Sie spürte den staubigen Teppich, auf dem sie lag. Spürte, wie etwas Schweres zu Boden fiel. Und sie hörte das raschelnde Geräusch, dass Nagini machte, als sie zurück zu ihrem Herrn schlängelte. Dann war da eine ganze Weile Stille, bis sie das Knarren von Dielen vernahm. Da waren ihr bekannte Stimmen....auch die von Severus. Doch sie klang nicht gut...Immer wieder war da ein leises Röcheln!
Yara fühlte sich, als würde sie zwischen zwei Welten schweben. Um sie herum war es dunkel und alles war ganz leicht, als würde sie schweben. Sie wusste nicht, was vor ihr lag. Doch ganz deutlich erinnerte sie sich, was sie zurück lassen würde.
Severus wird sterben!
Es war dieser eine Gedanke, der von ihr Besitz ergriff. Ein eiserner Wille erhob sich in ihr und rüttelte sie wach. Ja, sie mochte geschwächt sein. Doch sie konnte es. Sie konnte über sich selbst heraus wachsen! Dumbledore hatte es immer gesagt. Sie war zu so viel mehr fähig, wenn sie es nur zulassen würde...wenn sie nur einen Grund finden würde, um es zuzulassen!
Yara versuchte ihre Gedanken zu klären. Zuerst musste sie die Wunde schließen, sonst würde der Blutverlust sie weiter schwächen. Sie stellte sich vor, wie die kleinen Löcher an ihrem Hals aussehen mussten. Merlin sein Dank hatten sie die Halsschlagader nicht getroffen! Es war nur Fleisch...Sie sah sie in Gedanken vor sich...Stellte sich vor, wie sie sich schließen würden. Yara bewegte ihre Finger, spürte ihre Gliedmaßen wieder. Sie hielt ihre Augen geschlossen, führte ihre Hand zu ihrem Hals und tastete nach den Wunden. Da war Blut...klebriges Blut. Doch es gab keine Bissspuren mehr! Sie hatte es geschafft! Von ihrem Erfolg beschwingt, öffnete sie die Augen und rappelte sich auf. Schwarze Punkte tanzten vor ihren Augen. Doch deutlich sah sie Severus vor sich, der am Boden lag.
„Yara!"
„Du lebst!"
Yara ignorierte die Stimmen. Es gab nur eins, was zählte: Severus. Er lag am Boden. Aus kleinen Löchern an seinem Hals rann Blut. Sein Atem ging nur schwach... Sie nahm seine Hand. „Severus..."
Heiße Tränen rannen über ihre Wangen und die Welt um sie herum verschwamm. Sie legte ihre Hand an seine Wunde. Yara spürte sein Herz schlagen, schwach und unregelmäßig. Sie spürte das Blut, das durch seine Adern floss.
„Oh mein Gott..."
Die Wunden schlossen sich. Doch Yara wusste, dass es das Gift war, das ihn tötete. Sie sah auf, als er den Druck ihrer Hand erwiderte. „Severus!" Er hatte seine Augen geöffnet und sah sie an.
„Ich habe dich...sterben sehen..." Seine Stimme war schwach. Zu schwach. „Yara..." Sein Körper erschlaffte.
„Nein!" Sie spürte Hände, die sie zurückziehen wollten, doch Yara wehrte sie ab.
„Er ist tot..." Es war Hermine, die sich neben sie gekniet hatte. „Du kannst nichts mehr machen."
Yara Tränen versiegten. Mit einem Mal waren ihre Gedanken klar. „Doch. Das kann ich." Sie sah auf. Harry und Ron sahen sie unbehaglich an, als wüssten sie nicht, was sie sagen oder tun sollten. Harry hielt eine kleine Phiole in der Hand, in der eine merkwürdige, schimmernde Substanz umherschwirrte. „Sind die von Severus?" Harry nickte. „Geh ins Büro des Schulleiters. Das Passwort ist ‚Dumbledore'. Nutze das Denkarium." Harry nickte erneut, doch die drei rührten sich nicht vom Fleck. „Geht! Na los, verschwindet!", schrie Yara sie an. Erschrocken setzten sie sich in Bewegung. Yara wandte sich wieder Severus zu. Sie brauchte all ihre Konzentration.
„Bitte, lass das funktionieren..." Severus' Seele war noch intakt. Sie hatte seinen Körper schon verlassen, doch schwebte über ihm, als würde sie versuchen, sich an den leblosen Körper zu klammern. Yara spürte sie und griff danach. Eine Hand legte sie auf Severus' Armbeuge und konzentrierte sich auf das Gift, dass seinen Körper getötet hatte. Sie musste ihn reinigen... Sie sammelte das Gift unter ihrer Hand. Yara musste es aus dem Körper bekommen! Verzweifelt sah sie sich nach einem scharfen Gegenstand um...Da entdeckte sie Severus' Zauberstab, der neben ihm auf dem Boden lag. Sie nahm ihn und führte ihn über seinen Arm. Ein kleiner Schnitt blieb zurück, aus dem Blut hervor trat. Es war nur eine geringe Menge Gift, doch es war sehr stark. Sie ließ das Blut laufen.
„Ich werde meinen Anhängern befehlen, sich zurückzuziehen, damit ihr eure Toten und Verletzten versorgen könnt. Es soll nicht unnötig magisches Blut vergossen werden. Ihr habt bis Mitternacht Zeit, Harry Potter auszuliefern. Solltet ihr das nicht tun, wird der Kampf weiter gehen." Es war Voldemorts kalte Stimme, die die Luft erfüllte. Doch Yara beachtete sie kaum.
Sie schloss den Schnitt wieder. Seine Seele war noch da. Sie drückte sie zurück in seinen Körper. Augenblicklich begann sie am ganzen Körper vor Erschöpfung zu zittern. Es hatte ihr die Kraft geraubt...
„Severus...Severus, komm zurück zu mir. Hörst du mich? Severus!" Sein Herz begann wieder zu schlagen. Er atmete wieder! Yara war erleichtert. Es hatte funktioniert! Doch noch war er nicht außer Gefahr. Er musste zu sich kommen, um dem Tod zu entgehen. „Severus. Komm zurück. Bitte. Severus...Ich bin hier und ich warte auf dich. Aber du musst jetzt zurückkommen." Er rührte sich nicht. Sie musste es schaffen! „Jetzt wache verdammt noch mal auf, Severus Snape!", schrie sie ihn an.
Und tatsächlich...Langsam öffnete er die Augen. Yara lachte und weinte gleichzeitig. Sie sank auf ihm zusammen vor Erschöpfung und Erleichterung.
„Was ist passiert?" Er war schwach, doch er lebte! Er legte einen Arm um sie, um sie zu beruhigen. „Alles ist gut..." Nach einigen Sekunden richtete sie sich auf. Severus tat es ihr gleich. „Du zitterst ja.", stellte er fest.
„Es geht mir gut."
„Ich habe dich sterben sehen. Was ist passiert? Wie kannst du noch leben? Ich dachte, ich hätte...dich verloren." Vor Überraschung war er im ersten Moment wie erstarrt, als Yara ihm um den Hals fiel.
„Du warst tot!", schluchzte sie.
„Yara...was hast du getan?! Ich war...Du hast dein Leben aufs Spiel gesetzt!" Seine Stimme war streng, doch nicht bitter. Eher besorgt. „Du wusstest doch nicht einmal, ob du das kannst."
Sie nickte und ließ nicht ab vom ihm. „Aber es hat geklappt."
„Und warum lebst du noch? Du kannst dir nicht selbst das Leben retten, soweit ich weiß. Naginis Gift hätte dich töten müssen!"
Sie sah ihn an und strahlte. „Du weiß doch noch, als ich dein Labor wollte und ich dir nicht gesagt habe, was ich dort gemacht habe." Er nickte. „Ich habe mit Naginis Gift experimentiert. Ich wollte wissen wie es wirkt und wie der Körper damit umgeht. Wie lange man braucht um es abzubauen. Ich habe es mir gespritzt." Entsetzt sah er sie an.
„Du hast was?!"
„Rege dich nicht auf...Ist doch alles gut gegangen. Es waren doch nur ganz geringe Dosen. Ich habe die Dosen dann gesteigert. Und ich habe festgestellt, dass der Körper, wenn er einmal daran gewöhnt ist, das Gift immer schneller abbaut.", fuhr sie begeistert fort.
Severus schloss die Augen, als müsse er das alles erst verdauen. Dann schüttelte er den Kopf. „Dann ist dein Körper an Naginis Gift gewöhnt...Und wo hattest du die Proben her?"
„Von Arthur. Als er gebissen wurde, hat man mich ins St. Mungo gerufen, also eigentlich hat Dumbledore mich geschickt...Es stand nicht gut um ihn, er lag im Sterben, wie du weißt. Ich habe das Gift aus seinem Körper geholt, aus seinem Blut gefiltert und mitgenommen. Ich habe dir mit Absicht nichts davon erzählt...Du hättest nur versucht mich davon abzuhalten!" Unschuldig sah sie ihn an.
„Manchmal ist es besser einige Dinge nicht zu wissen."
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Yara - Ein Licht in der Dunkelheit
FanfictionYara kehrt auf Dumbledores Wunsch als Lehrerin nach Hogwarts zurück. Während die junge Hexe versucht ihrer neuen Stelle gerecht zu werden, trifft sie auch auf ihre ehemaligen Professoren. Gegenwart und Vergangenheit treffen aufeinander. Für den Dunk...