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⚔(ᴠ/ɴ)s Sɪᴄʜᴛ⚔

Geschützt vor dem Regen liegen die Dokumente in meiner Jackentasche. Gerade erst hat es angefangen zu regnen und schon jetzt bin ich vollkommen durchnässt. Meine Haare kleben mir feucht im Gesicht und der regen fließt mein Gesicht herunter.

Es ist sehr kalt draußen und am liebsten würde ich jetzt zurückreiten und mich zu Levi ins Bett kuscheln. Aber dafür ist es jetzt zu spät. Bald bin ich da und ich darf jetzt keinen Rückzieher machen.
Bestimmt hat Levi schon bemerkt, dass die Dokumente weg sind und ich ebenfalls.

Und Levi ist um Himmelswillen nicht dumm. Er wird eins und eins zusammengesetzt haben und es ist gut möglich, dass er gerade versucht mich einzuholen.
Oder er hat es dem Kommandanten bescheid gesagt und sie sind mir gemeinsam hinterher geritten.

Ich schüttle den Kopf. Wie auch immer, es ist nicht mehr weit und egal, was mich erwarten wird, ich tue es bloß für Levi.
Da ich Angst habe, dass sie mich doch einholen könnten, lege ich noch einen Zahn zu und reite mit einer hohe Geschwindigkeit über die durchnässten Wiesen. An manchen kleineren Gräben haben sich Pfützen angestaut.

Auf einmal rutscht die Stute heftig zur Seite und schmeißt mich von sich runter. Nicht nur ich lande auf dem Boden, sie auch. Bestimmt ist sie im Matsch ausgerutscht.

Hektisch wiehert sie, als es auch noch anfängt zu gewittern. "Wir müssen weiter! Bitte steh auf!"
Ich versuche beruhigend zu klingen, doch höre ich mich verdammt angespannt an. Was ich natürlich auch bin.

Die Stute wiehert nur wieder und versucht auf die Beine zu kommen..., ohne Erfolg. Bitte nicht...
Oh doch, ihr Knöchel scheint verletzt zu sein. Nicht zurückhaltende Tränen sammeln sich in meinen Augen und laufen letztendlich über meine Wangen.

Das darf doch nicht wahr sein...
Vor Verzweiflung zittere ich sogar heftig auf, als ein lauter Donner ertönt. "V-Verdammt...", schniefe ich und Taste vorsichtig den Knöchel der verletzten Stute an. Sie wiehert schmerzhaft auf und sofort ziehe ich meine Hand zurück.

Mit ihr kann ich nicht weiter reiten. Aber ich kann sie doch nicht einfach hier liegen lassen. Im Regen, während es gewittert und kalt ist...und dann auch noch verletzt. Ich wäre ein schrecklicher, egoistischer und arroganter Mensch, würde ich dieses Tier jetzt einfach alleine hier liegen lassen.

Doch was ist mir wichtiger? Ein guter Mensch zu sein oder denjenigen zu beschützen, den ich über alles auf dieser Welt liebe?
Ganz klar ist mir Levi wichtiger. Gute Menschen? Gibt es die überhaupt noch? Eine gute Tat macht mich noch lange nicht zu einem guten Menschen.

Ja, ich denke wie der letzte Arsch auf dieser Welt, aber wenn ich jetzt weiterlaufen würde und Levi tatsächlich alleine hinter mir her ist, würde die verletzte Stute ihn aufhalten. Und ich weiß, dass Levi niemals ein verletztes Tier liegen lassen würde. Ein Grund mehr, warum mir seine Sicherheit mehr wert ist, als meine eigene.

Levi denkt immer erst an die anderen, dann erst an sich selbst. Ich tue es nicht, sonst würde ich jetzt nicht schon anfangen los zu laufen..., weg von der Stute, die verletzt und ängstlich auf dem Boden liegt.

Das Gewitter ist so laut, dass ich mein eigenes Geheule nicht höre. Ich fühle mich so schlecht! Was wird Levi nur von mir denken, wenn er die süße Stute da alleine liegen sieht?

Er wird mich für einen schlechten Menschen halten.
Er wird schlecht über mich denken.
Er wird mich vielleicht sogar anfangen zu hassen.

Plötzlich komme ich schmerzhaft auf den Boden auf. "BIST DU LEBENSMÜDE?! WAS GEHT IN DIR VOR, DASS DU SOLCH EINE HIRNRISSIGE AKTION STARTEST?!"
Ich reiße meine Augen vor Schreck auf und gucke in das wütende Gesicht von Levi. Nicht nur Wut ziert sein Gesicht, zugleich auch Sorge und Trauer.

Mir bleibt keine Zeit zum Antworten, da Levi sofort weiter redet, nein..., schreit.
"WEIßT DU EIGENTLICH WIE WICHTIG DU MIR BIST?! DU BEDEUTEST MIR ALLES! DAS ALLES HIER IST MEINE ANGELEGENHEIT! ICH HABE MIR DIESE SCHEIßE EINGEBROCKT UND DU BIST NICHT DAZU DA, UM DAS ZU LÖSEN, VERDAMMT!"

Immer mehr Tränen bannen sich den Weg hinaus, bis ich nur noch ein heulendes Wrack bin. In letzter Zeit bin ich sehr sensibel, was daran liegen kann, dass ich Angst habe Levi könnte mich verlassen. Und jetzt schreit er mich an, weil er doch wütend auf mich ist, oder?

Sein Atem geht schnell und die Regentropfen fallen von seinen Strähnen aus, auf mein Gesicht. "VERSTEH ENDLICH, DASS DU MICH NICHT BESCHÜTZEN MUSST! MIR EGAL, WAS DU MEINER MUTTER VERSPROCHEN HAST, DENN DU HAST DEINEN ELTERN VERSPROCHEN, DASS DU WIEDER ZURÜCK NACH HAUSE KOMMST!" Jetzt laufen auch ihm die Tränen über die Wangen.

"Verdammt! Ich liebe dich, (v/n)! Und ich möchte, dass wir beide heil zurück nach Hause kehren, wir beide zusammen."
Schluchzend ziehe ich ihn zu mir runter und umarme ihn. "E-Es tut mir leid! Ich habe eigensinnig und egoistisch gehandelt...I-Ich möchte einfach nicht, dass dir etwas passiert...", gebe ich zu, schäme mich im Endeffekt so sehr für meine Tat.

"Und ich nicht? Ich habe genauso große Angst um dich, vor allem wenn du so handelst, wie jetzt. Bitte überlass das mir und dem Aufklärungstrupp, ja? Ich verspreche dir, dass wir schon bald wieder zurück nach Hause gehen."

Langsam steigt er von mir runter, da er sich zuvor auf mich geworfen hatte. Levi hält mir seine hand hin, die ich daraufhin dankend annehme. "Tut mir leid...", flüstere ich, was man vermutlich kaum hören konnte, so laut wie der Regen auf den Boden prasselt und das Gewitter sein Unheil treibt.

Doch Levi verstand mich und legt nun beide Hände an mein Gesicht. "Du hast einen Fehler gemacht, das habe ich aber auch. Aus Fehlern lernt man, oder nicht? Lass uns zurück reiten. Und dann warten wir ab."

Unfassbar sanft streicht er mit seinem Daumen über meine Wange und gibt mir letztendlich einen liebevollen Kuss auf den Mund. Kurz erwidere ich ihn und schaue ihn danach bedrückt an. Sein Blick wird stutzig.
"Was ist los? Ist es wegen der Stute, die du dort hast liegen lassen?", fragt er mich ohne einen Hauch von Schuld.

Ich nicke, woraufhin er mich wieder in den Arm nimmt. "Ihr geht es gut. Wir versuchen sie beide gleich auf die Beine zu bekommen, ja?"
Darum geht es doch nicht...Wie konnte ich ein verletztes Tier dort lieg-
"Ich bin dran vorbei geritten. Die Stute war mir in dem Moment egal."

Ertappt gucke ich ihn an. Sag mal, kann er Gedanken lesen?!
"Nein, aber ich kenne dich einfach zu gut. Deine Mimik sagt mir deine Gedanken", antwortet er, weswegen ich ihm auf den Oberarm schlage. "Hör auf damit..."

Er stattdessen lacht leicht und nimmt schließlich meine Hand. "Nein. Ich mag es nämlich dich zu ärgern."
Und dann reiten wir gemeinsam zurück zu der weißen Stute, die friedlich dort auf den Boden liegt.

Zuerst entschuldige ich mich bei ihr und zu zweit versuchen wir sie wieder auf die Beine zu kriegen. Gar nicht mal so leicht, bei solch einem Pferd. Dennoch strengt auch die Stute sich an und steht letztendlich wieder.

Ich möchte eigentlich neben ihr laufen und sie somit ein wenig stützen, doch Levi sagt, dass ich auf seiner Stute reiten soll. Er würde neben meiner gehen, die eigentlich nur ausgeliehen ist.
Aber verletzt will ich sie nicht zurückbringen, also muss das noch warten.

Es dauert lange, bis wir wieder beim Hauptquartier ankommen. Wir holen jemanden, der sich dann um die Stute kümmert und als sie sich wieder hingelegt hat, verlassen auch Levi und ich den Stall. "Nur eine Prellung. Zum Glück kein Bruch", seufze ich erleichtert.

"Ja...und jetzt lass uns schlafen gehen", sagt Levi, während er mir einen Kuss auf die Wange haucht.

Doch dann geschieht etwas, was ich niemals erwartet hätte...

1293 Wörter

Sooo, hier ist das nächste Kapitel. Der Cut..., na ja, der ist nicht unbedingt besser...
MAN HÖRT SICH-

⚔I'm Sorry...Forgive me⚔ ˡᵉᵛⁱ ˣ ʳᵉᵃᵈᵉʳ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt