieder nicht antworten, das wusste ich. Und ich verstand es.

Als die Tür geöffnet wurde, war ich überrascht, Liam zu sehen. "Was tust du hier?" Ich setzte mich auf. "Ich wollte mit dir reden. Darf ich rein kommen?" Nach kurzem überlegen nickte ich.

"Warum bist du hier?" Sein Blick fiel auf meine Verbände an beiden Armen. "Finn hat Angst, dass dein Mann ihn wieder eine verpasst." Ich zog eine Augenbraue hoch. "Matthew schlägt niemanden."

Liam grinste kurz, dann wurde er wieder ernst. "Tja, er scheint dich zu lieben. Das ganze Hotel redet darüber. Und Finns Auge und Wange ist lila. Aber er hat es verdient, so viel steht fest. Auch wenn er mein bester Freund ist."

Ich verdrehte meine Augen. Das Matt jemanden, in diesem Falle Finn, geschlagen hatte, wunderte mich. Er tötete nicht einmal eine Spinne. Er war der liebste Mensch auf Erden.

"Warum bist du hier?", fragte ich dann erneut. "Oh, ja richtig. Ähm ich wollte dich über einige Dinge informieren. Soweit wir wissen, wirst du morgen entlassen." Ich nickte. "Ich soll zu meinen Eltern ziehen, bis es mir besser geht." Ich verdrehte meine Augen.

"Äh, ja, was das angeht... daraus wird nichts. Du wirst vorerst bei dir wohnen, unser Team wird dich beschützen. Wir müssen Marcel Freak schnappen, bevor er wieder zuschlägt."

Entgeistert sah ich ihn an. "Ich soll den Köder spielen?", hakte ich noch einmal nach, um sicherzugehen, dass ich mich nicht verhört hatte. "So kann man es auch nennen, ja."

Liam war es sehr unangenehm, das merkte ich. "Und warum schicken sie dich?" Er zuckte mit den Schultern. "Ich bezweifle, dass du Finn im Moment sehen willst. Ich bin stinksauer auf ihn."

"Warum sind alle sauer auf ihn? Es gehören immer zwei dazu. Ja, ich war betrunken, aber ich wusste, was ich tue. Es war zwar der größte Fehler meines Lebens, aber ich kann es nicht mehr ändern."

"Und was wirst du tun? Wenn das alles hier vorbei ist, meine ich. Wenn wir Marcel geschnappt haben und du wieder ein normales Leben ohne uns führen kannst." Ich zuckte mit den Schultern. "Ich weiß es nicht", erwiderte ich leise.

Matthew würde mir wahrscheinlich nicht verzeihen. Also hatte ich dann alles verloren, wofür ich lebte. Ich konnte mich nur ändern- bessern. Ich musste mein Leben auf die Reihe bekommen, das wusste ich nun. Finn hatte etwas in mir zum Grübeln gebracht.

Möchte ich sterben?
Eigentlich nicht.

Möchte ich so dick bleiben?
Definitiv nicht.

Möchte ich glücklich sein mit jemanden, den ich liebte?
Ja!

Doch war es Matt? Oder Finn? Oder vielleicht jemand ganz anderes? Ich musste es herausfinden und zwar schnell!

Ich setzte mich auf und wartete kurz, da mir schwummrig wurde. Dann entfernte ich die Nadel aus meinem Handrücken und stand auf, lief ins Badezimmer, um mich frisch zu machen.

"Bist du mit dem Auto da?", fragte ich Liam. "Ja. Warum?" "Kannst du mich nach Hause fahren?" "Solltest du nicht lieber hier bleiben?", fragte er unsicher. "Ich bin Krankenpfleger. Ich weiß, was ich tue."

"Nimm es mir nicht für übel, aber du weißt nicht, was du tust. Schau dir die dicken Verbände an deinen Armen an. Du hast versucht, dich umzubringen." Ich verdrehte meine Augen. "Du bist doch hier, um auf mich aufzupassen. Also hast du ein Auge auf mich, wenn ich nach Hause gehe."

Noch immer sah er mich unschlüssig an, doch als ich mich umgezogen hatte und mein iPhone und Portmonee nahm, um zu verschwinden, stand Liam auf und folgte mir- widerwillig.

"Hör zu, es ist wirklich-" "Warst du damals nicht eher ein Draufgänger?", unterbrach ich ihn. "Hat dich das FBI so zu einem Waschlappen gemacht?", fügte ich hinzu.
"Naja, wenn du an meiner Stelle wärst, würdest du auch vorsichtig handeln. Sie können mich jederzeit wieder ins Gefängnis stecken und glaub mir, das würde ich nicht noch einmal überstehen."

"Du übertreibst." Plötzlich blieb er stehen. "Ich weiß, wie du dich fühlst, Spencer. Ich habe das gleiche durchgemacht, wie du. Nur schlimmer. Und mehrfach. Also komme mir nicht damit, dass ich übertreibe." Zum Ende wurde er immer leiser und tatsächlich hatte ich ein schlechtes Gewissen.

"Es tut mir leid", sagte ich aufrichtig. "Schon okay." Wir liefen weiter. "Wie kommst du damit klar?" "Besser als du, schätze ich. Ich bin einmal in der Woche beim Therapeuten und bete einfach, dass ich nie wieder zurück muss. Ich mache so ziemlich alles, was von mir verlangt wird. Und nur mein Chef weiß, was im Gefängnis vorgefallen ist. Und das soll auch so bleiben."

"Du hast es nicht einmal Finn gesagt?", fragte ich verwundert. "Nein. Es gibt Dinge, die er nicht wissen muss. Ich bin dankbar dafür, dass er mich da raus geholt hat, aber das ich... das ich missbraucht wurde, muss er nicht wissen." Es fiel ihm schwer, das auszusprechen und doch bewunderte ich Liam, dass er es konnte.

Troublemaker | manxmanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt