Es klopfte an ihrer Tür. Wer mochte sie jetzt noch stören? Es war Freitagabend und sie wollte sich endlich wieder einmal entspannen.
„Die Tür ist auf!", rief sie. Die Tür öffnete sich und Albus Dumbledore trat herein.
„Hallo Albus!", begrüßte sie den Schulleiter überrascht.
„Guten Abend meine Liebe."
„Was machst du denn um die Uhrzeit noch hier?"
„Deine erste Woche hier ist vorbei und ich wollte Fragen, wie du zurechtkommst."
„Dann setz dich doch." Erst gestern war es ihr gelungen, alle Möbel wieder aufzubauen. Ein großes, schwarzes Sofa stand vor dem Kamin. Auf ihm befanden sich große und kleine Kissen in allen möglichen Farben. Davor stand ein kleiner Couchtisch aus schwarzem Glas und in Reichweite neben dem Kamin ein kleines Bücherregal mit ihren Lieblingsbüchern aus der Muggelwelt. Ihren Schreibtisch hatte sie vor das große Fenster gestellt. Er sah aus, als hätte sie ihn noch nie benutzt. Sie hatte darauf verzichtet, den Schülern in der ersten Woche Aufgaben zu geben oder einen Test zu schreiben. Ein riesiges Bücherregal teilte das Zimmer. Darin befand sich nur etwa ein Dutzend Geschichtsbücher. Das war alles, was sich innerhalb eines Tages hatte organisieren lassen. Sie würde morgen in die Winkelgasse gehen, um sich weitere Bücher zu kaufen, denn sonderlich bewandert war sie in Zaubereigeschichte auch nicht.
Hinter dem Bücherregal befanden sich ihr Doppelbett und ihr Kleiderschrank.
„Ich würde dir gern etwas Zutrinken anbieten, aber bis jetzt hast du nur die Auswahl zwischen Traubensaft...oder kein Traubensaft." Sie hob entschuldigend die Schultern. Dumbledore lächelte sie an.
„Dann nehme ich den Traubensaft.", gluckste er. Yara schwang ihren Zauberstab und eine Glasflasche mitsamt Gläsern kam zu ihnen geschwebt. Sie schenkte sich und dem Schulleiter ein. Es sah aus, als würden sie Wein aus Saftgläsern trinken. Die Hexe setzte sich neben ihn auf das Sofa.
„Also, über was genau willst du reden?"
„Die Schüler sind begeistert von dir! Sie reden in den Pausen darüber. Ich hörte einige Viertklässler über meinen Kampf gegen Grindelwald sprechen, als wären sie dabei gewesen. Du musst eine sehr anschauliche Art des Erklärens haben." Yara schoss das Blut in die Wangen. Es war ihr unangenehm, dass der Schulleiter mitbekam, dass sie in ihrem Unterricht über ihn sprach.
„Also...das...scheint ganz so." Sie lächelte und ihr Blick fiel auf die kleinen Spielfiguren, die sich in ihrem großen Bücherregal versammelt hatten.
„Das ist doch wunderbar!" Entzückt klatschte der Schulleiter in die Hände. „Ich wusste, dass du die Richtige bist." Sie schwiegen eine Weile und beobachteten das prasselnde Feuer im Kamin. „Wie kommst du denn mit den anderen Professoren zurecht?"
Sie zuckte mit den Schultern. „Ganz gut. Fast alle Professoren haben mir angeboten, dass ich zu ihnen kommen kann, wenn ich Hilfe brauche. Sie geben mir Tipps und ich frage sie über die Schüler aus. Professor McGonagall hilft mir dabei, den ersten Test auf die Beine zu stellen." Der Schulleiter nickte zufrieden.
„Und wie sieht es mit Severus aus?" Yara, die gerade ihr Glas hatte zum Munde haben wollten, stellte es lieber auf dem Couchtisch ab und ließ sich dabei betont viel Zeit. Auf was wollte der Schulleiter hinaus?
„Was soll mit Professor Snape sein?"
„Wie kommst du mit ihm klar?"
„Ich glaube, dass keiner wirklich mit ihm zurechtkommt. Und dass ich in Gryffindor war und er damals schon versucht hat, mich jedes Mal vor der gesamten Klasse zu blamieren, macht es nicht gerade besser."
„Ich hatte den Eindruck, dass ihr euch in deinem letzten Jahr hier besser verstanden habt."
Sie sah ihn von der Seite an. „Nun, der Schein trügt. Ich glaube, wir hatten einfach beide genug davon uns ständig auf die Nerven zu gehen." Sie zwang sich zu einem Lächeln. Dumbledore nickte. Wieder schwiegen sie. „Was ist eigentlich mit Mad-Eye los? Warum ist er hier?"
„Wie du ja weißt, findet dieses Jahr das Trimagische Turnier statt. Es ist mir lieber, wenn er hier ist, dann kann er ein Auge auf die Schüler und Professoren haben. Er ist ein guter Auror."
„Das ist er wirklich. Zumindest so, wie ich ihn kenne. Ist es wegen Krakaroff? Traust du ihm nicht?"
„Nicht nur wegen ihm. Es gibt diese Zeichen..." Yara nickte verstehend. „Warum fragst du?"
„Es ist nur...Er hat mich zwar wiedererkannt, aber er ist nicht mehr wie früher."
„Wir sind alle nicht mehr wie früher. Auch du hast dich verändert. Du bist für außenstehende unnahbar geworden, obwohl du früher so ein offenherziges Mädchen warst."
„Du hast dich nicht verändert Albus. Du bist noch genau wie früher, als ich noch hier in der Schule war. Und Professor McGonagall ... genauso hatte ich meine Hauslehrerin in Erinnerung. Mir ist auch klar, dass ich nicht zu viel von ihm erwarten darf, die Zeitungen schreiben nur schlechtes über ihn, dass er alt und paranoid geworden ist, aber auch das war er früher schon. Aber früher hat er immer darauf beharrt mich bei meinem vollen Namen zu nennen. Jetzt sagt er nur noch Yara. Das passt nicht zu ihm. Ich hatte immer das Gefühl, dass er mich beim vollen Namen nannte, weil ihm das das Gefühl gab, dass ich komisches Wesen bin und keine normale Hexe. Solche Gewohnheiten legt man doch nicht ab! Vielleicht fehlt es mir auch nur, dass er mich nicht mehr so nennt..." Sie seufzte. „Ich war zu lange weg." Sie unterhielten sich noch eine Weile über das Trimagische Turnier und dessen Sicherheitsvorkehrungen. Schließlich erhob sich Dumbledore. Bevor er jedoch aus ihren Räumen heraustrat, wandte er sich ihr noch einmal zu.
„Meine Liebe. Bevor ich es vergesse: Du hast heute die Nachtwache. Das übernehmen immer zwei Professoren. Du wirst das zusammen mit Professor Snape machen müssen. Sie können sich ja mit ihm in Verbindung setzen, um auszumachen, wer in welchem Abschnitt des Schlosses patrouilliert."
Yara sah den Schulleiter entsetzt an. „Weiß er, dass wir das gemeinsam machen sollen?" Der Schulleiter nickte. „Ich glaube nicht, dass wir uns dann absprechen müssen. Er wird irgendwo unten herumlaufen und ich irgendwo in den oberen Stockwerken."
„Wie du meinst. Einen schönen Abend noch und eine ruhige Nacht."
Und eine ruhige Nacht war es auch. Yara dachte nicht einmal daran eines der unteren Stockwerke zu betreten. Schließlich könnte dort Severus Snape lauern. Ihr ehemaliger Professor für Zaubertränke. Er war wahrlich ein Meister auf seinem Gebiet und sie würde es nie wagen seine fachliche Kompetenz anzuzweifeln. Doch als Mensch....
Nach zwei Stunden des sinnlosen Herumlaufens gab Yara es schließlich auf. Sie setzt sich auf den kühlen Steinfußboden, lehnte sich gegen die Wand und streckte ihre Beine aus.
Wo war sie da nur hineingeraten? Sie sollte im Krankenhaus sein, Menschen helfen. Stattdessen war sie hier und unterrichtete ein Schulfach, in welchem sie früher selber eingeschlafen war. Und warum? Wegen Voldemort! Konnte er nicht einfach tot sein? Musste er in irgendeiner Gestalt immer wieder auftauchen? Aber dieses Mal würde sie sich nicht verstecken. Sie würde die Menschen retten, die sie retten konnte. Ja, wenn es denn ginge und sie auch nur die geringste Chance hätte, dann würde sie dafür sorgen, dass der Dunkle Lord nicht weiter erstarken konnte. Aber sie würde ja sehen, was die Zukunft alles bringen würde. Noch hielt er sich vorborgen, führte etwas im Schilde.
Bald würden auch die Schüler aus den anderen Zaubererschulen kommen, um dem Trimagischen Turnier beizuwohnen. Yara hatte selbst nie eines miterlebt, doch sie hatte während ihrer Vorbereitungen für ihre Stelle als Professorin darüber viel gelesen. Es würde ein Spektakel werden und Yara würde sicherlich keinen der Champions beneiden.
Sie konnte gut verstehen, dass Dumbledore Mad-Eye Moody an die Schule geholt hatte. Er war ein guter Auror und erkannte Gefahren sehr schnell. Mit seinem magischen Glasauge konnte er durch...ja, durch was konnte er damit eigentlich nicht sehen? Yara wusste es nicht.
Auch sie würde ihre Augen aufhalten.
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Yara - Ein Licht in der Dunkelheit
FanfictionYara kehrt auf Dumbledores Wunsch als Lehrerin nach Hogwarts zurück. Während die junge Hexe versucht ihrer neuen Stelle gerecht zu werden, trifft sie auch auf ihre ehemaligen Professoren. Gegenwart und Vergangenheit treffen aufeinander. Für den Dunk...