Es war früh am Morgen und die Schüler auf den Gängen tuschelten. Und was sie tuschelten! Der Schulleiter hätte die Schule verlassen und Dolores Umbridge war Großinquisitoren von Hogwarts geworden! Das Grauen in Pink sollte jetzt in der Schule für Ordnung sorgen? Das klang nicht gut.
Yara betrat das Lehrerzimmer. Die Stimmung dort war getrübt. Auch hier wurde nur geflüstert und alle unterbrachen ihre Gespräche abrupt, als sie eintrat. Als sie jedoch erkannten, dass es Yara war, schienen sie erleichtert. Die einzige die nicht im Lehrerzimmer anwesend war, war Dolores Umbridge.
„Was ist passiert?", fragte Yara neugierig und setzte sich auf einen freien Platz neben Minerva McGonagall. Die Hauslehrerin von Gryffindor war es auch, die ihr leise antwortete, als hätte sie Angst, belauscht zu werden.
„Professor Dumbledore war gezwungen die Schule zu verlassen, um Potter und seine Freunde zu schützen. Scheinbar haben sie eine geheime Lerngruppe gebildet..."
„...Dumbledores Armee...", seufzte Yara und die anderen Lehrer sahen sie überrascht an. „Ich wusste davon."
„Umbridge ist dahinter gekommen. Dumbledore hat die Schuld auf sich genommen und Minister Fudge wolle ihn dafür nach Askaban stecken. Deswegen ist der Schulleiter geflohen. Jetzt ist die Schule in der Hand des Ministeriums.", fuhr Minerva fort.
Yara verbarg das Gesicht in den Händen. „Ich hätte das verhindern müssen. Ich hätte es verbieten müssen, gleich als ich es herausgefunden hatte!"
„Sie können nichts dafür, Yara.", quiekte Professor Flitwick.
„Niemand hat Schuld.", stimmte Minerva zu. „Bis auf Dolores Umbridge vielleicht. Wir können auch den Schülern auch keine Vorwürfe machen. Gegen so eine Lerngruppe wäre unter normalen Umständen ja nichts einzuwenden."
„Aber was sagen wir den Schülern? Sie werden Fragen stellen." Professor Sinistra sah fragend in die Runde und einige Sekunden herrschte Schweigen.
„Wir dürfen Umbridges Unmut nicht auf uns ziehen. Dass noch jemand von uns durch einen Ministeriumsangestellten ersetzt wird, können wir uns und den Schülern nicht antun.", erklärte Pomona Sprout.
„Dann sagen wir ihnen nur, dass der Schulleiter vorerst suspendiert wurde." Die anwesenden Professoren nickten. Dann verließ einer nach dem anderen das Lehrerzimmer. Der Unterricht begann in wenigen Minuten.
„Natürlich konnte das Feuer den meisten Hexen nichts anhaben, denn sie schützten sich mit einem einfachen Gefrierzauber. Sie spürten also nur ein angenehmes Kribbeln. Das traurige an der Hexenverfolgung, die entgegen der allgemeinen Annahme nicht im Mittelalter, sondern erst im 16. Jahrhundert stattfand und die in Salem ihren Höhepunkt erreichte, war nicht der Tod von angeblichen Hexen, sondern die Skrupellosigkeit der Muggel, die Angst hatten vor der Magie, die ihnen hundertfach hätte das Leben retten können. Das Magie-Geheimhaltungsgesetz wurde erst Ende 1692 erlassen, ist aber auch auf die Hexenverfolgung zurückzuführen. Es bietet Sicherheit für Hexen und Zauberer." Sie machte eine kurze Pause, in der sie die Federn hörte, die eifrig über Pergament kratzten. „Das ist übrigens ein sehr beliebtes Thema bei den ZAGs. Wer jetzt noch nicht angefangen hat zu lernen, sollte es bald tun, die Prüfung ist in einer Woche. Noch Fragen?"
Eine Hand hob sich in der letzten Reihe. Sie nickte Blaise Zabini zu. „Was machen Sie in den Ferien, Professor?", grinste er. Sie hätte wissen müssen, dass sie von ihm keine Vernünftige Frage hätte erwarten dürfen.
„Mir eine besonders schwere Prüfung für Ihr sechstes Schuljahr ausdenken, Mr. Zabini.", erwiderte sie kurz angebunden und hob eine Augenbraue. Eine weitere Hand hob sich unter den grinsenden Schülern. „Mr. Finnigan?"
„Wissen Sie, was aus Professor Dumbledore geworden ist?" Sie zögerte.
„Ich denke Albus Dumbledore ist sehr wohl in der Lage auf sich selbst aufzupassen.", wich sie der Frage aus. Würde sie verraten, dass sie über den Ordnen Kontakt zu ihm hatte, dann würde sie Gefahr laufen, dass einer der anwesenden Slytherins sie an Umbridge verraten würde. „So, jetzt nur noch Fragen zum Thema Hexenverfolgung oder ZAGs."
Eine Hand flog in die Luft. „Miss Granger?"
„Professor, was passiert, wenn man durch die Prüfung fällt? Ich mache mir Sorgen, dass ich nicht rechtzeitig angefangen habe zu lernen und wenn ich nicht bestehen würde, dann wüsste ich gern, ob man die Prüfung irgendwie nachholen kann."
„Wann haben Sie angefangen zu lernen?"
„Vor vier Monaten, Professor." Yara musste sich Mühe geben, nicht zu seufzen.
„Miss Granger, Sie werden nicht durch die Prüfung fallen, das versichere ich Ihnen."
Die Klasse lehrte sich, als sie den Unterricht beendet hatte. Yara packte in aller Eile ihre Sachen zusammen und hatte wenige Minuten später ihre Räume erreicht. Sie schnappte sich eine Handtasche, die sie mit einem unaufspürbaren Ausdehnungszauber belegte. Zum Schluss hielt sie ein schneeweißes, bodenlanges Kleid in der Hand und seufzte. Deswegen ging sie doch hin, oder? Um mit sich wieder eins zu werden. Sie musste diesen Schritt gehen. Yara stopfte das Kleid in ihre Tasche und warf sich ihren schwarzen Reiseumhang über. Ihr Umhang bauschte hinter ihr auf, als sie die Eingangshalle durchquerte.
„Sie verlassen die Schule?", erklang eine kühle Stimme hinter ihr. Sie wandte sich um.
„Ja. Ich besuche jemanden."
„Wenn Sie der ehemalige Schulleiter dafür extra vom Unterricht frei stellt, muss es ja ein wichtiger Besuch sein.", bemerkte er. Natürlich...Dumbledore hatte sicher allen Professoren gesagt, dass sie eine Woche fehlen würde... Yara nickte. Sie setzte ihren Weg fort, hinaus aus dem Schloss, dem Weg nach Hogsmeade folgend. Severus Snape begleitete sie.
„Es ist mein Vater.", erklärte sie, als sie weit genug vom Schloss entfernt waren, um sicher sein zu können von niemanden belauscht zu werden.
„Und die Großinquisitorin erlaubt dir diesen ‚Ausflug'?" Er hob eine Augenbraue.
„Sie scheint nicht genau zu wissen, was sie von meinem Vater halten soll. Sein Name mag groß sein - groß gewesen sein - doch seine Macht ist seit Jahrhundert dahin. Er hat keine Macht mehr sich einzumischen. Voldemort ahnt das, du weißt das, Umbridge nicht. Aber wenn Voldemort das ahnt....dann reicht das. Er weiß, dass ich nicht auf dem Höhepunkt meiner Macht bin. Dass ich schwächer bin als je zuvor. Er verliert den Respekt. Und das werde ich nicht zulassen. Schon gar nicht, seit seine treuen Todesser Anfang des Jahres aus Askaban ausgebrochen sind. Er wird so viel stärker, als er es vor fünfzehn Jahren war."
„Meinst du, du kannst dich mit deinem Vater versöhnen?", fragte er mit unüberhörbaren Zweifel, der sich eher gegen sie richtete, als gegen ihren Vater. Sie warf ihm einen verärgerten Blick zu. Doch auch sie hatte ihre Zweifel. Ihr Vater würde sich nicht geändert haben. Wenn er nur ein bisschen Verständnis für sie aufbringen würde...
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Yara - Ein Licht in der Dunkelheit
FanfictionYara kehrt auf Dumbledores Wunsch als Lehrerin nach Hogwarts zurück. Während die junge Hexe versucht ihrer neuen Stelle gerecht zu werden, trifft sie auch auf ihre ehemaligen Professoren. Gegenwart und Vergangenheit treffen aufeinander. Für den Dunk...