dreizehn - special chapter

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Kayden James

Es klingelte.

Erwartete ich ein Paket?
Nein.

Erwartete ich Besuch?
Nein.

Erwartete ich überhaupt irgendetwas oder irgendjemanden?
Nein.

Widerwillig stand ich auf und lief exakt zwanzig kleine Schritte zu meiner Wohnungstür. Mit meinem Zeigefinger drückte ich auf den angerauten Knopf und das Surren ertönte.

Mit zielsicherem Griff öffnete ich die Wohnungstür und wartete. Wahrscheinlich war es Mum. Sie kam oft vorbei, weil sie sich Sorgen machte.

"Hey!" Ich atmete tief ein. Sie war es! Ihren Duft würde ich überall erkennen! "Was tust du hier?", fragte ich und trat beiseite, damit Amalia eintreten konnte. "Du hast mir vor einigen Tagen deine Adresse gesagt. Ich wollte schon eher vorbei kommen, aber meine Brüder wollten unbedingt mit mir einen Kurztrip machen. Und da ich von dir keine Antwort bekommen habe, bin ich vorbei gekommen."

Ich schloss die Tür. "Ich habe gar nicht mit bekommen, dass du geschrieben hast", gab ich zu. Irgendwie hatte ich jetzt ein schlechtes Gewissen! "Das macht nichts."

Ich spürte Amalias Blick auf mir. "Ähm, was-" Plötzlich spürte ich zum ersten Mal in meinem Leben Lippen auf Meinen. Und es war toll! Ein fremdes Gefühl, doch ihre Lippen waren so verdammt weich!

"Oh Gott, es tut mir leid. Ich äh.." Amalia verstummte, doch auf meinem Gesicht bildete sich ein Lächeln. Ohne das ich etwas dagegen machen konnte!

Ich ging einen Schritt auf sie zu, umfasste ihr Gesicht und küsste sie. "So zielsicher..", murmelte sie und schlang ihre Arme um mich. Es war der Wahnsinn!

Niemals hätte ich gedacht, dass sich ein Kuss so gut anfühlt! Ich dachte immer, Milo würde übertreiben, doch es war nicht so!

"Lia...", flüsterte ich gegen ihre Lippen. "Ich bin blind." "Ich weiß. Mich stört es nicht. Außerdem habe ich gerade ein Buch zu Ende gelesen. Wer weiß, ob Katie ihren Seelenverwandten wieder sieht? Sie hat zu lange gewartet und ich möchte nicht, dass mir das selbe passiert."

Oh Gott. Sie hatte mein Buch gelesen! Oh nein!

"A-aber es ist nur ein Buch", erwiderte Ich und nahm ihre Hand, führte sie in mein Wohnzimmer. "Mag sein. Aber ich stehe auf Bücher. Und es ist so gefühlvoll geschrieben. Wusstest du, dass der Autor auch blind ist? So wie du. Es ist so faszinierend. Deswegen habe ich das Buch ja gelesen. Ich wusste gar nicht, dass Blinde so gefühlvoll sind und wie gut sie es sogar beschreiben können, obwohl sie nichts sehen." Ich schluckte.

"Amalia..., ich muss dir etwas sagen." Ich drehte mich in ihre Richtung. "Mein Name ist Kayden James. Ich.. ich bin der blinde Autor. Und eigentlich war es damals nur eine Therapie für mich selbst, aber jemand hat es an einen Verlag geschickt gehabt und dann war es plötzlich ein echtes Buch."

Ich seufzte. "Du bist.. du bist K.J. Winters?" Ich nickte. "Wobei der Nachname nicht real ist. Unter Diesen schreibe ich nur." "Wow. Du hast echt Talent!" "Danke." "Aber sie werden sich doch wieder sehen, oder?" Diese hoffnungsvolle und aufgeregte Stimme hörte sich einfach so niedlich an! "Da musst du dich wohl gedulden. So wie der Rest meiner Leser", neckte ich Amalia. "Du bist unfair. Aber ich kann das wohl akzeptieren."

"Hey Siri, wie spät ist es?", fragte ich mein iPhone. "Es ist 17:39 Uhr." "Oh, doch schon so spät. Hast du Hunger?" "Schon ein bisschen. Soll ich uns etwas bestellen? Ich habe nichts weiter vor, meine Brüder sind arbeiten." "Als was arbeiten sie eigentlich?", entschied ich mich zu fragen und lehnte mich zurück. "Oh, und möchtest du etwas trinken?" "Ja, gerne, ein Wasser reicht. Danke." Ich nickte und stand auf, lief zwölf kleine Schritte hinüber in die Küche, drehte mich nach rechts, lief noch einmal zwei Schritte zu meinem Kühlschrank. Diesen öffnete ich und holte zwei Wasserflaschen heraus, lief damit zurück zu Amalia.

Troublemaker | manxmanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt